kleinen Bestand von gut 1.600 Wohnungen zur
Glasfaser BochumGmbH& Co KG, einer 100%igen
Tochterfirma der Stadtwerke Bochum Holding,
gewechselt.
Der kommunale Provider schließt bis 2028 jedes
Gebäude an leistungsstarke Lichtwellenleiter
(fibre to the building, FTTB) an. Zusätzlich sol-
len alle Wohnungen in Neubauten innerhalb des
Vertragsgebietes und perspektivisch auch jene in
den Bestandsgebäuden an neue hausinterne Glas-
fasernetze (fibre to the home, FTTH) angebunden
werden. Während die TV-Signale zunächst über
die vorhandenen Koaxialkabel geliefert werden,
konnte die VBWden offenen und diskriminierungs-
freien Zugang Dritter beimAngebot von sonstigen
Breitbanddiensten (Open Access) durchsetzen.
Der kommunale Kabeldienstleister garantiert
eine kostenlose Internetflatrate von 1 Mbit/s im
Up- und Download; höhere Bandbreiten werden
gegen Entgelt angeboten. Entscheidend war für
die VBW, dass die alten Koax-Netze in ihremEigen-
tum verbleiben und das durch den Dienstleister
neu aufzubauende Glasfasernetz nach zehn Jahren
ebenfalls in ihr Eigentum übergeht. Sie empfand
u. a. die Vereinbarung einer gesonderten Inter-
netanbindung für Telemetriedienste (z. B. Smart
Metering) mit 25 Mbit Down- und 5 Mbit Upload
als bedeutend. Darüber hinaus wurden besondere
Konditionen vereinbart, wie eine pauschalierte
Berücksichtigung des Leerstandsrisikos, eine
Pachtzahlung für die Nutzung der NE 4, eine
Marketing- sowie eine Betriebsstrompauschale.
Festlegung der Verhandlungsstrategie
Im Sommer 2017 stand die VBW nun vor der Her-
ausforderung, einenweiteren Gestattungsvertrag
neu zu verhandeln oder auszuschreiben. Damit
sollte die Multimediaversorgung für mehr als
10.000 Wohnungen flächendeckend in Bochum
abgedeckt werden. Angesichts der Tragweite
dieser Entscheidung entschloss sich die VBW
Bochum unter Federführung der neugegründe-
ten Abteilung Forschung & Entwicklung, so der
verantwortliche VBW-Mitarbeiter Daniel Dierich,
sich inwohnungswirtschaftlicher und technischer
Hinsicht unabhängig beraten zu lassen, um die
bestehenden Handlungsoptionen zu prüfen. Die
F+B Forschung und Beratung GmbH aus Hamburg
und das auf die Breitbandberatung spezialisierte
Ingenieurbüro TKT Teleconsult aus Backnang bei
Stuttgart bereiteten daraufhin einen Workshop
vor, in dem sich die Verhandlungsstrategie der
VBWaus demkomplexenWirkungsgeflecht (siehe
Abbildung) herauskristallisierte.
Da eine Befragung der eigenenMieterschaft nach
ihren Bedarfen und ihrer Zahlungsbereitschaft im
Bereich Multimedia unterbleiben sollte, unter-
suchte F+B den soziostrukturellen Aufbau und die
Einkommenssituation der Bewohnerschaft in den
Ortsteilen von Bochum, in denen sich die VBW-
Siedlungen befinden. Da sich die kleinräumigen
Strukturdaten auch auf die VBW-Mieterschaft
übertragen lassen, wurden dann entsprechende
Bedarfe abgeleitet – z. B. schnelle Internetzu-
gänge für Studierende oder neue digitale Servi-
ces für Senioren. Ausgegangen wurde aber auch
von einem sich durch Streamingdienste massiv
verändernden Fernsehverhalten der jüngeren Ge-
neration sowie einer stark wachsende Programm-
vielfalt durch den weiteren Zuzug von Migranten
und Flüchtlingen.
Intensiv wurden die Regelungen des neuen
DigiNetzG diskutiert (siehe Kasten auf Seite 36).
Da die VBW ferner ein eigenes Betreibermodell
ausschloss, wurden denkbare Joint Ventures – ge-
meinsame Betreibermodelle vonWohnungsunter-
nehmen mit lokalen Multimedia-Partnern – nur
angerissen. An anderen Orten können diese jedoch
eine Alternative zur Totalverpachtung der eigenen
Netze sein, wenn die Höhe der Netzinvestitionen,
das Betreiben des Leitungsnetzes mit Einspeisung
der Inhalte und die Aufteilung der Nutzerentgelte
fair geregelt werden.
Experten sind sich einig, dass nur Glasfaser
den künftigen Anforderungen einer digitalisierten
Gesellschaft Rechnung tragen kann
Der Workshop thematisierte zudem die Viel-
zahl künftiger technologischer Entwicklungen
sowohl im Fernsehbereich (Ultra-HD als Nach-
folgetechnik von HD+) als auch in der Ge-