Immobilienwirtschaft 4/2016 - page 57

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4.2016
Die EnEV wird die Baukosten
weiter ansteigen lassen, und zwar
um sechs bis sieben Prozent.
Das schätzt auch die von der
Bundesregierung extra eingesetzte
Baukostensenkungskommission so
ein. Wir haben die EnEV 2014 als
sehr gut erachtet. Und wir hoffen,
dass der KfW-70-Standard weiter
erhalten bleibt. Mit dem ließ sich
sehr gut und wirtschaftlich auch im
Sinne der Mieter arbeiten.
Doch die Kosten sind nicht das
einzige Problem. Sehr gravierend
ist die Wahl des richtigen Wärme-
trägers. Mit einem recht hohen
Anteil an regenerativen Energien
kommen wir gut zurecht. Auch in
Blockheizkraftwerken sehen wir
eine gute Lösung. Derzeit werden
sie mit Gas betrieben. Doch hier
lassen sich in den nächsten zehn
oder 15 Jahren problemlos alterna-
tive Energien einkoppeln.
Geht das aber nicht, etwa durch
Anschlusszwänge bei Fernwärme,
müssen wir stärker dämmen,
damit nicht zu viel fossile Energie
verbraucht wird. Das wiederum
führt zu einer aufwändigeren Lüf-
tung mit Wärmerückgewinnung.
Doch gerade die Dämmung ist bei
den Mietern stigmatisiert. Aktuell
haben wir eine Diskussion um
HBCD-haltige Dämmungen, also
Polystyrol. Werden die wirklich
zu Sondermüll erklärt, kann man
das den Nutzern nicht mehr
nahebringen. Deshalb darf nicht
mehr einseitig nur auf Dämmung
gesetzt werden. Letztlich sind
diese Fehlentwicklungen darauf
zurückzuführen, dass die EnEV
einseitig auf Energieeffizienz
setzt. Unserer Meinung nach wäre
die CO
2
-Einsparung wichtiger,
bis genug regenerative Energien
zur Verfügung stehen. In diese
Richtung muss ein Paradigmen-
wechsel erfolgen. Das sollte bei
der weiteren Reform der EnEV eine
Rolle spielen. Wir begrüßen aus
diesem Grund auch die Überle-
gungen, das EEWärmeG und die
EnEV zusammenzulegen.
Nur Energieeffizienz ist einseitig
KOMMENTAR
VON INGEBORG ESSER
Ingeborg Esser, Hauptge-
schäftsführerin des GdW
Bundesverband deutscher
Wohnungs- und Immobilien-
unternehmen
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