Die Wohnungswirtschaft 3/2018 - page 40

ENERGIE UND TECHNIK
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3|2018
3E-Mehrfamilienhaus
Modell für die Energiezukunft
Von außen scheint es ein Mehrfamilienhaus wie alle anderen, doch im Innern verbirgt sich innovative
Technik, die das Haus in Hamburg-Wilhelmsburg zum Modell für die Energiezukunft macht. Denn das Haus
ist sein eigener Energieproduzent, der zehn Wohnungen versorgt und darüber hinaus den Strom für die
beiden Elektroautos der Hausgemeinschaft liefert – gesteuert von einem Schwarmdirigenten.
Ein Modell mit Zukunft? Häuser, die Strom und
Wärme direkt vor Ort und größtenteils aus eige-
ner Kraft erzeugen und ihre Bewohner elektrisch
mobil und weitgehend unabhängig von externer
Energieversorgung machen.
Dass das Haus den Löwenanteil seiner Energie
selbst erzeugen sollte, stand für die Planenden
außer Frage: „Wir alle wollten von vornherein eine
Photovoltaikanlage“, sagt Immanuel Lütjohann,
Mitglied der Bauherrengemeinschaft. Das Block-
heizkraftwerk (BHKW) mit Wärmespeicher steu-
erte der Hamburger Energieversorger Lichtblick
bei. Beide Anlagen zusammen decken im Schnitt
gut drei Viertel des jährlichen Strom- und 100%
des Wärmebedarfs. Wird mehr Sonnenstrom ge-
erntet als verbraucht, stehen die beiden Carsha-
ring-Fahrzeuge mit Elektroantrieb als rollende
Batteriespeicher bereit. Ein stationärer Speicher
im Keller überbrückt zudem dunkle Stunden und
sonnenarme Tage. Oder das BHKW springt an und
liefert den benötigten Strom. Die gleichzeitig
erzeugte Wärme wird zwischengespeichert, bis
jemand im Haus unter die Dusche steigt oder die
Heizung aufdreht. Sind alle Stromspeicher voll,
gehen weitere Stromüberschüsse ins öffentliche
Netz, das wiederum angezapft wird, wenn das
Haus mehr Strom verbraucht, als es erzeugt.
Smart
Herzstück des komplexen Geflechts aus Er-
zeugungsanlagen und Speichern ist der sog.
THEMA DES MONATS
Hartmut Netz
freier Journalist
München
Die drei E im Projektnamen stehen für Eigenerzeugung, Eigenverbrauch und Elektromobilität:
PV-Anlagen auf dem Dach, Batterien im Haus, ein Blockheizkraftwerk im Keller und Elektroautos
zur gemeinschaftlichen Nutzung
Während ihrer Sommertour 2017 hat Bundesumweltministerin
Dr. Barbara Hendricks das Forschungsprojekt Schwarmhaus besucht
Quelle aller Fotos: Lichtblick
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