Immobilienwirtschaft 4/2016 - page 31

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bot sich außerdem ein Bieterverfahren an.
Mit Hilfe von regionalen Investoren und
Anlegern, die Erfahrung mit schwierigen
Beständen hatten, wurden innerhalb von
zwei Jahren Spezialisten für Hochhäuser,
Erbbaurechtsbestände und Restanten-
pakete gefunden. Bei Einzelwohnungen
und kleinteiligen Paketen wurde der Weg
über einschlägige Internetportale gewählt.
Örtliche Banken und Bürgermeister stell-
ten Kontakte zu dem einen oder anderen
Abnehmer her.
Manchmal gab es allerdings auch
einfach Pech. Wegen des erheblichen
Instandhaltungsstaus fielen kurz vor der
zweiten Bieterrunde Fassadenteile von
Hochhäusern. Gerüste mussten errich-
tet und Auffangnetze montiert werden,
was verständlicherweise nicht verkaufs-
fördernd war. Auch in diesem Fall half
vollständige Transparenz per Gutachten.
Nachdem die Kaufangebote zunächst
um einige Millionen Euro in den Kel-
ler gerauscht waren, pendelten sie sich
nach dem Wertgutachten wieder ein. Die
Hochhäuser fanden schließlich für einen
soliden Betrag von mehr als 30 Millionen
Euro einen Abnehmer.
ERFOLGSREZEPT KREATIV-LOFT
Als beson-
dere Herausforderung erwies sich eine
Gewerbeimmobilie in Leipzig, für die zu-
nächst einMandat für das Objektmanage-
ment bestand. Ziel war es, dieMietverträge
zu optimieren, die Vermietungsquote zu
erhöhen und so den Verkauf des Objekts
vorzubereiten. Der aus einer Zwangsver-
waltung kommende Gewerbe- und Büro-
komplex war reichlich vernachlässigt. Die
Gebäudesubstanz war schlecht und die
Mietverhältnisse unvollständig dokumen-
tiert. LangfristigeMietverträge bestanden
mit einer Diskothek, einer Cocktail-Bar,
einem Kinobetreiber und einem Auk-
tionshaus. Der Leerstand konzentrierte
sich auf die unmodernen Büroflächen.
Es gab weder ein Sanierungs- noch ein
Instandsetzungsbudget. Ein nachhaltiges
Konzept für den Bürobereich, der kleine
Flächen für Existenzgründer undKleinge-
werbetreibende vorsah, half. Ziel war es,
die Büros als Kreativ-Lofts mit moderaten
Preisen und kurzen Laufzeiten in sehr zen-
traler Lage Leipzigs neu zu positionieren.
Flankierend dazu förderten neu eingerich-
tete Gemeinschaftsküchen die Entstehung
eines Community-Gefühls und den Netz-
werkgedanken im Objekt. Die Flächen
wurden über eine eigene Website im
Internet, einen zielgruppenspezifischen
Flyer sowie das Standortkontaktnetzwerk
vermarktet.
Die neue Positionierung als Kreativ-
Loft zu moderaten Mieten ohne großes
finanzielles Risiko für den Eigentümer zog
vor allem Architekten, Internetagenturen
und Freiberufler an. Darauf folgte eine er-
höhte Nachfrage durch Interessenten aus
dem lokalen Umfeld, wodurch sich eine
weitere Vermarktung erübrigte. Durch das
Objektmanagement angebotene Dienst-
leistungen, wie die Bereitstellung eines
Konferenzraums, Postservice undWLAN,
trugen ebenfalls zum Erfolg bei.
ANSEHNLICHES ERGEBNIS
Mit diesem kre-
ativen Vermietungskonzept gelang es, die
sanierungsbedürftige Immobilie ohne
großen finanziellen Einsatz neu zu positi-
onieren und fast vollständig zu vermieten.
Denn unerwartet waren gleich mehrere
Investoren an demObjekt interessiert, das
im Auftrag des Eigentümers früher und
Gewinn bringender als erwartet verkauft
werden konnte. Nach fünf Jahren war das
Gesamtprojekt schließlich abgewickelt.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
Bei rund 50 Transaktionen, die von einem
einzelnen Stellplatz bis zu einemPaket von
800Wohneinheiten reichten, erzielten wir
über 100 Millionen Euro Gewinn – zehn
Prozent mehr als erwartet.
SUMMARY
»
Oft wird für den Einzelvertrieb von Wohnungen eine
aufwändige Logistik und Abwicklungsmaschinerie
in Gang gesetzt.
»
Hier
wurden auch
Wohneinheiten in Teiltranchen
zum erzielbaren Marktwert veräußert.
»
Die Asset Manager
liquidierten die Restanten
sowohl in
Teilpaketen an Kleininvestoren als auch in Paket-Tranchen an Investorengruppen oder Privatisierer.
»
In wenigen Fällen
vermittelten sie Wohnungen
an Einzelkäufer
.
»
Mit diesem
Verkaufskonzept
wurde das Gesamtpaket in dreieinhalb Jahren mit
nur 35 Transaktionen
vollständig verkauft.
«
Sascha Janzen, Frankfurt am Main
In Teiltranchen lässt sich auch
ein buntes Sammelsurium an
unterschiedlichen Wohn- und
einigen Gewerbeimmobilien
zum maximalen Marktwert
veräußern.
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