Immobilienwirtschaft 6/2015 - page 37

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Suchwünsche in einer Art Maklernetz.
Vermieter richten eine eigene kleine
Homepage ein, die im Netz schwer zu
finden ist. Diese findet der Makler „ex-
klusiv“ für den Mieter. Der Effekt: Der
Mieter hat den Makler „bestellt“ und
muss ihn auch bezahlen.
Es bewahrheitet sich, dass der Mensch in
schwierigen Zeiten kreativ wird. Kreativi-
tät wird – in erlaubtem Maße – aber auch
nötig. Denn laut einer Studie, die sieben
Maklerunternehmen aus der Region beim
Freiburger Center for Real Estate Studies
(CRES) in Auftrag gegeben haben, wollen
Immobilieneigentümer deutlich weniger
Provision zahlen, als dies Mieter bisher
taten. Von mehr als 100 befragten Immo-
bilieneigentümern in Freiburg will kaum
einer Summen in der Größenordnung für
Provisionen ausgeben, wie sie bisher die
Mieter übernehmen mussten. „Für Mak-
ler ändert sich dann komplett die Lage“,
sagt ProfessorMarcoWölfle, wissenschaft-
licher Leiter des CRES.
Viele Vermieter werden selbst inse-
rieren
MarcoWölfle vermutet, dass diese
Entwicklung zu einer vermehrten Anzahl
an Dumping-Maklern führen könnte. Be-
sonders an einem Standort wie Freiburg,
wo es extrem viele Makler gibt. Doch dass
das Bestellerprinzip nachhaltig das Ge-
schäft desMaklers schädigt, hältWölfle für
unwahrscheinlich. Denn viele Vermieter
unterschätzten den Aufwand. Wichtig sei
Eigentümern, die einen Makler beauftra-
gen, laut dem Studienergebnis vor allem,
dass sie die Bonität der Mieter richtig ein-
schätzten. Weniger bedeutend sind der
Studie zufolge klassische Makleraufgaben
wie die Wohnungsübergabe, juristische
Hilfe oder die Erstellung eines Exposés.
Marco Wölfle kann sich auch vorstel-
len, dass sich der Auftraggeber von Mak-
lern künftig ein Leistungspaket schnüren
lässt. Ein Basispaket, das dem Makler
Aufgaben wie Besichtigungen und Boni-
tätsprüfungen zuweist; eventuell ein Pre-
miumpaket, das weitere Dienstleistungen
umfasst. Bei der Auswahl eines geeigneten
Maklers halten Immobilienbesitzer die
Qualität im Beratungsgespräch, die Er-
reichbarkeit und die Ausbildung für ent-
scheidende Kriterien. Mit der Ausbildung
ist das in der Branche aber so eine Sache:
Bislang kann jeder alsMakler arbeiten, der
sich eine entsprechende Gewerbeerlaub-
nis einholt.
summary
»
Neue Geschäftsmodelle
Makler müssen lernen, welchen sie sich widmen wollen.
»
Weitere Konsequenzen
Eventuell werden
Makler des Öfteren Leistungspakete anbieten.
»
„Rettung“ per Internet
Der eine oder andere „Tipp“, der im Netz kursiert, ist schlicht rechtswidrig.
«
Dirk Labusch, Freiburg
Experten
Ich kenne keinen Makler,
der wegen des Besteller-
prinzips schließen würde.
Jürgen Michael Schick,
Vizepräsident IVD
Es gibt viele Konzepte, Ver-
mieter von einer Provisions-
zahlung zu überzeugen.
Helge Norbert Ziegler,
Vorstand bvfi
Schlüsselübergabe: So viel
Lachen ist selten. Bei beteilig-
ten Maklern könnte es künftig
noch weniger werden.
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