Immobilienwirtschaft 6/2015 - page 18

18
Markt & Politik
i
Die Dritte Industrielle Revolution
möglichkeiten und neuartige Vertriebs-
produkte entstehen werden, sei unbe-
stritten. „Wir werden an dieser Stelle zum
Dienstleister“, so Knoop.
AuchE.ONteiledieEinschätzung, dass
Dezentralisierung und Individualisierung
der Energieversorgung bis auf die Ebene
einzelner Geräte und damit in praktisch
jede Facette des Lebens voranschreiten
werde (einAspekt des Internet der Dinge),
soUnternehmenssprecherin Bettina Don-
ges. Dabei würden neue Technologien und
Marktregeln erforderlich, umdie Stabilität
des gesamten Energieversorgungssystems
auch zukünftig sicherzustellen. Bereits
heute unterstütze E.ON seine Kunden bei
der Bereitstellung dezentraler Erzeugung
und biete auch intelligente, dezentrale
Steuerungslösungen an. Dieses Geschäft
werde signifikant wachsen.
Ulrich Benterbusch schließlich, Ge-
schäftsführer der Deutschen Energie-
agentur, meint, das von Rifkin vorgeschla-
gene dezentrale Erzeugungskonzept mit
tausenden kleinen Energieproduzenten
sei teilweise schon Realität. So würden
die energiepolitischen Ziele der Bundes-
regierung vorrangig durch dezentrale Er-
zeugungseinheiten erreicht.
Es fehle jedoch besonders in den un-
teren Netzebenen an intelligenter Mess-
und Steuerungstechnik. Die Einführung
von Smart Metern bei allen Verbrauchern
verzögere sich weiter. Viele Fragen seien
noch ungeklärt, wie zum Beispiel die Fi-
nanzierbarkeit, der Funktionsumfang, die
Auswahl der Kundengruppen und der Da-
tenschutz.
Bedenken aus Praxisbeispielen
Diesen
Bedenken gibt auch eine TV-Dokumenta-
tion auf Arte Raum. Die hochentwickelte
Smart City könne ein Internet der Dinge
sein: In einer chinesischen Teststadt, die
auf dem Reißbrett entstanden ist, ist die
gesamte städtische Umgebung mit Sen-
soren versehen, die sämtliche erfassten
D
as Thema „intelligentes Energienetz“
gibt es laut Rifkin bereits seit 2005, als
sich einige Player, etwa IBM, Cisco,
Siemens und General Electronics, auf-
machten, den Einstieg vorzubereiten. Es
geht darum, das bestehende Stromnetz zu
einemInfo-Energie-Netz umzurüsten, das
es Millionen von Endnutzern ermöglicht,
Energie zu teilen. „Privathäuser, Büros,
Fabriken, Fahrzeuge – alles wird unab-
lässig miteinander kommunizieren…“,
so Rifkin (Dritte Industrielle Revolution,
Seite 66). Intelligente Versorgungsnetze
würden sich auf das Wetter abstimmen,
was ihnen erlaube, den Stromfluss den
Wetterbedingungen und dem Verbrau-
cherbedarf anzupassen.
Digitale Stromzähler sorgten dabei
für eine dynamische Preisgestaltung.
Das neue Szenario lautet: Die Konzerne
geben einen Teil ihrer traditionellen hie-
rarchischen Kontrolle über Angebot und
Übertragung von Elektrizität auf, um –
wenigstens partiell – Teil eines Elektrizi-
tätsnetzes mit tausenden kleiner Energie-
produzenten zu werden.
Wie weit sind wir schon?
Die Konzerne
haben sich größtenteils imZuge der Netz-
entflechtung von ihren Übertragungsnet-
zen getrennt und so die Kontrolle über die
Übertragung von Elektrizität aufgegeben.
Jonas Knoop, Unternehmenssprecher
RWE Deutschland, gibt Rifkin Recht:
„Dass große Kraftwerke an Benutzungs-
stunden verlieren und dafür eine große
Anzahl von Energieanlagenbetreibern
vermehrt Strom liefert, ist nicht neu. Dass
dazu immer mehr Einspeiser und Ver-
braucher über ein intelligentes Netz mit-
einander kommunizieren, passiert bereits
heute, beispielsweise über die Spannungs-
höhe und die Frequenz in Echtzeit zwi-
schen Erzeugern und Verbrauchern sowie
zwischen unterschiedlichen Erzeugern.
Die These, dass mit Hilfe von Smart
Metern differenziertere Abrechnungs-
Digitale Energieverteilung
Serie –
Teil 5
Die vierte Säule von Rifkins
neuer Industrieller Revo-
lution ist die Nutzung der
Internettechnologie, um das
Stromnetz in ein so genann-
tes Energy-Verteilungs-Netz
(Intergrid) zu verwandeln,
über das lokale Überschüsse
der Allgemeinheit zur Ver-
fügung gestellt werden
können. Nur ein Traum?
» Teil 6
(Heft 07-08.2015)
Das optimierte Energieversor-
gungskonzept
» Teil 7
(Heft 09.2015)
Städte
entdecken die Energiewende
» Teil 8
(Heft 10.2015)
Digitalisierung in den einzelnen
Assetklassen
serien
-vorschau
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20,21,22,23,24,25,26,27,28,...76
Powered by FlippingBook