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6.2015
Bestehen noch intensive, besondere Ge-
schäftsbeziehungen zur Post? Schließ-
lich war das ja gewissermaßen mal so
etwas wie die Mutter der Postbank.
Das
mag auf den ersten Blick naheliegend sein.
Tatsächlich ist es allerdings so, dass die Fi-
nanzierung von Logistikimmobilien nur
noch eine Randaktivität unseres Hauses
ist. Denn derartige Objekte befinden sich
nicht im Zentrum einer Stadt, sondern in
der Nähe von Autobahnen oder Flughä-
fen. Das erschwert eine Zweitnutzung. Das
letzte gewerbliche Immobiliendarlehen
für ein Objekt der Post beziehungsweise
ihrer Tochter DHL lief vor circa zwei Jah-
ren aus.
Sie sprachen davon, dass die Postbank
sehr zuversichtlich ins laufende Ge-
schäftsjahr gestartet ist und in diesem
Jahr das Neugeschäft erneut ausweiten
möchte. Diemeisten Ihrer Konkurrenten
sind wesentlich pessimistischer ge-
stimmt. Worauf basiert Ihr Optimismus
angesichts des aktuellen Zinsumfelds?
Die Stärke der Postbank ist das Einlagen-
geschäft.Wir verfügen über Kundengelder
von über 100 Milliarden Euro. Natürlich
sind wir auch über die aktuelle Zinssitua-
tion nicht gerade erfreut. Und ein Passiv
überhang – dieser entsteht, wenn Einlagen
nicht als Kredite ausgereicht werden kön-
nen – ist aufgrund der negativen Einla-
genzinsen der Europäischen Zentralbank
(EZB) momentan besonders teuer. Da ist
es für uns natürlich weit lukrativer, die-
ses Geld als Kredit auszureichen. Und
da kommt der Postbank auch ihre breite
Aufstellung zugute. Schließlich sind wir
eine Universalbank, die vom Ratenkredit
bis zum gewerblichen Immobilienkredit
alles im Angebot hat.
In welchen Segmenten erwarten Sie
die höchsten Zuwächse?
Wir haben da
keine Favoriten. Die wirtschaftliche Dy-
namik in Deutschland dürfte auf einem
hohen Niveau bleiben, und das Immobi-
lientransaktionsvolumen wird in diesem
Jahr erneut steigen. Das gilt übrigens
auch für die Auslandsmärkte, auf denen
wir besonders aktiv sind. Gerade in Spa-
nien, dessen Immobilienmarkt eine lange
Talfahrt hinter sich hat, ist die Wirtschaft
gerade dabei, sich zu erholen. Es könnte
gut sein, dass unser Ergebnis gerade in
diesem Jahr von dieser Entwicklung be-
sonders profitiert.
Darf die Postbank zur Refinanzierung
gewerblicher Immobilienkredite Pfand-
briefe einsetzen?
Die DSL Bank besaß
eine Lizenz zur Ausgabe von Pfandbriefen.
Durch deren Kauf ist das Recht zur Emis-
sion dieser Papiere auf uns übergegangen.
Das ist eine wichtige Refinanzierungsop-
tion für uns. Das Volumen unserer um-
laufenden Pfandbriefe beträgt aktuell 3,6
Milliarden Euro. In der Finanzmarktkrise
– also 2008, aber auch in den darauf fol-
genden Jahren – war es allein mit diesem
Refinanzierungsinstrument möglich, sich
am Kapitalmarkt Geld für Immobilien-
finanzierungen zu beschaffen. Das zeigt,
welch hohes Vertrauen der Pfandbrief bei
Investoren genießt. Dennoch haben wir
aufgrund unseres florierenden Einlagen-
geschäfts seit März 2013 keine Pfandbriefe
mehr emittiert.
Das dürfte auf absehbare Zukunft so
bleiben. Dann könnte die Postbank auf
ihre Pfandbrieflizenz ja verzichten.
Das
werden wir bestimmt nicht tun. Bei der
Refinanzierung breit aufgestellt zu sein,
ist ebenso ein Vorteil wie im Kreditge-
schäft. Man kann dann einfach flexibler
reagieren. Und die jüngste Vergangenheit
hat gezeigt, dass das Finanzierungsum-
feld auf längere Sicht im Voraus immer
schwerer einschätzbar ist. Dass wir keine
Pfandbriefe auflegen, wird kein Dauerzu-
stand bleiben. Das kann sich kein Emittent
erlauben. Irgendwann muss man wieder
Flagge zeigen, um im Markt noch als Ak-
teur registriert zu werden.
Gibt es Vorgaben seitens der Aufsichts-
behörden?
Ja, unter anderemmuss die Le-
verage-Ratio beachtet werden. Wir wollen
erst unseren hohen Liquiditätsüberhang
verringern, bevor wir neue Pfandbriefe
emittieren. Ein bisschen Geduld wird also
noch vonnöten sein.
Foto: Postbank
zur person
Dieter Pfeiffenberger
ist seit
2013 Bereichsvorstand der Postbank und in dieser
Position für den gesamten Bereich der gewerblichen
und privaten Immobilienfinanzierung verantwortlich.
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Norbert Jumpertz, Staig