Immobilienwirtschaft 4/2016 - page 11

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4.2016
EnEV bestrafe intelligente Lösungen. Es
müsse doch Ziel sein, die Maßnahmen zu
optimieren und das Verhältnis zu erhalten
zwischen Förderung und Output.
Tatsächlich stellt auch Barbara Hend-
ricks die Systematik der EnEV in Frage.
Die neue Verordnung soll zwar 2017 in
Kraft treten. Aber die Systematik wird sich
ändern, wird doch die EnEVmit demEEG
und dem EE-Wärme-Gesetz verbunden.
Es kann, so Staatssekretär Pronold, also
tatsächlich dazu führen, dass man weg-
kommt von der reinen Gebäudebetrach-
tung hin zu einer Quartiersbetrachtung.
Wobei der Begriff des „Quartiers“ zu de-
finieren wäre.
Doch ob es tatsächlich so kommt …
der Generalsekretär des Deutschen Ver-
bands, Christian Huttenloher, hat da
so seine Bedenken. Die Umweltreferate
würden einer solchen Änderung nicht
zustimmen, hieße das doch, dass es be-
stimmte Dreckschleudern weiter geben
könnte, wenn nur der Gesamtoutput des
Quartiers stimme. Bis 2050wird eineMin-
derung des Primärenergiebedarfs von 80
Prozent angestrebt. Die Wohnungs- und
Bauwirtschaft zittert schon. Es gibt bereits
Stimmen, die es für besser halten, so zu
bauen, dass eventuelle Standards, die bis
2050 gelten sollen, schon jetzt erreicht
würden. Doch die Ministerin beschwich-
tigt: Man habe vorerst nur ein Institut
damit beauftragt, Maßnahmen für eine
Reduktion auszuarbeiten.
Baukultur – serielles Bauen
Kurt
Eliasson, Vorstand des schwedischen
Verbands der öffentlichenWohnungswirt-
schaft, zeigte auf, wie man in Schweden
das Problem des zu teuren Bauens löste.
Es wurden Wettbewerbe veranstaltet, die
billiges, aber ansehnliches Bauen zum
Thema hatten. Gewonnen hat dabei ein
Projekt Kombohus, bei demstandardisier-
te energetisch hochwertige Wohnungen
schon für etwas mehr als 1.000 Euro pro
Quadratmeter errichtet werden können
(ohne Grundstückspreis). Selbst Stadt-
viertel sind hier denkbar. Die Begeisterung
im Publikum hielt sich in Grenzen, sieht
man doch das Thema Baukultur unter die
Räder kommen. Auch in Schweden haben
Architekten Sorge. Und die Kommunen
beobachten serielles Bauen sowieso mit
Argusaugen. Denn schöner macht es Ge-
meinden nicht. Immerhin soll den Sorgen
der Architekten hierzulande ein Stückweit
durch die Ausschreibung vonArchitektur-
wettbewerben begegnet werden.
Bauwilligkeit – schleppendes Bau-
genehmigungsverfahren
Auch in die-
sem Punkt sind die Kommunen beliebtes
Angriffsziel derWohnungs- und Bauwirt-
schaft. Schon ZIA-Präsident Mattner be-
klagte immer wieder die fehlende Qualifi-
kationdes Personals indenBehörden. Han
Joosten, Geschäftsführer der BPDGmbH,
legte den Finger in die Wunde und zeigte
Wege auf, wie man mit einer Entschla-
ckung der Gesetze in den Niederlanden
das Baugenehmigungsverfahren deutlich
verkürzen zu können glaubt. Wow … da
drehen wir hier in Deutschland noch ein
sehr kleines Rad!
Qualitätsstandards – schnelles Bauen
„Vielleicht wollen ja die Bürger nicht die
Überbehütung, so wie sie vom deutschen
Gesetzgeber vorgesehen ist“, so Joosten.
„Es sollte über die Definition von Qua-
litätsstandards beim Bauen nachgedacht
werden“, heißt es zwar auch in den Hand-
lungsempfehlungen des Bündnisses, aber
Nachdenken kann immer nur der erste
Schritt sein …
FAZIT
Es scheint, dass der Leidensdruck
noch nicht groß genug ist für einen gro-
ßenWurf. Sodass es möglicherweise viele
kleine gebenwirdmit vielen – kaumwahr-
nehmbaren – Ergebnissen.Wir werden die
Lage weiter beobachten und berichten.
Und seien die Ergebnisse auch noch so
unspektakulär …
SUMMARY
»
Der Kongress
fand statt am 3. und 4. März in Berlin.
»
Handlungsempfehlungen
Das Bündnis hat vielfältige Handlungs-
empfehlungen formuliert. Sie betreffen unter anderem Länder, Kommunen, Bauwirtschaft.
»
Größte Herausforderungen
sind die wenigen
Flächen und der Widerspruch zwischen energetisch hochwertigem und günstigem Bauen.
»
Lösungen
sind noch völlig unklar.
Foto: Michael Gottschalk
«
Dirk Labusch, Freiburg
Bundesbauministerin Barbara Hendricks will mit einer „Wohnungsbau-Offensive“
gegen Mangel an Wohnungen in Deutschland vorgehen. Ob ihr das gelingt, ist fraglich.
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