Immobilienwirtschaft 10/2016 - page 93

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und IOS. „Früher oder später wird jedes
Unternehmen digitale Lösungen an der
Kundenschnittstelle einsetzen, so wie das
in anderen Branchen wie Touristik oder
Banking ja schon völlig üblich ist“, pro-
phezeit auch Stefan Zanetti, Gründer und
CEO von Allthings.
APPS
Nochvorwenigen Jahrenbestand ein
Mieterportal aus einer passwortgeschütz-
ten Seite, auf der Mieter oder Eigentümer
im Wesentlichen Dokumente einsehen
und herunterladen konnten. Heute geht
die Entwicklung hin zu einer Plattform,
auf der in beide Richtungen, also bidirek-
tional, kommuniziert werden kann. Auf
diese Weise können Wohnungsunterneh-
men und Immobilienverwalter ihre Kun-
den kostengünstig erreichen. Bislang be-
schränkt sich der Kontakt auf negativ ver-
knüpfte Ereignisse wie Mieterhöhungen,
Betriebskostenabrechnungen, Verstöße
gegen die Hausordnung oder Schäden
an der Immobilie. Dies lässt sich mit der
neuen Technik ändern. Das Unternehmen
kann bei Bedarf mit seinen Kunden täg-
lich in Kontakt treten und so die Kunden-
bindung erhöhen. Der Kunde seinerseits
kann zum Beispiel Schadensmeldungen
aufgeben oder den Bearbeitungsstand
verfolgen, Formulare wie Mietbeschei-
nigungen herunterladen und per E-Mail
weiterleiten oder Verträge und Abrech-
nungen einsehen sowie Anträge stellen.
Technisch gesehen ist die Mieterpor-
tal-App erst der Anfang der Entwicklung.
Bereits heute sindHandwerkeranbindung,
Community-Funktionen und Booking-
Portale für Quartiersbewohner, E-Con-
cierge-Lösungen, Haustechnik, smartes
Parkplatzmanagement, Buchungsfunkti-
onen, unterjährige Verbrauchsinformati-
onen, Shop-Lösungen von Partner-Unter-
nehmen, das Einbinden vonHausmeistern
und Energieversorgern und vieles mehr
möglich. Darüber hinaus lassen sich nicht
nur Quartiere oder Wohn
gebäude adres-
sieren, sondern auch andere Assetklassen
wie Büros, Gewerbeparks und Shopping-
center. Wichtig ist die Anbindung der App
an das ERP-System. Nur so wird sicher-
gestellt, dass die Prozesse effizient laufen
und Daten nicht aufwändig von Hand
übertragen werden müssen.
WER WILL WAS?
Die Schwerpunkte un-
terscheiden sich je nach Zielgruppe.
Grundsätzlich dreht es sich bei allen
Unternehmen um Prozessoptimierung,
Kundenzufriedenheit, Differenzierung
imWettbewerb und bis zu einemgewissen
Grad auch um das Erschließen neuer Ge-
schäftsmodelle. Bei Asset Managern liegt
der Schwerpunkt aufMehrwertkonzepten,
wie Wohnen mit Services, Micro-Appart-
ments oder digitalen Nutzungskonzepten
imGewerbebereich sowie auf Transparenz
und portfolioweiten Standards in der Be-
arbeitung. Verwalter wollen zunächst Ef-
fizienz, ein besseres Kundenerlebnis und
eine höhereMitarbeiterzufriedenheit, spä-
ter auch Potenziale, um für ihr traditionell
margenschwaches Geschäft neue Ertrags-
quellen zu erschließen.
Die Applikationen selbst sind schnell
aufgesetzt, weil beim Unternehmen kein
IT-Aufwand nötig ist. Wenn es um die
Anbindung an die Backend-Systeme wie
ERP- oder CRM-Software geht, fällt je
nach System und Schnittstelle ein Inte-
grationsaufwand an. Der hält sich aber
im Rahmen.
„Der Einführungs- und Einladungs-
prozess ist ein kritischer Aspekt bei der
Einführung eines Mieterportals“, so Peter
Schindlmeier, Geschäftsführer von Casa-
vi. OhneMarketingmaßnahmen geht hier
nichts, wie das Beispiel der FLÜWO Bau-
en und Wohnen zeigt, die 2014 ein Mie-
terportal für ihre bundesweit auf mehrere
Standorte verteilten Objekte eingeführt
hat.
SUMMARY
»
84 Prozent der Deutschen zwischen 16 und 74 Jahren sind mindestens
einmal pro Woche online
.
»
In der Wohnungs-
wirtschaft spielt
die Digitale Transformation
noch kaum eine Rolle.
»
Mieter- und Kunden-Apps
verzeichnen hohe Zuwachsraten.
»
Mit Mieterportalen
können hohe Effizienzsteigerungen generiert werden.
»
Der Erfolg steht und fällt mit der
Lancierung
.
«
Oliver Mertens, Stuttgart
Experten
„Die Mieterportale werden
derzeit nur von drei Pro-
zent der Mieter genutzt.
Das liegt nicht an feh-
lendem Bedarf, sondern an
überholter Technik.“
Jens Kramer,
CEO von PROMOS consult
„Das Wichtigste ist jedoch,
die App bei Mietern und
Eigentümern richtig zu
lancieren.“
Peter Schindlmeier,
Geschäftsführer von Casavi
Foto:s: Promos consult/Casavi
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