DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 2/2019 - page 35

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2|2019
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Neugründung von Wohnungsunternehmen
Neue Wohnungsunternehmen braucht das Land!
In Deutschland fehlen aktuell über 320.000 Wohnungen. Vielen Großstädten gehen die bezahlbaren
Bleiben aus. Infolge des Verkaufs kommunaler Unternehmen haben einige Rathäuser heute wenig
Handlungsspielraum, um die Wohnsituation in der Stadt zu verbessern. Gleichzeitig werden die
Wohnungsunternehmen beim Neubau ausgebremst – durch fehlendes Bauland, einen wild wuchernden
Vorschriftendschungel und ausgelastete Baukapazitäten. Ein wirksamer Lösungsweg, zumindest für einen
Teil dieser Probleme, ist die Neugründung von Wohnungsunternehmen.
THEMA DES MONATS
im bezahlbaren Sektor. Sie sind entscheidende
Akteure, wenn es darum geht, das Abrutschen
tendenziell instabiler Quartiere zu verhindern.
Und sie haben eine große Bedeutung bei der In-
tegration von Zuwanderern, Flüchtlingen, Woh-
nungslosen und anderen Bevölkerungsgruppen,
die auf den Wohnungsmärkten sonst wenig bis
keine Chancen hätten. Ebenso gehört die Bereit-
stellung von altersgerechtemWohnraum und die
energetische Sanierung zu den Tätigkeitsfeldern.
Diese Kombination aus wirtschaftlicher Kompe-
tenz, sozialer Verantwortung und ökologischer
Vorbildfunktionmacht sie als Partner für die Kom-
munen so wertvoll.
Durch den immer weiter anwachsenden Nachfra-
gedruck in den Ballungsregionen steigt die Be-
deutung kommunaler Wohnungsunternehmen.
Gerade angesichts sinkender Belegungsrechte an
Sozialwohnungen sind sie einwichtiges noch ver-
bleibendes Steuerungsinstrument auf den lokalen
Wohnungsmärkten der Städte und Gemeinden. Für
viele Städte sind ihre Wohnungsunternehmen die
eine wichtige Möglichkeit, gefährdete Quartiere
sozial zu stabilisieren oder Maßnahmen der Stadt-
entwicklung aktiv anzupacken. Denn kommunaler
Wohnraumversorgungsauftrag und Daseinsvor-
sorge müssen auch in Zukunft erfüllt werden.
Partner der Politik – auf Augenhöhe
Angesichts der enormen Herausforderung, güns-
tigenWohnraumzu schaffen, denken immer mehr
Kommunen über die Gründung einer eigenenWoh-
nungsgesellschaft nach, weil sie diese als wich-
tiges Steuerelement für bezahlbare Wohnungs-
märkte erkannt haben. So wurde beispielsweise
in Kiel eine Neugründung beschlossen, in Dresden
läuft der Prozess bereits und in Bayern entstand
2018 die landeseigene BayernHeim (siehe S. 38
in dieser DW). Vielerorts entstehen auch neue
Wohnungsgenossenschaften, die mit ihren Neu-
bauaktivitäten das Angebot an modernem und
bezahlbarem Wohnraum ausweiten (siehe S. 42
in dieser DW).
Wohnungsunternehmen aller Rechtsformen enga-
gieren sich zudemvor Ort in den Kommunen – u.a.
in den Bündnissen für mehr bezahlbaren Wohn-
raum. Wichtig ist dabei, dass sie von der Politik
als Partner auf Augenhöhe betrachtet werden.
Nur dann können sie ihre volle Leistungsfähig-
keit entfalten.
Gründung unterstützen – notwendige
Prüfpflichten erhalten
Neben vielen notwendigen und oft geforderten
Maßnahmen, wie einer verstärkten Vergabe von
Bauland nach Konzeptqualität, einem Stopp der
Preisspirale vor allembei der Grunderwerbsteuer
und einer Erhöhung der linearen Abschreibung
für Abnutzung von 2% auf mindestens 3%, sollte
die Politik die Neugründung von Wohnungsun-
ternehmen deutlich stärker unterstützen und
erleichtern. In einigen Regionen in Deutschland
gibt es gar keine Wohnungsunternehmen aus der
GdW-Familie, das muss sich ändern. Und dort,
wo nur kleine Wohnungsunternehmen bestehen,
brauchen diese Verstärkung. Dort wiederum, wo
größereWohnungsunternehmen vorhanden sind,
sollten die Kommunen noch stärker mit diesen
kooperieren – auch mit großen Wohnungsgenos-
senschaften.
Was im Gegenzug nicht passieren darf, ist ein
Aufweichen der Prüfpflichten durch die woh-
nungswirtschaftlichen Verbände. Gerade in den
letztenMonaten hat sich die Unverzichtbarkeit der
Kontrollfunktion durch die Prüfverbände gezeigt,
denn es sind mehrere Anbieter ans Licht gekom-
men, die den guten Namen der Genossenschaften
missbrauchen (siehe DW 10/2018, S. 98). Diese
machen sich den guten Ruf der Wohnungsgenos-
senschaften, die sich für mehr bezahlbarenWohn-
raum in Deutschland engagieren, zu Nutze und
versprechen unrealistische Renditen, ohne dem
Förderzweck – ausreichend Wohnraum zu bieten
– nachzukommen. Hier gilt es, auch für die Ver-
braucher, auf der Hut zu sein und eine Mitglied-
schaft bei einer Wohnungsgenossenschaft immer
wegen ihres eigentlichen, ganz grundlegenden
Zwecks – demWohnen – einzugehen, und nicht als
Geldanlagemit zweifelhaften Renditeversprechen
von schwarzen Schafen.
Wohnungswirtschaftliche Verbände:
die Beratungsprofis bei Neugründung
Deshalb gilt es, die „große Herde der weißen Scha-
fe” – die sozial verantwortlichenWohnungsunter-
nehmen – zu stärken und weiter zum Gedeihen
zu bringen. Für die „Geburt” neuer Unternehmen
stehen die Verbände der Wohnungswirtschaft in
Deutschland der Politik, engagierten Unterneh-
men und Bürgern in puncto Neugründungsbera-
tungmit Rat und Tat zur Seite (siehe S. 46 in dieser
DW). Denn die wahre Bremse für steigende Mie-
ten und die treibende Kraft für mehr bezahlbaren
Wohnraum in Deutschland sind und bleiben: die
Wohnungsunternehmen.
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