Immobilienwirtschaft 9/2015 - page 60

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
TITELTHEMA
E
s ist eine schier unglaubliche Geschichte, die der Nürtinger
Projektmanager Christian Bürk erzählt (siehe auch Inter-
view auf Seite 66): Da saß in einem Bürogebäude die ganze
Zeit ein Pförtner, der nur die Aufgabe hatte, den Brand-
schutz sicherzustellen – eine ordentliche Brandmeldean-
lage hatte das zum Verkauf stehende Gebäude nicht zu bieten.
Ein Einzelfall? Mitnichten. Wer sich mit Developern, tech-
nischen Dienstleistern und Projektmanagern unterhält, hört von
zahlreichen technischen Mängeln an deutschen Immobilien.
Nicht funktionierende Brandmeldeanlagen, marode Tiefgaragen,
veraltete Lüftungen, nicht ordentlich gewartete Aufzüge – die
Liste ist lang und erschreckend. Dabei muss man noch nicht ein-
Das große
Beziehungsproblem
SUMMARY
»
Immer mehr Projektentwickler und Investoren klagen
über die Qualität der Arbeit der technischen Gebäudedienstleister.
»
Technische Spezialisten ihrerseits
werfen den Immobilienfachleuten mangelndes Interesse an Gebäudetechnik vor.
»
Massiver Personalmangel
in den technischen Büros verschärft die Situation.
»
Hoher Zeitdruck
bei der Technischen Due Diligence erschwert eine gründliche Prüfung.
Der Markt brummt: 24 Milliarden Euro wurden in der ersten Hälfte dieses Jahres in deutsche
Gewerbeimmobilien investiert. Doch längst nicht alle Investoren sind sich bewusst, dass ein
Bürogebäude mit veralteter Lüftungstechnik oder ein Einkaufszentrum mit maroder Brand-
schutzanlage ein Problem darstellt. Eigentümer wiederum, die Wert auf eine gute technische
Gebäudeausrüstung (TGA) legen, bemängeln die Zuverlässigkeit der technischen Dienstleis-
ter. Muss das Geschäft mit der Gebäudetechnik ewig ein Stiefkind bleiben?
INVESTMENT UND TECHNISCHE DUE DILIGENCE
mal an das Extrembeispiel des neuen Berliner Flughafens den-
ken, dessen Eröffnung sich hauptsächlich wegen Problemen mit
der Brandschutzanlage um Jahre verzögert, um zu erkennen: Es
herrscht Handlungsbedarf.
„VERBREITETE UNZUFRIEDENHEIT“
Den sieht zum Beispiel Götz
U. Hufenbach. „Es gibt eine verbreitete Unzufriedenheit mit der
Arbeit der technischenDienstleister“, erklärt der Geschäftsführer
der Projektentwicklungsfirma Benchmark Real Estate Develop-
ment. Hufenbach kritisiert insbesondere, dass viele Dienstleister
die Tendenz hätten, die – zweifellos vorhandene – Komplexi-
tät der Gebäudetechnik noch zu vergrößern. „Die Prüfung
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