Die Wohnungswirtschaft 5/2019 - page 24

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5|2019
Interview mit Uwe Jentz
„Es ist unser Auftrag, unsere
Mitglieder zu fördern“
Während es in den 1950er Jahren in der Straße Swebenbrunnen der sog. Gartenstadt Farmsen nur ein
einziges Auto gab, die Parkplatzsuche demnach überhaupt kein Problem darstellte und die Nebenstraßen
eher als Spielstraßen genutzt wurden, hat sich die Situation im Hamburger Stadtteil Farmsen-Berne in den
vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Die mgf Gartenstadt Farmen eG hat dies früh erkannt und setzt
sich intensiv mit der Mobilität im Stadtteil auseinander, wie mgf-Vorstand Uwe Jentz erklärt.
Quelle: Steven Haberland
Herr Jentz, stellen Sie uns eingangs doch
kurz das Quartier vor, um das es geht.
Die in Teilen denkmalgeschützte Gartenstadt
Farmsen wurde Anfang der 1950er Jahre nach
Entwürfen des Stadtplaners Hans Berhard
Reichow erbaut. Die Genossenschaft ist aus einer
Mieterinitiative entstanden. Der Bestand wurde
bis Ende 2015 vollständig saniert und das erste
eigene Neubauvorhaben wurde im Sommer 2018
fertiggestellt. Heute leben ungefähr 5.000 Men-
schen in über 2.600 Wohnungen bei uns.
Ein großer Vorteil: Das Quartier liegt verkehrsgüns-
tig. Mit den fußläufig entfernten Haltestellen des
ÖPNV ist der Hauptbahnhof in20Minuten erreich-
bar. Neben viel Natur und preiswertemWohnraum
befinden sich zudem Kindergärten, Schulen sowie
Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten um die Ecke.
Das Thema Mobilität hat in der Gartenstadt
Farmsen für Sie eine hohe Priorität. Warum?
Als Wohnungsbaugenossenschaft ist es unser
satzungsmäßiger Auftrag, unsere Mitglieder zu
fördern. Hierzu gehört selbstverständlich auch
die Förderung der Mobilität. Es geht eben nicht
nur um 192 nebeneinanderstehende Gebäude,
sondern um die gewachsenen Nachbarschaften,
eine vielfältige Infrastruktur und das Eingebun-
densein im Bezirk, die unsere Siedlung zu dem
machen, was sie ist: ein lebendiges Wohnquartier.
THEMA DES MONATS
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
Aufgrund der guten Anbindung an das ÖPNV-
Netz sowie des gut entwickelten Quartiers sind
unsere Mitglieder nicht zwingend auf ein Auto
angewiesen und können alltägliche Erledigungen
zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen. Daher
hat sich die mgf der Aufgabe angenommen, das
Quartier fahrradfreundlich zu gestalten. Und
wenn man dann doch einmal ein Auto braucht,
steht die Carsharing-Station im Mahlhaus mit
zwei festen Parkplätzen und Fahrzeugen zur
Verfügung.
Sie sprachen die fahrradfreundliche Gestal-
tung des Quartiers an. Welche Maßnahmen
haben Sie in diesem Zusammenhang bereits
umgesetzt?
Für ein optimales Fahrradfahren in unserer Sied-
lung haben wir die Wege durch unsere Garten-
stadt fahrradfreundlich gestaltet. Wir haben z.B.
Stufen durch Rampen ersetzt oder bei größeren
Treppen Rinnen eingebaut, sodass das Fahrrad
hochgeschoben werden kann.
Zusätzlich wurden Abstellmöglichkeiten für eine
unkomplizierte Nutzung der Fahrräder hergestellt.
Unsere rund 3.400 Mitglieder können ihre Räder
z.B. an einem der über 1.000 Fahrradbügel vor
den Eingängen der Häuser abstellen. Außerdem
sind in der Tiefgarage eines Neubaus 162 weitere
Fahrradstellplätze entstanden.
Damit die Mitglieder der mgf sicher mit dem
Fahrrad unterwegs sind, haben Sie nicht nur
die Außenanlagen der Gartenstadt im Blick,
sondern auch die Räder selbst.
Das ist richtig. Wir haben eine kostenlose Fahr-
radwerkstatt für unsere Mitglieder eingerich-
tet, sie öffnet ein- bis zweimal im Monat. Die
Werkstatt befindet sich in einem unserer Mehr-
familienhäuser und wird durch ehrenamtliche
Helfer betrieben.
Für die Mitglieder ohne eigenes Fahrrad, haben
wir einen Verleih eingerichtet. Seit dem Jahr
2015 können vier E-Bikes sowie ein Kinder- und
Lastenanhänger kostenlos ausgeliehen werden.
Sowohl der E-Bike-Verleih als auch die Fahrrad-
werkstatt werden gut angenommen. Die Kosten
der Erstanschaffung für diese Maßnahmen von
rund 15.000 € haben sich somit gelohnt.
Das klingt nach einem Paradies für Radler.
Wie sieht es denn mit der Mobilität auf vier
Rädern aus?
Seit August 2013 gibt es eine Carsharing-Station
in unserer Gartenstadt, welche lediglich eine
Minute fußläufig von der U-Bahn und dem Bus
entfernt ist. Es handelt sich hierbei um ein sta-
tionäres Modell mit zwei festen Parkplätzen und
Fahrzeugen, derzeit einem VW-Caddy und einem
Ford Fiesta.
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