Immobilienwirtschaft 6/2015 - page 19

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sehr schnell in denMegawatt-Bereich auf-
steigen kann, meint Heller. Das geschehe
in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen
Netzbetreiber und seinen Leitungen. Die
Zukunft werde ein Modell von „Power on
Demand“ sein.
Idealerweise werde das „Smartgreen-
Tower“-Konzept inQuartierenmitMisch-
bebauung eingesetzt. Denn ein Wohn-
gebäude braucht untertags weniger Strom
und am Abend sowie am Wochenende
mehr. Das Lastprofil von Gewerbe und
Produktionsfirmen ist genau gegenläufig.
Dieses Konzept lasse sich vom Gebäude-
Nahbereich zum Quartier bis hin zur
„Smart Green City“ erweitern.
Vielleicht muss man, um zu Lösungen
zu kommen, nicht auf die schlagartig bun-
desweite Veränderung setzen. Vielmehr
wird nicht mehr nur die Stromerzeugung
dezentral. Auch die Gebäudevernetzung
wird im Kleinen beginnen, um dann
„überzuschwappen“.
Im Kleinen geplant
ImKleinen wird das
intelligente Netz jedoch bereits geplant.
Vorangekommen auf diesemWeg ist man
etwa in Freiburg. Der Architekt Wolfgang
Frey ist Bauherr des „SmartgreenTower“-
Konzepts. Es geht dabei um die energe-
tische Verknüpfung von intelligenten
Gebäuden, so der für das Konzept verant-
wortliche Architekt Jürgen Heller. Die ge-
schieht aber nicht über Internet, sondern
über intelligentes Gebäudemanagement,
das im jeweiligen „SmartgreenTower“
integriert wird. Dieses System steuert die
Stromerzeugung des Objektes und den
Verbrauch.
Die in einem Gebäude erzeugte Pho-
tovoltaik (PV)-Leistung reicht in der Regel
nicht aus, um eine sinnvolle Verteilung,
Nutzung und Ausbalancierung für ein
Quartier zu erreichen. Deshalb würden
PV-Anlagen von umliegenden Gebäu-
den zugeschaltet. Diese könnten von Be-
standsgebäuden kommen oder auch von
neu zu errichtenden Bauten. So entstehe
ein Verbund von Energieerzeugern, der
Daten in der Cloud verfügbar machen.
So entsteht eine permanente Interaktion
zwischen Stadtbewohnern und der sie
umgebenden Technologie. Die Stadtbe-
wohner würden so Teil der technischen
Infrastruktur einer Stadt.
Alles ist miteinander verbunden, mehr
noch: Überall gibt es Kameras und Sen-
soren. So können etwaWasserrohrbrüche
schnell erkannt und behoben werden. Der
Preis dafür: Jeder Einwohner ist gläsern.
Die Kritik der Verantwortlichen lautet,
schon die Konzeption einer Smart City sei
hierzulande nicht umsetzbar. Die Nachrü-
stung von Bestandsgebäuden und Quar-
tieren sei aber noch schwieriger.
Das dezentrale Erzeugungskonzept
habe, so Benterbusch, auch andere Nach-
teile. So liege der Strombedarf großer
Verbrauchszentren oft deutlich über der
dezentral erzeugten Strommenge. Das
künftige Stromsystem müsse über Spei-
cher- und weitere Flexibilitätsmöglich-
keiten auf der Erzeugungs- als auch Ver-
brauchsseite verfügen.
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Dirk Labusch, Freiburg
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In unserer Gruppe InDIR:A geht es um die
Frage, inwieweit Sie die Thesen von Rifkin
teilen. Welche Bedeutung haben sie für die
aktuelle Diskussion zum Thema „Energie“?
Und was bedeuten die Thesen tatsächlich
für die Immobilienwirtschaft?
Verschiedene Entwicklungen, etwa der massive Internetausbau, werden
großen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Einige Visionäre, wie der
Soziologe Jeremy Rifkin, sagen beachtenswerte Dinge voraus, auch für die
Immobilienwirtschaft. Illusorisch? Visionär? Oder mehr? – Eine Serie.
Immobilienwirtschaft nach der
Dritten Industriellen Revolution:
Aspekte und Ausblicke
In
DIR
A
Die digitale Stadt ist noch
Zukunft. Aber auf dem
Reißbrett wird sie bereits
entwickelt.
Foto: wacomka/shutterstock.com
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