Immobilienwirtschaft 6/2015 - page 27

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6.2015
Näher am Anfang eines großen Auf-
schwungs befinden sich dagegen die Ge-
werbeimmobilientitel. Die Rahmenbe-
dingungen für ein Kursfeuerwerk stim-
men jedenfalls: Die konjunkturelle Stärke
schlägt sich in einem hohen Bedarf an
Gewerbeflächen nieder – gerade in den
Ballungsräumen. Die positive Stimmung
spiegelt sich auch am Investmentmarkt
wider. Nach Angaben der großenMakler-
häuser wurden 2014 rund 40 Milliarden
Euro in deutsche Gewerbeimmobilien in-
vestiert. Und damit das beste Ergebnis seit
2007 erreicht. Hinzu kommt: Die Bewer-
tungen der Aktiengesellschaften in diesem
Segment sind vergleichsweise niedrig.
Dies ist nicht zuletzt bei den deutschen
REITs der Fall.
Die größte Herausforderung der Ge-
werbeimmobilienunternehmen liegt in
ihrer im internationalen Vergleich man-
gelnden Größe. Denn noch gibt es in
Deutschland zu wenige relevante Player.
Nur wenn die Gewerbeimmobilien-AGs
dem Beispiel der Wohnimmobiliengesell-
schaften folgen und sich durch Fusionen
zusammenschließen oder durch Über-
nahmen wachsen, werden sie für die gro-
ßen ausländischen Investoren interessant.
über Landesgrenzen hinweg
Für ein di-
versifiziertes Immobilienaktien-Portfolio
lohnt es sich, einen Blick über die Grenzen
zu werfen. Denn der Sektor der europä-
ischen Immobilienaktien profitiert nach
wie vor von den extremniedrigen Kapital-
marktzinsen. Zur Finanzierung finden die
großen REITs in Europa aktuell Traum-
konditionen vor. Davon profitierten zu-
letzt etwa Hammerson PLC und Unibail
– Rodamco SE. Letzteren gelang es, eine
Anleihe über eineMilliarde Euromit einer
zehnjährigen Laufzeit mit einem Coupon
von einem Prozent zu platzieren.
summary
»
Viele Börsenkurse
heben sich inzwischen vom bilanzierten Nettoinventarwert (NAV) der Unternehmen ab. Das sollte Investoren –
trotz der aktuellen guten Entwicklung von Wohnimmobilien-AGs – nach Ansicht des Bankhauses Ellwanger & Geiger zumindest nachdenklich stimmen,
auch wenn aktuell keine spezifische Blase bei Immobilienaktien absehbar sei.
»
Erst am Anfang eines großen Aufschwungs stehen Gewerbe­
immobilientitel,
die Rahmenbedingungen für ein Kursfeuerwerk stimmen. Einziges Problem: die mangelnde Größe der Unternehmen.
«
Helmut Kurz, Leiter Fondsmanagement Immobilien-
aktien bei Ellwanger & Geiger Privatbankiers
Die Oddo Seydler Bank AG bleibt
trotz zuletzt deutlich gestiegener
Kurse optimistisch für die Ent-
wicklung deutscher Wohnimmo-
biliengesellschaften.
In der Studie „Real Estate: Residential
RE in Germany“ kommen die Auto-
ren des Wertpapierhandelshauses zu
dem Schluss, dass die Bewertungen
der Gesellschaften zwar deutlich
über dem historischen Durchschnitt
lägen, dies aber auf Grund des
anhaltend niedrigen Zinsniveaus, des
stabilen Wirtschaftswachstums, der
anhaltenden Wohnungsnachfrage
in den Ballungsgebieten und der
immer noch niedrigen Bautätigkeit
gerechtfertigt sei. Daher bleibe auch
das Interesse von Investoren nach
Anlagemöglichkeiten in Immobilien
hoch. Auf Grund des Quantitative
Easings der Europäischen Zentral-
bank wird nach Schätzungen von
Oddo Seydler das günstige Umfeld
„länger anhalten als ursprünglich
gedacht, wahrscheinlich sogar noch
mehrere Jahre“. In Dänemark seien
mittlerweile sogar schon negative
Hypothekenzinsen am Markt. Auf
der Suche nach einer Überrendite
verbunden mit einem gewissen Maß
an Sicherheit seien daher die Aktien
von Wohnimmobiliengesellschaften
für Investoren weiterhin interessant.
Insbesondere ausländische Anleger
würden weiter stark investieren. Ein
weiterer Werttreiber seien immer
noch vorhandene Optimierungs-
möglichkeiten in den vorhandenen
Portfolien. Von der vom Gesetzge-
ber beschlossenen so genannten
„Mietpreisbremse“ erwarten sich die
Autoren der Studie keine nachhal-
tigen negativen Einflüsse auf die
Preisbildung.
Die Unternehmen und Investoren
würden sich in Zukunft mehr auf B-
und C-Lagen konzentrieren, da die A-
Lagen mittlerweile rar und sehr teuer
geworden seien. Auch würden sie
sich wieder mehr auf risikoreichere
Investitionen einlassen, insbesondere
börsennotierte Unternehmen würden
mehr Fremdkapital aufnehmen und
auf Größenvorteile setzen. Dies
werde die M&A-Aktivitäten weiter
antreiben. Nach den spektakulären
Transaktionen der vergangenen
Monate, wie der Übernahme von
Gagfah durch die Deutsche Anning-
ton, erwarten die Autoren der Studie
allerdings kaum mehr Übernahmen
unter börsennotierten Gesellschaf-
ten. Vielmehr würden die Aktien-
gesellschaften jetzt außerhalb der
Börse nach geeigneten Übernahme-
kandidaten Ausschau halten.
Oddo Seydler Bank AG
Optimismus
Foto: Seydler Bank AG
Das Interesse
auch an indi-
rekten Anlage-
möglichkeiten
dürfte hoch
bleiben
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