Immobilienwirtschaft 4/2016 - page 26

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
KOLUMNE
Schnäppchenpreises für die „leerstehende“ Immobilie kaum
fassen und vermieteten umgehend das 22.000 m² große Haus
komplett an das Rocket Internet Imperium der Samwer Brüder.
Für uns bedeutete das den Auszug.
Unsere Suche nach neuen Büroräumen gestaltet sich als
schwierig. Die Besichtigungstouren geben Einblick in einen
ausgetrockneten Markt. Das ist umso überraschender, standen
doch vor fünf Jahren noch über eine von den 19 Millionen m²
Büroflächen in Berlin leer. Bis heute hat sich der Leerstand mehr
als halbiert. Die im Angebot stehenden Altbauten oszillieren
zwischen Billigbausünden im Osten und wir-sind-von-einer-
Mauer-eingeschlossen-und-können-nichts-dafür-Charme um
den Ku’damm im Westen. Die Neubauten sind weder flexibel
noch energetisch auf Stand. Wie schnell Büroräume für heute
von gestern sein können!
Neue Arbeitsräume finden wir schließlich als Untermieter
in dem schönen Tour Total, Architekten sind Barkow Leibinger.
Direkt amHauptbahnhof mit einemhervorragenden öffentlichen
Verkehrsnetz sowie einer Vielzahl von Geschäften, Restaurants
und Cafés drum herum. Die werden auch für Besprechungen
genutzt. Nebenkosten halbiert, Miete verdoppelt. Klar, die starke
Nachfrage führt zu steigendenMieten. Lagen die Durchschnitts-
mieten in Berlin 2011 noch bei zwölf Euro sind sie heute bei fast
15 € angekommen. Die Spitzenmieten liegen bei 23 €/m². Das ist
schon hoch, ist aber im Vergleich zu München (47 €/m²), Paris
(75 €/m²) oder London (195 €/m²) noch günstig.
D
ie Wende am Büromarkt lässt sich an einem Datum festma-
chen: Am 27.2.2015 kann ich förmlich die Schiffshörner der
Ozeanriesen hören, als die drei gut gekleideten Investoren
aus Hamburg zur Tür hereinkommen. „Ja, wir wollen Ihr Büro-
hochhaus am Postbahnhof bauen. Wir kennen das Geschäft und
glauben an Berlin. Den Vertrieb beginnen wir, wenn der Rohbau
steht!“ Wie die ersten Schwalben im Frühling oder die ersten
Frühblüher schon im Winter!
REKORDE
Seit der Lehman Pleite 2008 sind in Berlin keine Büro-
gebäude mehr ohne feste Vorvermietung gebaut worden! Gut für
dieMutigen, die die Trendwende als Erste erkannt haben. Mittler-
weile rauscht eine Großvermietung nach der anderen durch die
Stadt. Zalando will sich auf 100.000 m² rund um die Mercedes-
Benz-Arena ansiedeln, Allianz auf 50.000 m² in Adlershof.
Vermietungsrekorde purzeln, als wär’s die Olympiade. Wie
Savills kürzlichmitteilte, wurden in Berlin 2015 rund 940.000 m²
Bürofläche neu vermietet. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine
Steigerung von mehr als 20 Prozent. Das gab’s noch nie an der
Spree! Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht.
UMZUG
Auch wir sind mit unserem Büro direkt betroffen. Die
einst stolze GSW wurde von der Deutsche Wohnen geschluckt,
die übriggebliebenenMitarbeiter an einem Standort zusammen-
gefasst und das schöne Hochhaus, in dem auch wir arbeiteten,
an JP Morgan verkauft. Die konnten ihr Glück angesichts des
Urbanes Arbeiten
Foto: Dirk Weiß
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