DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 2/2019 - page 53

generationsübergreifendem, nicht spekulativem
Eigentum bezahlbare Wohnungen zur Verfügung
stellen.
Es wird kein Luxuswohnungsbau entstehen,
vielmehr gute und bezahlbare Wohnungen, de-
ren Mieten sich im Rahmen der Mietspiegel be-
wegen. Ebenso steht das Aufgreifen innovativer
oder experimenteller Wohnideen, die sonst nur
von eigentumsorientierten Baugruppen realisiert
werden können, im Fokus (siehe Kasten rechts).
Dies allein reicht allerdings nicht aus, um die ge-
plantenWohnungen günstig an die Zielgruppen zu
vermieten. Auch die Verwaltungskosten müssen
gering gehalten werden, hierzu sollen die ange-
strebtenManagement- und Generalmietverträge
mit den zukünftigen Partnern beitragen.
Vermietermarkt
Mit der Geschäftsidee und dem genossenschaft-
lichen Wohnmodell ist ein Teilsegment des eu-
ropäischen Immobilienmarktes angesprochen.
Genossenschaftswohnungen sind dem Bereich
des Mietwohnungsmarktes zuzuordnen und un-
terscheiden sich deutlich vom Segment des Ei-
gentums. Durch den nicht renditeorientierten
Förderzweck der SCE grenzt sich diese von den
Angeboten privater, aber auch von denen staatli-
cher Vermieter, unabhängig von der Rechtsform,
doch deutlich ab.
Da in Deutschland seit Jahrzehnten ein Ver-
gleichsmietenmodell gesetzlich vorgegeben
ist, liegt es in Städten oder Regionen, in denen
ein Vermietermarkt vorherrscht, auf der Hand,
dass Mieten sukzessive und überdurchschnittlich
zunehmen. Die Situation wird durch steigende
Betriebskosten — z.B. kommunale Abgaben, aber
insbesondere auch Energie — weiter verschärft.
Auch anhand des Verbraucherpreisindexes lässt
sich die besondere Wichtigkeit sozial verträgli-
cher Mieten unterstreichen: Den größten und seit
Jahren zunehmenden Anteil am Warenkorb zur
Entwicklung des Indexes hat der Bereich „Woh-
nen“ mit 32%.
Da das Geschäftsmodell der LiMnicht gewinnma-
ximierend ist, gibt es, solange ein Vermietermarkt
besteht, für das Projekt keineWettbewerber außer
andere gemeinnützig agierende Trägerformen.
EinWettbewerb existiert dagegen bei demAnkauf
von geeigneten Grundstücken. Die Preisentwick-
lung bei Bauland, z. B. in Berlin und den meisten
europäischen Metropolen, macht dies ganz deut-
lich. Es wäre wünschenswert, wenn Kommunen
bei der Grundstücksvergabe dem besten Konzept
und nicht dem höchsten Angebot den Zuschlag
erteilen würden.
In Berlin Treptow-Köpenick entsteht unweit der Gartenstadt Falkenberg, eines Teils der
UNESCO-Welterbe Siedlungen der Berliner Moderne, und in der Nähe des zukünftigen
Flughafens BER ein LiM-Pilotprojekt. Entsprechend dem „magischen Dreieck“ der Nach-
haltigkeit wird dabei eine Synthese zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen
Zielen angestrebt, dies in Verbindung mit ästhetischen und baukulturellen Ansprüchen.
Die geplanten 29 Wohnungen sollen in einer flächen- und ressourcenschonenden Bauweise
mit effizienten und funktionalen Grundrissen sowie regenerativen Baustoffen erstellt
werden. Das Gebäude soll für unterschiedliche Generationen, Lebensstile und Haushalts-
formen bewohn- und bezahlbar sein. Gemeinschaftsflächen und -einrichtungen sind durch
bereits bestehende Angebote des Generalmieters in der näheren Umgebung vorhanden.
Der Baubeginn ist für 2019 geplant und die Fertigstellung soll bis 2020/21 erfolgen.
Projektbegleitend sind Gespräche über weitere Projekte in Wien und Amsterdam vorgese-
hen, andere europäische Metropolen könnten bei entsprechendem Interesse für die SCE
jederzeit aufgenommen werden.
LIM-PILOTPROJEKT IN BERLIN
Einen Überblick über die aktuellen euro-
päischen (Miet-) Wohnungsmärkte bietet
u.a. das EU–geförderte Tenlaw-Projekt der
Universität Bremen.
Den Berliner Markt, wo das erste LiM-
Projekt realisiert werden soll, beleuchten
z. B. die jährliche Publikation der Investiti-
onsbank Berlin (IBB) und der Marktmonitor
des BBU Verband Berlin-Brandenburgischer
Wohnungsunternehmen e.V. (BBU). Allen
Quellen ist zu entnehmen, dass in den
nächsten 15 Jahren aufgrund der Bevöl-
kerungs- und Haushaltsentwicklung ein
zusätzlicher Neubaubedarf im Segment der
Mietwohnungen besteht.
MARKTANALYSE
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2|2019
Das erste LiM-Projekt entsteht im Berliner
Bezirk Treptow-Köpenick
Quelle: Tafkaoo Architects
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