Die Wohnungswirtschaft 5/2019 - page 23

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nen Mieter Autos oder Fahrräder leihen, über ei-
nen Parkplatzdienst einen freien Stellplatz für ihr
eigenes Auto buchen, umunnötige Fahrten durch
die Siedlung zu vermeiden, oder ihr E-Fahrzeug
aufladen. Rouven Meister, Geschäftsführer der
DEWOG, der die Häuser im Quartier gehören,
hält diesen Ansatz für richtungsweisend: „Der
entscheidende Vorteil ist, dass hier verschiedene
Angebote vernetzt sind“, meint er.
Und das sieht konkret so aus: Neben Pkw-Stell-
plätzen, die der Hub bietet, sind Leihfahrräder
angeschlossen – in der Variante E-Bike oder als
einfaches Rad. Auf dem Hub selbst stellt das
Carsharing-Unternehmen Cambio Elektroautos
und solchemit Verbrennungsmotor und niedrigem
Verbrauch bereit. Mieter können diese Fahrzeuge
per App beim Anbieter buchen. Eine Kooperation
mit den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) ermög-
licht es den Besitzern eines KVB-Tickets, Autos
zu günstigeren als den normalen Konditionen zu
mieten. Die KVB ist es auch, die Fahrräder und
Pedelecs am Mobilitätshub bereitstellt. Hinzu
kommt, dass auch die Haltestellen des öffentli-
chen Nahverkehrs von hier aus zu Fuß erreichbar
sind.
Der Idee des Hubs kommt entgegen, dass das
Netz des ÖPNV in den kommenden Jahren weiter
ausgebaut werden soll. So ist etwa eine neue Bus-
verbindung zwischen demKöln-Mülheimer Süden
und demBahnhof in Köln-Deutz geplant. Von hier
aus starten auch Fernzüge der Deutschen Bahn.
Unterschiedliche Fortbewegungsmöglichkeiten
für unterschiedliche Strecken, lautet die Idee. Die
Option, Parkplätze zu reservieren, soll zudemver-
hindern, dass viele Autofahrer auf der Suche nach
einemParkplatzmehrfach durch die Siedlung fah-
ren müssen. Neben der traditionellen Methode –
der Reservierung eines festen Stellplatzes beim
Vermieter – bietet ein Online-Parkplatzmanage-
mentsystemdieMöglichkeit, sich auch kurzfristig
eine freie Fläche auf dem Hub zu sichern.
Luftqualität
Die Nationale PlattformZukunft der Mobilität, die
im Auftrag der Bundesregierung Wege aufzeigen
soll, wie der CO
2
-Ausstoß im Verkehrssektor bis
2030 um40 bis 42%gesenkt werden kann, ist bis-
lang auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen.
Das EU-Parlament hat lediglich einen Grenzwert
für CO
2
-Emissionen von Neuwagen beschlossen.
Das Konzept in der Stegerwaldsiedlungmutet ein-
fach an: Sich die richtigen Partner an Bord holen
und dann einfach loslegen, lautete die Devise der
DEWOG nach Bekunden ihres Geschäftsführers
Meister. Die Wohnungsgesellschaft hat das zu-
sammen mit der Stadt Köln realisierte Projekt im
Verbund mit dem Carsharing-Anbieter Cambio,
dem Parkplatzvermieter Ampido, dem Energie-
versorger RheinEnergie und den Kölner Verkehrs-
betrieben realisiert. Auch diese Vernetzung zählt
Meister zu den Pluspunkten der Idee, weil auf
diese Weise in den Bereichen jeweils Spezialisten
amWerk gewesen seien, was die Attraktivität der
einzelnen Angebote erhöhe. Beispiel Ladesäule:
Sie wurde von TankE installiert – einem Zusam-
menschluss aus zwölf nordrhein-westfälischen
Stadtwerken unter der Federführung des Kölner
Energieversorgers RheinEnergie. Das Netzwerk
plant und installiert die Ladesäulen und bietet
Kunden eine einheitliche Abrechnung, was für
mehr Transparenz im Dschungel verschiedener
Tarifsysteme sorgen soll.
Zentral für das Gelingen der Idee dürfte sein, dass
Nutzer schnell und einfach auf die Angebote zu-
greifen können. Meister ist optimistisch, dass sich
der Mobilitätshub durchsetzt, und will das Kon-
zept auch in anderen Quartieren in Betracht zie-
hen. „Wir halten das Projekt Stegerwaldsiedlung
für sehr gelungen. In den nächsten zehn Jahren
werden elf weitere Standorte unserer Unterneh-
mensgruppe für Nachverdichtungen ins Auge ge-
fasst. Hier werdenwir dann jeweils ebenso prüfen,
ob sich ein solches Mobilitätskonzept anbietet.
Und wir werden dann die gleichen Partner wieder
fragen, ob sie sich beteiligenwerden, umdas The-
ma Verkehr smarter und einfacher zu gestalten“,
erklärt Meister.
Ausblick
Welchen Erfolg der Hub in der Stegerwaldsiedlung
tatsächlich haben wird, wird in den nächsten zwei
Jahren evaluiert. Hilfreich für die Akzeptanz dürfte
dabei sein, dass sich in jüngeren Generationen ein
Prinzip des Nutzens statt Besitzens durchzusetzen
scheint: Ein eigenes Auto verliert an Bedeutung,
wenn es alternative Angebotewie etwa Carsharing
gibt. Hinzu kommt, dass der Mobilitätshub in der
Stegerwaldsiedlung in ein System eingebettet ist,
das hilft, Energie einzusparen. Bei einem Über-
schuss an Energie aus der Photovoltaikanlage von
denDächern können die E-Fahrzeuge als Zwischen-
speicher genutzt werden. Das funktioniert durch
denAnschluss der Ladesäule an ein virtuelles Kraft-
werk und ein sog. Siedlungsmanagementsystem,
das die RheinEnergie für das Quartier betreibt. Da-
mit die Energie in denWohnungen nicht ungenutzt
verpufft, tut die DEWOG das Ihre zur Modernisie-
rung: 593 Bestandswohnungen im Siedlungskern
wurdenmit dreifachverglasten Fenstern ausgestat-
tet, Fassaden, Dächer und Kellerdecken gedämmt.
So soll auch hier Energie eingespart und damit
Emissionen reduziert werden. Für dieses Maßnah-
menpaket hat das Land Nordrhein-Westfalen dem
Quartier im Herbst letzten Jahres das Label einer
Klimaschutzsiedlung verliehen.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Ein Baustein im Mobilitätshub
sind Ladesäulen für die E-
Fahrzeuge
Quelle: DEWOG
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