DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 2/2019 - page 46

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Gründungsmitglied der opdeDeel Wohngenos-
senschaft eG in Hamburg. In ihrem Fall mussten
die Mitglieder ein Eigenkapital von 900 €/m
2
Wohnfläche mitbringen, wobei sich laut Wendt
die Förderdarlehen der KfW (bis zu 50.000 € pro
Wohnung) als hilfreich erwiesen haben.
Anders als die beiden Genossenschaften in Mün-
chen hat sich die opdeDeel eG bereits einen Bau-
platz gesichert. Auf einem rund 2.200m
2
großen
Grundstück am Warnckesweg im Stadtteil Groß
Borstel will sie imMärz mit dem Bau von drei Ge-
bäuden im Effizienzhaus-40-Standard mit 17 öf-
fentlich gefördertenWohnungen beginnen. Wich-
tig ist dabei der Gemeinschaftsgedanke. „Um in
die Genossenschaft aufgenommen zu werden, ist
ein persönliches Gesprächmit der ganzen Gruppe
nötig, wobei die Entscheidung einstimmig fallen
muss“, berichtet Wendt.
Die Genossenschaft hat einen langen Weg hinter
sich: Gegründet wurde sie bereits 2008, damals
als (eigentumsorientierte) Baugemeinschaft.
2016 beschlossen dieMitglieder die Umwandlung
in eine Genossenschaft. „Das“, erläutert Wendt,
„bietet uns dieMöglichkeit, auf Dauer den Grund-
gedanken der Gemeinschaft und sozialen Ausrich-
tung abzusichern und das Wohnungsunternehmen
basisdemokratisch zu führen.“ Hilfreich sei dabei
die Politik der Stadt Hamburg. „Großartig“ sei vor
allem, „dass sie Grundstücke imKonzeptverfahren
an Genossenschaften vergibt“.
Genossenschaft im ländlichen Raum
Ebenfalls auf die Unterstützung durch Kommu-
nen setzt eine Genossenschaft, die außerhalb der
Großstädte aktiv ist: die MARO Genossenschaft
für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches
Wohnen eGmit Sitz in Ohlstadt. 2012 gegründet,
hat sie sich zum Ziel gesetzt, Mehrgenerationen-
Wohnhäuser und Demenz-WGs im oberbayeri-
schen Raum zwischen Rosenheim und Landshut
In Lingen hat ein breites Bündnis aus Stadt, Kirchen, Volksbank und anderen Akteuren
die Gründung einer Wohnungsbaugenossenschaft auf den Weg gebracht
Quelle: Stadt Lingen
MARKT UND MANAGEMENT
zu errichten. Bisher hat sie vier Projekte abge-
schlossen. „Mittlerweile kommen die Kommunen
auf uns zu“, berichtet Vorstand Martin Okrslar. In
Frage kommen nach seinen Worten sowohl der
Kauf von Grundstücken als auch die Übernahme
im Erbbaurecht.
Für die Wahl der Genossenschaft als Rechtsform
sprechen laut Okrslar v.a. zwei Gründe. Zumeinen
passe die Genossenschaft gut zum angestrebten
Gemeinwohlcharakter. Zumanderen sei es beson-
ders bei den Demenz-WGs wichtig, dass der Ver-
mieter amThema interessiert sei und sich intensiv
um die Immobilie kümmere.
Allerdings richtet sich die MARO eG nicht nur an
Menschen, die später selber in eine der Einrich-
Weitere Genossenschaftsneugründungen
Junge, vom Engagement ihrer Mitglieder getragene Genossenschaften haben es nicht immer
leicht. Das musste die 2009 in Berlin gegründete
Möckernkiez eG
erfahren. Von einer „veri-
tablen Berg- und Talfahrt mit einer Reihe von Enttäuschungen und viel Zeitverlust“ sprach der
Genossenschaftsvorstand, als er 2016 die Fortführung unterbrochener Bauarbeiten ankündig-
te. Zuvor war die Finanzierung des genossenschaftlichen Wohnquartiers mit 471 Wohnungen
im Stadtteil Kreuzberg in Schieflage geraten. Im August 2018 ist das Neubauprojekt dann
tatsächlich fertiggestellt worden.
Gerade erst den Grundstein gelegt hat die
Genossenschaft Generationensolidarität e.G.
in
Köln. Sie sicherte sich 2016 ein von der Stadt in Konzeptvergabe ausgeschriebenes Grundstück
im Köln-Bickendorf, auf dem jetzt 54 Wohnungen mit gemeinschaftlichem, generationenüber-
greifendem Ansatz entstehen.
Ebenfalls gemeinschaftsorientiert arbeitet die 1997 gegründete
MiKa MieterInneninitia-
tive Karlsruhe Wohnungsgenossenschaft eG
. Sie wandelte vier ehemalige Wehrmachts-
Mannschaftsgebäude im Karlsruher Norden in Wohnhäuser um und schuf so 86 sozial
gebundene Wohnungen mit ein bis acht Zimmern. Außerdem gibt es ein Kultur- und Gemein-
schaftshaus.
Ein Wohnprojekt für Senioren und Alleinerziehende hat die
andersWOHNEN eG
in Nürnberg
realisiert. Das 2009 fertiggestellte, nach Angaben der Genossenschaft bundesweit einmalige
Projekt sieht vor, dass sich ältere Mitglieder und Alleinerziehende mit Kindern gegenseitig
ergänzen und unterstützen. Entstanden sind 44 Wohneinheiten, eine Kindertagesstätte und
ein kleines Café mit Bäckerei.
Als generationenübergreifende Genossenschaft nach dem Motto „gemeinsam statt ein-
sam“ versteht sich die 2010 gegründete
Eckodomo eG
in Eckernförde, einem Ostseebad in
Schleswig-Holstein. Senioren, Kinder, Alleinerziehende, Menschen mit und ohne Behinderung
– sie alle wohnen in den 18 Einheiten der Genossenschaft.
Einen anderen Ansatz verfolgt die
Wohnwarft eG
in Hamburg: 1996 gegründet, ist sie Teil des
Projekts „Autofreies Wohnen“ in der Saarlandstraße im Stadtteil Barmbek. Die 31 Wohnungen
wurden im Jahr 2000 fertiggestellt – und zwar zu (aus heutiger Sicht günstigen) Gesamtkosten
von 1.450 €/m
2
Wohnfläche. Auch der Eigenkapitalanteil war damals mit 200 €/m
2
Wohnfläche
sehr viel niedriger als bei den in jüngster Zeit gegründeten Genossenschaften.
Viele weitere Neugründungen, die an dieser Stelle nicht genant werden können, stehen für die
Vielfalt und die Aktualität der genossenschaftlichen Idee von Selbsthilfe und Selbstorganisation.
GEMEINSCHAFTLICH, GENERATIONENÜBERGREIFEND, AUTOFREI
Weitere Informationen:
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