Immobilienwirtschaft 6/2015 - page 9

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6.2015
Wohnungsbedarf wächst, obwohl Bevölkerung schrumpft
Barbara Hendricks will die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in den deutschen Großstädten vorantreiben. Trotz des erwarteten
Bevölkerungsrückgangs bis zum Jahr 2035 würden die wirtschaftsstarken Metropolen einen starken Zuzug erleben, sagte die Bundes-
bauministerin.
Einfluss auf die regionalen Wohnungsmärkte haben neben Zuwanderung auch veränderte Wohnpräferenzen. Zwar werden 2035 weniger
Menschen in Deutschland leben, die Zahl der privaten Haushalte wird aber um zwei Prozent zulegen. Bis 2020 rechnen die Wissenschaftler mit einem
Bedarf von 272.000 neuen Wohnungen jährlich (siehe S. 21). „Wir wissen, dass in den vergangenen Jahren zu wenig gebaut wurde und wir einen enor-
men Nachholbedarf haben“, so Hendricks. Das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen soll den Wohnungsneubau unterstützen.
Frank Peter Unterreiner
Preiswerter Wohnungsbau ist nur möglich, wenn der
Paragrafendschungel mutig gelichtet, Vorschriften spürbar
abgebaut und Gesetze vereinheitlicht werden. Was in der Bau-
und Immobilienwirtschaft längst niemand mehr bezweifelt,
scheint langsam zumindest bei den Fachpolitikern von Bund,
Ländern und Kommunen angekommen zu sein.
So plädierte kein Geringerer als Florian Pronold, parlamen-
tarischer Staatssekretär im Bundesbauministerium, bei der
Handelsblatt-Jahrestagung Immobilienwirtschaft für den Kon-
zeptbau und eine Vereinheitlichung der Landesbauordnungen.
Wer in Deutschland beispielsweise einen behindertengerechten
Aufzug anbauen wolle, sehe sich in jedem Bundesland mit an-
deren Vorschriften konfrontiert, wie denn ein solcher Aufzug
beschaffen sein müsse. Dies treibe die Kosten unnötig in die
Höhe.
In diese Kerbe schlugen bei der erstmals stattgefundenen Polis
Convention in Düsseldorf auch Berlins Baustaatssekretär
Engelbert Lütke Daldrup und Kölns Baudezernent Franz-Josef
Höing. Viele Vorschriften stammten aus der Zeit, als nach dem
inzwischen überholten Ideal der Charta von Athen die Stadt
in ihre Funktionen zergliedert wurde. So beispielsweise zum
Lärmschutz. Dies mache Wohnungsbau an vielen Orten unnö-
tig teuer oder verhindere ihn ganz, beispielsweise in Mischge-
bieten, in der Nähe von Gewerbe- und Industriegebieten oder
an Gleistrassen. Obwohl viele Menschen dort wohnen wollten
und in vielen älteren Häusern auch wohnten.
Diese Botschaften werden die Immobilienbranche und die
Bürger gerne hören – mangeln dürfte es eher am Glaube, dass
sich wirklich etwa ändert. Daher sollten Bund und Länder nach
Worten endlich Taten sprechen lassen.
kolumne
Vorschriften abbauen –
Bürokratie
entschlacken
Es ist nicht die Feststel-
lung, Deutschland gehe es
gut, es sind nicht die iPads
auf den Tischen, mit denen
man auch chatten kann,
nicht die etwas bemüht
wirkenden Ted-Umfragen,
die denWert der Veranstal-
tung ausmachen. Es sind
vielmehr die Themen, es
ist der immer neugierige
und aufgeschlossene Mo-
derator Beyerle, es ist auch
Hamburg, das der Tagung
seinen Stempel aufdrückt.
Was auch immer es ist, die
Handelsblatt-Tagung „Im-
mobilienwirtschaft 2015“
zeigte, dass es sich lohnt
hinzugehen, auch wenn
man bereits ein anderes
Immobilien-Event in die-
sem Jahr besucht haben
mag. Die Veranstalter ha-
ben die Power, auch Politi-
ker aus Berlin zu gewinnen
und viele Spitzenvertreter
deutscher Unternehmen.
Es sind hochkarätige Teil-
nehmer da, aber die Ver-
anstaltung bleibt auf dem
Teppich, das Seepferdchen,
in das man amAbend geht,
ist keine Toplokalität, son-
dern eher ein Szenerestau-
rant. Die Botschaften, die
man mitnimmt, sind viel-
fältig: Sie wird kommen:
die Förderung für sozialen
Wohnungsbau, der Volks-
lift, ein preiswerter nach-
rüstbarer und wartungs-
armer Standard-Aufzug für
Wohnungsgesellschaften,
eine Grundsteuer-Reform
sowie ein Finanzstabilitäts-
rat zur Verhinderung von
Immobilienblasen. Immer
mehr Bauunternehmen
werden investieren aus
Angst vor Negativzinsen,
und immer mehr Online-
Händler werden auch sta-
tionär, und zwar oft auf so
kreative Weise, dass sie die
nur stationären Händler
das Fürchten lehren. Der
Name „B-Stadt“ wird im-
mer sinnentleerter, weil
er nichts aussagt über die
Dynamik eines Marktes.
Und dann war da noch die
Sache mit dem Senfladen,
siehe Seite 3. (La)
Handelsblatt-Tagung
Steuerliche Förderung für
sozialen Wohnungsbau kommt
Männerlastig, aber ge-
haltvoll – die Diskussionen
des Kongresses
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