Immobilienwirtschaft 10/2016 - page 91

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hat gegenüber der solarthermischen Vari-
ante gleichmehrere Vorteile. Überschuss-
strom kann ins Netz eingespeist oder
selbst genutzt werden. Solarstrom kann
mancherorts bereits billiger erzeugt wer-
den als der aus dem Netz bezogene. Die
Installation einer PV-Anlage ist deutlich
unkomplizierter als die einer solarther-
mischen. Wie könnte folglich ein Mix der
Energieträger aussehen?
SOLARTHERMIE UND BRENNWERTKESSEL
Sehr gut einbinden lässt sich eine Solar-
thermie-Anlage in einen Pufferspeicher,
der hauptsächlich von einem Brennwert-
kessel betrieben wird. Seit diesem Jahr
sind diese nicht nur Stand der Technik,
sondern die einzige Lösung, um mit Gas
und Heizöl oder Flüssiggas zu heizen. Die
Vorgaben der EnEV zwingen im Neubau
dazu. Will man bei umfangreichen Sa-
nierungen im Bestand auf Dämmung
verzichten, wird man um das Einkoppeln
von erneuerbaren Wärmequellen nicht
herumkommen. Die neuen Normwerte
zu Energieeffizienz und Emissionen sind
nicht mehr alleinmit der bisher denMarkt
dominierendenNiedertemperaturtechnik
zu erreichen.
Eine solarthermische Anlage kann für
Warmwasserbereitung eingesetzt werden
oder für Heizzwecke. Es sollte immer eine
Abdeckung von maximal 50 Prozent des
Warmwasserbedarfs angestrebt werden.
Ansonsten kann die im Sommer über-
schüssig produzierte Solarwärme nicht
abgeführt werden.
Für diesenDeckungsgrad reichen 1 bis
1,3 Quadratmeter Kollektorfläche und 60
bis 80 Liter Pufferspeicher je Person aus.
Für die Heizvariante muss die Kollektor-
fläche das Zwei- bis Zweieinhalbfache des
Pufferspeichers betragen, empfiehlt der
Bundesindustrieverband der Deutschen
Heizungsindustrie (BDH). Auch der Puf-
ferspeicher sollte hier anders ausgelegt
werden: 50 Liter sind je Person zu veran-
schlagen und nochmals 50 Liter je Qua-
dratmeter Kollektorfläche. So vermeidet
man die Gefahr, den Puffer zu groß oder
zu klein auszulegen. Beides sorgt für deut-
liche Verluste.
Verwendet man Vakuum-Röhrenkol-
lektoren statt Flachkollektoren, erreicht
man eine um 30 Prozent höhere Effizienz.
Diese kann man für eine geringere Fläche
oder eine höhere Wärmeausbeute nutzen.
Doch wie wirtschaftlich sind die bei-
den Varianten? Selbst bei einem solaren
Deckungsgrad von 50 Prozent würde man
bei der reinen Warmwasserbereitung bei
drei Prozent Einsparung landen – Peanuts.
Wirtschaftlich interessant ist also nur die
zweite Variante.
Die Heizung jedoch braucht 60 Pro-
zent des gesamten Energiebedarfs eines
Gebäudes. Zielt man hier auf einen solaren
Deckungsgrad von 50 Prozent, was aller-
dings nur aufwändig zu erreichen wäre,
würdeman 30 Prozent der gesamten Ener
giekosten einsparen.
SONNENSTROM ZUM SELBSTNUTZEN
Die
zweite technisch sinnvolle Variante ist die
Einkopplung von Sonnenstrom (PV). In
den nächsten Jahren fallen die ersten PV-
Anlagen aus der EEG-Förderung heraus.
Zudem ist bei Strompreisen von 30 Euro-
cent je kWh und einer Förderung, die nur
noch ein reichliches Drittel beträgt, schon
jetzt die Speicherung, der Eigenverbrauch
des selbst erzeugten Stromes interessant.
Verbindet man diesen mit Großverbrau-
chern im Haus, kann das sogar ein rich-
tig interessantes Geschäft werden. Diese
Großverbraucher könnten elektrisch be-
triebene Heizgeräte wie Wärmepumpen
sein. Voraussetzung ist jedoch ein Strom-
speicher, der die Differenzen zwischen
Stromproduktion und Strombedarf aus-
gleicht. Wirtschaftlich optimal wäre eine
Abdeckung um die 50 Prozent.
SUMMARY
»
Die Wärmeversorgung in Immobilien kann in einem
Mix aus Fossilen und Erneuerbaren
erfolgen.
»
Dabei sollten
Energieformen
kombiniert werden, die sich auch
zusammen speichern
lassen.
»
Reine Stromlösungen
, wie Wärmepumpen und
PV-Anlagen, haben mehr Vorteile als rein thermische Lösungen.
»
Bei beiden ist
der richtige Deckungsgrad
mittels erneuerbarer
Energien wichtig für die Wirtschaftlichkeit.
. Fotos Urbansky; E3/DC/Andreas Burmann
«
Frank Urbansky, Leipzig
Therapiezentrum Ziegelhof,
Augsburg: PV, Wärmepumpe
und Solarspeicher
Objekt:
ehemaliger Landwirtschaftshof,
umgebaut zum Therapiezentrum für geistig und
körperlich behinderte Kinder
Art:
Neubau und Sanierung; Ziel: Nebenkos­
ten so gering wie möglich, Energiequellen
nachhaltig
Heizungstechnik:
Solarthermie: 15 qm; Grund-
wasserwärmepumpen: jeweils 4,2 kW (JAZ 4,5)
und 4,5 kW (JAZ 4,7) für Wärmeversorgung
Luftwärmepumpe:
Pufferspeicher: 3, insge-
samt 2.300 Liter fassend; Gesamtleistung der
Wärmeversorgung: 58 kW; Abdeckung: 100 %
Warmwasser aus hygienischen Gründen durch
Frischwasserstation
Stromtechnik:
PV-Anlage: 96 kWp auf einem
Stalldach; Stromspeicher: 2 mit jeweils 40 kWh
Speichervermögen; Abdeckung: 30 %
Besonderheit:
Wechselrichter der PV-Anlage
befinden sich im Schacht einer Luftwärmepum-
pe (JAZ 3,2), die so die hier auftretenden Ver-
luste von bis zu 3 % aufsammelt und zusätzlich
für Wärme sorgt
Anzeigetafel, PV-Anlage und Luftwärmepum­
pe, die die Abwärme der PV-Anlage nutzt.
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