Immobilienwirtschaft 6/2015 - page 20

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Markt & Politik
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Verbandsinformationen
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as Gesetz zur Einführung der Mietpreisbremse und des Bestellerprinzips gilt ab
dem1. Juni 2015. Der Senat von Berlin hat bereits verkündet, dass die gesamte Stadt
unter die Regelungen derMietpreisbremse fallen soll. Andere Bundesländer werden
sich anschließen. Nur Sachsen-Anhalt und das Saarland sehen keinenHandlungsbedarf.
Damit wurde ein Gesetz mit populistischem Ausrufezeichen und vielen Fragezeichen
verabschiedet. Bisher ist fraglich, wie angespannteMärkte definiert werden.Weiterhin ist
völlig unklar, wie das Gesetz für Kommunen ohne qualifizierten Mietspiegel umgesetzt
werden soll. Ein Szenario für künftiges Investorenverhalten könnte darin bestehen, dass
auf B- und C-Standorte ohne Mietpreisbremse ausgewichen wird. Noch stärker dürften
jedoch attraktive Umlandgemeinden von der Entwicklung profitieren, sofern für diese,
im Unterschied zu den benachbarten Großstädten, die Mietpreisbremse nicht gilt.
Kein Handlungsbedarf für Leipzig
Wie sich der Freistaat Sachsen zur Mietpreis-
bremse positionieren wird, ist noch offen. Ein Handlungsbedarf für Leipzig, eine der
dynamischsten Städte Deutschlands, wird aus Expertensicht jedoch nicht gesehen. Die
sächsische Metropole kann zwar auf eine rasante Bevölkerungsentwicklung verweisen.
Allein in den letzten vier Jahren zogen rund 35.000 Personen mehr in die Stadt, als
abwanderten. Die Hauptaltersgruppe der Zuwanderer liegt zwischen 25 und 35 Jahren,
was schlussendlich, völlig imGegentrend zu ganz Deutschland, zu einer stetigenVerjün-
gung der Bevölkerung führt. Aktuell beträgt das Durchschnittsalter in Leipzig 43 Jahre,
während es für ganz Deutschland bei 46 Jahren liegt. Im Jahr 2014 war in der Stadt ein
Geburtenüberschuss von 352 gegenüber den Sterbefällen zu verzeichnen.
Die hohe urbane Lebensqualität und die sich schrittweise verbessernde Arbeits-
marktsituation sind offensichtlich die Hauptgründe für den hohen Attraktivitätsgrad
von Leipzig. Dass es trotz dieser dynamischen Bevölkerungsentwicklung aktuell keinen
Handlungsbedarf in RichtungMietpreisbremse gibt, liegt daran, dass Leipzig noch in den
1930er Jahren rund 730.000 Einwohner zählte. Heute leben in der Stadt etwa 560.000
Menschen. Flächenpotenziale für weitereWohnbebauung durch Baulücken und vormals
industriell genutzte Flächen sind noch reichlich vorhanden. Erste Knappheitserschei-
nungen zeichnen sich nur in wenigen begehrten Wohnlagen bei Wohnungsgrößen von
mehr als 80 Quadratmetern ab. Hier können im Neubaubereich Mieten von zehn bis
zwölf Euro pro Quadratmeter erzielt werden. In guten und mittleren Lagen erhält der
Leipziger nach wie vor Wohnungen für etwa sechs Euro pro Quadratmeter.
Junges Leben und historische
Gebäude: In der Stadt Leipzig
verändert sich gerade einiges.
Die Mietpreisbremse soll für die
florierende Stadt vorerst jedoch
nicht eingeführt werden.
Mietpreisbremse
und aufstrebende Märkte
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Prof. Dr. habil. Kerry–U. Brauer FRICS, Mitglied der Professional Group Residential,
Direktorin der Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Leipzig
RICS
Bei ihrer Veranstaltungs-
reihe „Werttreiber Wohnen“
hat die Professional Group
Residential der RICS die Miet-
preisbremse in den Fokus
genommen. Außerdem ha-
ben sich die Teilnehmer vor
Ort dem „Wohnen in Leipzig“
als einer der dynamischsten
Großstädte Deutschlands
gewidmet.
Fotos: Christine Ciampa, RICS
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