DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 2/2019 - page 37

35
2|2019
1999 bzw. 2006 verkauft hatten (siehe S. 37 ff.
in dieser DW).
Wendejahr 2006
ImRückblick zeigt es sich, dass dieWende im Jahr
2006 eingeleitet wurde. Auf dieses Jahr entfielen
drei bemerkenswerte Vorkommnisse: Zum einen
beschloss der Dresdner Stadtrat, das städtische
WohnungsunternehmenWOBA Dresden GmbHmit
Wäre es 2006 nach dem Willen des Oberbürgermeisters gegangen, wäre die Freiburger Stadtbau (hier ein Hochhaus in der Bugginger Straße)
verkauft worden. Verhindert haben dies starke Bürgerproteste und ein Bürgerentscheid
47.800Wohnungen an die Investmentgesellschaft
Fortress zu verkaufen und damit auf einen Schlag
schuldenfrei zu werden. Zum anderen verhinder-
te ein Bürgerentscheid in Freiburg, dass der vom
grünen Oberbürgermeister Dieter Salomon an-
gestrebte Verkauf der Freiburger Stadtbau GmbH
(FSB) Realität wurde. Und zum dritten beschritt
ebenfalls 2006 Flensburgmit demVerkauf seiner
Wohnungsbaugesellschaft an die örtliche Genos-
senschaft einen dritten Weg (siehe Kasten). Wie
intensiv in diesem Jahr über den Umgang mit öf-
fentlichenWohnungsbeständen diskutiert wurde,
zeigt ein Beschluss des Präsidiums des Deutschen
Städtetages vom Juni 2006. Es hob darin „die
Bedeutung der kommunalen Wohnungsunter-
nehmen für die Umsetzung der wohnungs- und
stadtentwicklungspolitischen Ziele der Städte“
hervor und wies darauf hin, dass die kommunalen
Gesellschaften „erhebliche zusätzliche Leistungen
zugunsten der Städte“ erbrächten, die bei einer
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu berücksichti-
gen seien.
Der Begriff Stadtrendite
Mit den „erheblichen zusätzlichen Leistungen“
griff der Städtetag den Begriff der Stadtrendite
auf, der zuerst 2003 von der BGWBielefelder Ge-
sellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleis-
tungenmbH genutzt und wiederum im Jahr 2006
von der Berliner degewo AG populär gemacht
wurde. Die degewo beauftragte ein Team der
Humboldt-Universität mit einer entsprechenden
Untersuchung und kam so auf eine Stadtrendite
von rund 8%. In der Folge führten Gegner einer
Privatisierung immer wieder diesen Begriff an,
um darauf hinzuweisen, wie entscheidend eigene
Wohnungen für eine Kommune seien.
Woher aber kam die Begeisterung für die Privati-
sierung in den Jahren nach der Jahrtausend-
Die Berliner degewo (hier ihr Zukunftshaus in Lankwitz) machte den Begriff der Stadtrendite populär.
Diese bezeichnet den Nutzen, den kommunale Wohnungsunternehmen über die betriebswirtschaftliche
Rendite hinaus erbringen
Quelle: degewo, Foto: Tina Merkau
Quelle: FSB
1...,27,28,29,30,31,32,33,34,35,36 38,39,40,41,42,43,44,45,46,47,...76
Powered by FlippingBook