25
5|2019
Mit Unterstützung des Verbandes norddeutscher
Wohnungsunternehmen e. V. (VNW) konntenmeh-
rere Wohnungsunternehmen (siehe Tabelle) für
Expertengespräche gewonnen werden.
Erkenntnisse aus den Gesprächen
Hohes Interesse am Thema und
Mitwirkungsbereitschaft
Die Unternehmen, die sich zu einem Gespräch be-
reiterklärt hatten, bringen grundsätzlich Interesse
für die Thematik auf und haben selbst oft praktische
Bezüge zu Elektromobilität und Carsharing, z. B.:
• Betreiben eigener Elektrofahrzeuge
• Aufbau Ladeinfrastruktur (LIS)
• Ausrüstung eigener Tiefgaragenstellplätze im
Neubau mit Leerrohren
• Druck aus Mieterschaft bzgl. LIS-Aufbau
• Beteiligung/Interesse an Grundstücksvergabe-
verfahren, die Elektromobilität/Carsharing zum
Gegenstand haben.
Wohnungsunternehmen sind durchaus bereit, an
innovativen Mobilitätskonzepten mitzuwirken.
Teilweise würden sie sogar Anschubfinanzierun-
gen für einen begrenzten Zeitraumgewähren. Was
sie hingegen weniger wollen, ist, allein die Ver-
antwortung für Mobilitätsangebote zu tragen. Die
Bereitschaft, mit anderenWohnungsunternehmen
zusammenzuarbeiten, ist allgemein vorhanden.
Unsicherheiten
Trotz des Interesses und der grundsätzlichen
Bereitschaft wird elektromobiles Carsharing im
mehrgeschossigen Wohnungsbau kritisch gese-
hen. Die Haltung ist eher abwartend. Sowird fest-
gestellt, dass die Entwicklungen rund umElektro-
mobilität eher zu stagnieren scheinen. Außerdem
wird ein fehlender Grundkonsens bemängelt, der
Elektromobilität klar als die Mobilitätsform der
Zukunft deklariert.
Als Hindernisse für die Durchsetzung von Elektro
mobilität und Carsharing werden insbesondere
infrastrukturseitige Unzulänglichkeiten thema-
tisiert, nämlich:
• Bedenkenwegen Kapazitäten (Platz, Anschluss-
fähigkeit) im eigenen Bestand
• Stromnetzseitige Engpässe – sogar imNeubau-
bereich
• Bedenken gegenüber Carsharing wegen versi-
cherungstechnischer Erwägungen (Diebstahl
und Brandgefahren in Tiefgaragen).
Die wesentlichen Gründe für die Zurückhaltung
betreffen allerdings die Tatsache, dass Mobilität
nicht zum Kerngeschäft gehört und steuerschäd-
lich wirken kann (siehe S. 28). Außerdemwurden
lange Entscheidungswege und eine teils schwer-
fällige Verwaltung als Hemmnis bei der Integra-
tion von Elektromobilität benannt.
Handlungsvorschläge aus derWohnungswirtschaft
Wohnungsunternehmen wünschen sich für eine
Implementation:
• mehr Unterstützung für die Integration in Be-
stände,
• finanzielle Förderungen, da Elektromobilität
bislang noch teuer ist,
• fertige Mobilitätslösungen, anwendbar ohne
großen Aufwand,
• keine Involvierung in Abrechnungs- und Be-
triebsprozedere,
• Offenheit für die Integration von Pedelecs,
• bessere rechtliche und baulich-infrastrukturelle
Rahmenbedingungen (z.B. Stellplatzschlüssel,
Anpassung der öffentlichen Stromversorgung),
• Ansprechpartner („Kümmerer“) für die Umset-
zung von Konzepten/Übernahme von Verant-
wortlichkeiten.
Handlungsleitende Thesen
Ableitend von denwissenschaftlichen Ergebnissen
und dem praktischen Handeln im Projekt wurden
Thesen zur künftigen Umsetzung quartiersbe-
zogener E-Carsharing-Konzepte formuliert. Mit
Blick auf die Wohnungswirtschaft sind folgende
Aspekte wichtig:
Gemeinsames Handeln begünstigt gemeinschaft-
liche Nutzung von Fahrzeugen
Wenn Carsharing-Fahrzeuge von Anwohnern
und Gewerbetreibenden eines ganzen Quartiers
gemeinschaftlich genutzt werden, steigt die
Quelle: Daniel Kulus
ÜBERBLICK EXPERTENINTERVIEWS MIT VERTRETERN
DER WOHNUNGSWIRTSCHAFT
Unternehmen
Datum
Baugenossenschaft Bergedorf-Bille eG
25. April 2017
HANSA Baugenossenschaft eG
3. Mai 2017
Hanseatische Baugenossenschaft Hamburg eG
9. Mai 2017
Hamburger Lehrer-Baugenossenschaft eG
10. Mai 2017
Evangelische Stiftung Alsterdorf
11. Mai 2017
Bauverein der Elbgemeinden eG
17. Mai 2017
Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft eG
22. Mai 2017
Wohnungsbaugenossenschaft KAIFU-Nordland eG
31. Mai 2017
SAGA Unternehmensgruppe
27. Juli 2017
BMW i3 des Partners Starcar im Quartier Holsteinischer Kamp