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aufgrund seiner langjährigen Erfahrung einen Bei-
trag leisten, auf dem Münchner Wohnungsmarkt
preiswerten Wohnraum zu schaffen.
Die BuG steht für einen Trend, der besonders in
Bayern deutlich wird: Es werden wieder mehr
Wohnungsgenossenschaften gegründet. Allein im
Jahr 2018 kamen nach Angaben des VdW Bayern
Verband bayerischer Wohnungsunternehmen e.V.
sechs neue Genossenschaften hinzu. Sie ergän-
zen das Angebot von jungen Akteuren wie der
Progeno eG, der Wagnis eG und der Wogeno eG,
die bereits vor Jahren an den Start gingen und
mittlerweile etablierte Akteure auf demMünchner
Wohnungsmarkt sind.
München unterstützt Genossenschaften
Dieser Schwerpunkt auf München ist kein Zufall.
„Die Stadt München unterstützt Genossenschaf-
ten sehr beachtlich“, lobt Hans-Otto Kraus. Kon-
kret vergibt sie nach Angaben des VdWBayern auf
städtischen Flächen 20 bis 40% der Grundstücke
an Wohnungsgenossenschaften und Baugemein-
schaften. Kraus sieht das „als notwendige Maß-
nahme, um eine Vielfalt an Wohnungsbauformen
zu schaffen“. Dabei hat sich die BuG das Ziel ge-
setzt, einen hohen ökologischen Standard zu errei-
chen, den Gemeinschaftsgedanken zu fördern und
günstig zu bauen. Einbeziehen will Kraus dabei
Erfahrungen, die er in seiner Zeit bei der GWGmit
den Projekten kostengünstigen und minimalisti-
schen Bauens gesammelt hat.
Allerdings hat die junge Genossenschaft mit ihren
bisher rund 20 Mitgliedern noch kein Grundstück
gefunden, auf dem sie ihre Vorstellungen verwirk-
lichen kann. Die Bewerbung um ein Areal im neu-
en Stadtteil Freiham blieb erfolglos. Hoffnungen
setzt Kraus jetzt auf das 48 ha große Gelände der
ehemaligen Bayernkaserne, wo ein neues Quartier
mit rund 5.500 Wohnungen entstehen soll.
Werkswohnungen der besonderen Art
Ein Auge auf dieses Areal geworfen hat auch eine
andere junge Genossenschaft. „2019 wollen wir
uns, wenn sich genügend Aktive für eine Bau-
gruppe engagieren, um ein Grundstück auf dem
Areal der ehemaligen Bayernkaserne bewerben“,
sagt Doris Betzl von der Stadtwerkschaft eG. Bei
dieser handelt es sich um eine ganz besondere
Form einer Genossenschaft: Hervorgegangen ist
sie aus einer Initiative des Vorsitzenden des Kon-
zernbetriebsrats der Stadtwerke München; die
Wohnungen, welche die Genossenschaft bauen
will, sind denn auch für Mitarbeiter der Stadt-
werke reserviert.
Insofern versteht die 2017 gegründete Genos-
senschaft ihre Aktivitäten als Ergänzung zur Neu-
bauoffensive der Stadtwerke, die ihren Bestand
von 600 Werkswohnungen bis 2022 auf rund
1.100 ausbauen will (siehe auch S. 52 in dieser
DW). Ende 2018 zählte die Stadtwerkschaft 104
Mitglieder, von denen rund 90 selber eine Woh-
nung beziehenmöchten. „Bei den anderen handelt
es sich um investierende Mitglieder, die unsere
Idee unterstützen“, erläutert Doris Betzl, die als
Pressereferentin bei den Stadtwerken arbeitet.
Ein Wohnrecht erhalten nur Mitglieder, die seit
mindestens einem Jahr Mitarbeiter der Stadtwer-
ke oder einer ihrer Tochtergesellschaften sind.
Wer aber einmal eine Wohnung hat, darf auch
darin wohnen bleiben, wenn er den Arbeitgeber
wechselt. Betzl begründet dies damit, dass „wir
als junge Genossenschaft auf die Motivation und
das Engagement von jedem einzelnen Mitglied
angewiesen sind“ – und diese Motivation sei nur
gegeben, „wenn man weiß, dass man dann auch
ein lebenslanges Wohnrecht hat“.
Allerdings kann die Stadtwerkschaft noch kein
Grundstück ihr Eigen nennen. Zudem müssen
die Mitglieder viel Eigenkapital mitbringen. „Als
grobe Orientierung rechnen wir damit, dass Mit-
glieder für Wohnungen der einkommensorientier-
ten Förderung Anteile für rund 450 €/m
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Wohn-
fläche zeichnen“, sagt Betzl. Bei Wohnungen im
München-Modell ist mit 1.000 €/m
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zu rechnen,
bei frei finanzierten Wohnungen mit 1.700 €/m
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Ein Beispiel aus Hamburg
„Eine der größten Hürden ist die Finanzierung“,
sagt auch Matthias Wendt, Architekt und
In Hamburg-Groß Borstel errichtet die opdeDeel eG ab März 2019
drei Gebäude mit 17 Genossenschaftswohnungen
Genossenschaftliches Wohnen im bayerischen Windach: Die MARO eG hat einen
alten Pfarrhof restauriert und mit einem Neubau ergänzt
Quelle: MARO eG
Quelle: opdeDeel Wohngenossenschaft eG/UDGD Architekten Hamburg