Die Wohnungswirtschaft 3/2018 - page 42

ENERGIE UND TECHNIK
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sich regelmäßig im eigens dafür hergerichteten
Gemeinschaftsraum trifft und sogar gemeinsame
Wochenendausflügemit den Kindern unternimmt.
Fazit
Unter den Bewohnern ist die Identifikation mit
ihremHaus und die Zufriedenheit mit der Technik
groß. Für den Energieversorger sind Modellhäu-
ser wie dieses der erste Schritt in die Energie-
zukunft. Die werde, davon ist Lichtblick-Chef
Wilfried Gillrath fest überzeugt, erneuerbar,
dezentral und elektrisch sein.
Mit dem Schwarmdirigent, der dezentrale Klein-
erzeuger und Speicher zu sog. Großkraftwerken
zusammenschalten und auf diese Weise Strom-
engpässe im öffentlichen Netz ausgleichen kann,
glaubt sich die Firma gut gerüstet für die Ener-
giewelt der Zukunft.
Der Schlussbericht steht unter:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Das 3E-Haus erzeugt 70% der benötigten
Energie aus eigener Kraft. Warum nicht
100%?
Ziel des Projektes war kein autarkes Energie-
system zur 100%igen Selbstversorgung eines
Mehrfamilienhauses, sondern ein ausbalanciertes
Verhältnis zwischenWirtschaftlichkeit und einem
möglichst hohen Grad an Autarkie. Die einzelnen
Anlagenkomponenten wurden so dimensioniert,
dass Strom und Wärme möglichst wirtschaftlich
bereitgestellt werden können.
Rechnet sich das 3E-System unter wirt-
schaftlichen Aspekten?
Aufgrund der aktuell noch hohen Investitions-
kosten für die Anlagentechnik wird der Einsatz
des 3E-Systems derzeit erst mit einem höheren
Wärmeverbrauch, wie er etwa in Gebäuden ab
zwölf Wohneinheiten anfällt, wirtschaftlich at-
traktiv. Für die beiden im Feldtest untersuchten
Mehrfamilienhäuser, die kleiner sind, rechnet es
sich wirtschaftlich gesehen also nicht. Man kann
jedoch davon ausgehen, dass die Preise für Batte-
rien und Solarmodule weiter sinken und sich da-
mit auch die Investitionskosten für das 3E-System
verringern werden.
Und unter ökologischen Aspekten?
Der Vergleich mit einer konventionellen Alter-
native, bestehend aus einem Gaskessel, einer
Photovoltaikanlage und zwei Pkw mit Verbren-
nungsmotor, hat ergeben, dass das 3E-System
etwa ein Drittel weniger CO
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ausstößt. Betreibt
man das Blockheizkraftwerk statt mit Erdgas mit
Biomethan aus Reststoffen, fällt die Klimabilanz
des 3E-Systems noch weit besser aus.
Kann das 3E-System eine interessante Alter-
native für Wohnungsunternehmen sein?
Auf jeden Fall, denn es ist ja auf Mehrfamilien-
häuser zugeschnitten. Im mehrgeschossigen
Mietwohnungsbau lässt es sich beispielsweise
überall dort ökologisch sinnvoll einsetzen, wo der
Anschluss an ein Wärmenetz unmöglich ist. Oder
in Gebäuden, die aus Denkmalschutzgründen nur
eingeschränkt gedämmt werden dürfen, was den
Wärmepumpeneinsatz unrentabel macht. Auch
kleinere Wohnquartiere lassen sich damit versor-
gen. Das 3E-System ist sicherlich kein Konzept für
denMassenmarkt, doch in bestimmten Segmenten
kann es einen Beitrag zur Energiewende leisten.
Frau von Oehsen, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Hartmut Netz.
Interview mit Amany von Oehsen
Ein wichtiger Lösungsbaustein
Die Physikerin Amany von Oehsen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg, hat das Forschungs-
projekt „3E-Mehrfamilienhaus“ maßgeblich betreut. 3E steht für drei
energiewirtschaftlich relevante Aspekte, die im Projekt untersucht wurden:
Eigenerzeugung und Eigenverbrauch von Energie, kombiniert mit Elektro-
mobilität hier in Form von zwei Carsharing-Fahrzeugen.
3E steht für ein komplex ineinander verflochtenes Energiesystem, das erstmalig
in einem Mehrfamilienhaus erprobt wurde
Quelle: Privat
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