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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
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TITELTHEMA
ner und Handwerker schnell fit machen, diese auch anzuwen-
den.“ Dem pflichtet auch Christian Noll, Geschäftsführer der
Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF),
bei: „Die EnEV verpflichtet niemanden, mehr in Energieeffizienz
zu investieren, als an Energiekosteneinsparungen wieder zurück-
fließt. Dies regelt das Wirtschaftlichkeitsgebot gemäß Energie-
einspargesetz.“
Dennoch stößt die EnEV in der Praxis auf viele Widerstände
und noch mehr Unverständnis. „Zwei Drittel der seit dem Jahr
2000 erfolgten Kostensteigerungen sind eine direkte Folge der
EnEV“, schätzt Dietmar Walberg, Geschäftsführer Arbeitsge-
meinschaft für zeitgemäßes Bauen.
MEHR KOSTEN FÜR DIE BÜRGER
Auch die Bundesregierung muss
Kostensteigerungen eingestehen: „Bürgerinnen und Bürgern ent-
steht durch die Anhebung der Neubaustandards für Wohnge-
bäude ein Erfüllungsaufwand als einmaliger Investitionsaufwand
von etwa 220 Millionen Euro jährlich; das bedeutet Mehrkosten
pro Wohngebäude von bis zu etwa 1,7 Prozent. … Ab dem Jahr
2016 wird durch eine weitere Anhebung der Neubaustandards ein
zusätzlicher Erfüllungsaufwand in Höhe von etwa 264 Millionen
Euro entstehen.“
Eine weitere Verschärfung gegenüber dem jetzigen Standard,
wie er hier und da schon von der Politik diskutiert wird, sieht
Thomas Dorant kritisch. „Das führt zu einer weiteren deutlichen
Steigerung der Baukosten bei gleichzeitig stark abnehmendem
ökologischenGrenznutzen. Dies steht eindeutig imWiderspruch
Die 2016er EnEV-Änderungen gelten für
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Bauantrag am 1. Januar 2016 oder später
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Bauanzeige am 1. Januar 2016 oder später
Wer ein neues Wohnhaus plant und
baut,
muss darauf achten, dass der
berechnete jährliche Primärenergiebedarf
für den Neubau anhand eines „Referenz-
hauses“ mit gleicher Geometrie, Baumaßen,
Gebäudenutzfläche und Ausrichtung wie das
geplante Wohnhaus berechnet wird.
Pflichtangaben
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Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte)
der Bauteile für Außenwand, Dach, Boden-
platte, Fenster und Außentüren
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Wärmebrückenzuschlag für Außenbauteile
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Bemessungswert für die Luftdichtheit der
Gebäudehülle
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Berücksichtigung des Sonnenschutzes
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Technische Ausstattung für die Heizung,
Zubereitung des Warmwassers und Lüftung
Erlaubter Jahres-Primärenergiebedarf
sinkt durch EnEV 2016 um 25 Prozent
gegenüber EnEV 2014.
Der Planer berechnet den Jahres-Primär-
energiebedarf des Referenzhauses und
multipliziert das Ergebnis mit 0,75.
Wichtig:
Wärmeschutz der Bauhülle muss
um etwa 20 Prozent verbessert werden.
Bei Berechnung des Primärenergie-
faktors
für den nicht erneuerbaren Anteil
nicht mehr Normwert (bisher 2,8) zugrunde
legen, sondern 1,8. Für KWK gilt weiter 2,8.
EnEV 2016 –
Was ist neu?
LINK-TIPP
ZUM THEMA
Eine gute Zusammenfassung aller Änderungen.
Das Hannoveraner Baubüro Horschler hat eine Übersicht
erstellt, in der die Bauteile eines Hauses hinsichtlich der
EnEV referenziert sind. Anhand dieser Daten lassen sich
verschiedene Einzelmaßnahmen hinsichtlich ihrer Effizi-
enz im Voraus berechnen.
Nur Schönheitsfehler? Gedämmte und mit der Zeit vergraute Fassade.
Fotos: Christian Irrgang; Urbansky; ABG Frankfurt