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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
STUDENTENIMMOBILIEN
I
GESUNDHEITSIMMOBILIEN
sind dagegen noch wenig verbreitet“, sagt
Stefan Brauckmann, Leiter Research und
Analyse beim Projektentwickler GBI. Das
werde sich in den kommenden zehn Jah-
ren jedoch drastisch ändern.
Die Umstellung der Hochschulausbil-
dung in Deutschland auf Bachelor- und
Master-Studiengänge erfordere eine hö-
here Mobilität und habe Deutschland in-
teressanter gemacht für ausländische Stu-
dierende, erläutert Marktexperte Brauck-
mann. Ferner bevorzugten Studenten
nicht mehr wie frühere Generationen die
Wohngemeinschaft als Bleibe, sondern ein
Umfeld, das es erleichtere, sich voll aufs
Studium zu konzentrieren. Deshalb sei
das voll ausgestattete Apartment bei dieser
Zielgruppe so beliebt.
NACHHOLBEDARF SEHR GROSS
Das Deut-
sche Studentenwerk signalisierte kürzlich,
dass bis 2020 mindestens 25.000 Wohn-
heimplätze (Investitionsvolumen: 1,6
Milliarden Euro) gebaut werden müssten.
„Zur Deckung der Nachfrage wird das
aber nicht reichen“, ist sich Brauckmann
sicher. Nicht nur Crosslane, auch die Kon-
kurrenz will dieWohnanlagenkapazitäten
kräftig hochfahren – IC zum Beispiel von
aktuell 1.700 auf 8.000 Apartments. Der
Immobilienberater Savills prognostiziert,
dass 2020 allein in den 30 größten deut-
schen Hochschulstädten mehr als 40.000
Studentenwohnungen privaten Anbietern
gehören könnten. Das entspräche immer-
hin einemMarktanteil von 22 Prozent, fast
viermal so viel wie 2000.
Rainer Nonnengässer, Co-Head Real
Estate Student Housing beim Hambur-
ger Fondshaus MPC Capital, sieht den
deutschen Wohnungsmarkt in einem
tief greifenden Wandel: „Komplett mö-
blierte Apartments sind gefragter denn je
– nicht nur bei Studenten“, argumentiert
er. Schließlich betrage in Großstädten wie
etwa Frankfurt, Hamburg oder München
der Anteil der Single-Haushalte inzwi-
schen über 50 Prozent.
DEVELOPMENT-FONDS PLATZIERT
Trotzdem
reagiert die Angebotsseite – mit Ausnah-
me von spezialisierten Projektentwicklern
wie MPC und IC – erst zögerlich auf die-
sen Trend. Außer Studenten suchen junge
Berufstätige, die nur kürzere Zeit in einer
Stadt arbeiten, voll ausgestattete Apart-
ments. Deshalb sprechenAkteure aus dem
Marktsegment studentisches Wohnen lie-
ber von der AssetklasseMicro-Living oder
Micro-Apartments. MPC agiert dort wie
IC als Projektentwickler, Betreiber und
Fondsinitiator.
Während in diesem Segment vor fünf
oder sechs Jahren Fonds für Privatanleger
der Renner waren, sind es jetzt Develop-
ment-Fonds für institutionelle Investoren.
Sie seien riskanter, böten aber mit rund 15
Prozent ein sehr attraktives Renditepoten-
zial, sagt Nonnengässer. Mit dem Fonds
Student Housing Venture 1 wurden bereits
65Millionen Euro Eigenkapital eingesam-
melt, mit dem in der Vermarktung befind-
lichen Student Housing Venture 2 könnte
es mindestens noch mal so viel werden.
Klar scheint für Nonnengässer: „Crosslane
wird erst der Beginn einer Welle sein, mit
der ausländische Wettbewerber verstärkt
auf den deutschen Micro-Living-Markt
drängen.“ Denn auch die globale Num-
mer eins im Segment Greystar ist seit
zwei Jahren in Großbritannien aktiv, seit
Jahresbeginn in Holland und strebt im
nächsten Jahr den Sprung auf den größten
europäischen Immobilienmarkt Deutsch-
land an. Das wird einen Investitionsschub
auslösen.
Experten
„Gegenüber Büroimmo-
bilien hat studentisches
Wohnen den Vorteil, dass
die Nachfrage weniger
von zyklischen Einflüssen
abhängt.“
Konstantin Kortmann,
Head of Residential Investment
Germany JLL
„IC platzierte ebenfalls
erfolgreich einen Fonds.
Im Anschluss werden
die meisten Objekte fürs
eigene Portfolio erworben.
Das Developmentfonds-
volumen soll bis 2020 von
400 Millionen Euro auf
mindestens 800 Millionen
Euro verdoppelt werden.“
Horst Lieder,
Vorstandsvorsitzender
International Campus
«
Norbert Jumpertz, Staig
4
Milliarden
Euro haben Versicherungen,
Pensionskassen sowie Ver-
sorgungswerke in Objekte
studentischen Wohnens in
Deutschland investiert.