DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 12/2016 - page 61

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lungen brauche das Unternehmen Fachleute, die
verstehen, welche täglichen Aufgaben ein Sied-
lungsbetreuer hat undwo ihnmoderne IT jetzt und
in Zukunft entlasten könnte. „Wir hoffen“, wünscht
sich Schirra, „dass wir damit auch ein Stück Un-
abhängigkeit vom Arbeitsmarkt erhalten und in
Zukunft die immer rarer werdenden Spezialisten
frühzeitig an uns als Arbeitgeber binden können.“
Höhere Qualität durch Kooperation
Der neue Ausbildungsgang reiht sich ein in eine Se-
rie von Neuerungen, die die Unternehmensgruppe
in den letzten Jahren zum Thema Ausbildung auf
den Weg gebracht hat. Mit einer Tradition, die bis
in die 1950er Jahre zurückreicht, gilt das Unter-
nehmen als Vorreiter der dualen Ausbildung. Ein
wesentlicher Schritt: Die Unternehmensgruppe
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt greift bereits
seit demAusbildungsjahr 2014/15 nicht mehr auf
die örtlichen Berufsschulen in Frankfurt und Kas-
sel zurück, sondern übertrug den schulischen Aus-
bildungsteil ihrer Immobilienkaufleute auf das in
der Branche bekannte und renommierte Bochumer
Europäische Bildungszentrumder Wohnungs- und
Immobilienwirtschaft (EBZ). Statt regelmäßiger
Berufsschultage während der Woche sieht das
neue Konzept monatlich einen einwöchigen Block-
unterricht und drei Wochen praktische Arbeit im
Betrieb vor.
Simone Stock, imFachbereich Personal und Orga-
nisation zuständig für die Ausbildung, begründet
diesen Schritt: „Wir sind von der Qualität bei der
EBZ absolut überzeugt.“ Die Lehre dauere da-
durch zwar ein wenig länger als bisher, dafür sei
das Niveau derart hoch, dass die Auszubildenden
bereits imdritten Lehrjahr ein berufsbegleitendes
Studium beginnen können.
Darüber hinaus erlaube der Blockunterricht eine
höhere Flexibilität: „Umalle praktischen Themen-
felder abzudecken, müssen die Auszubildenden
des Standortes Kassel oft nach Frankfurt kommen,
das ist jetzt viel besser möglich“, so Stock. Die
Qualität der Ausbildung bei der Unternehmens-
gruppe liegt jetzt bereits weit über demBranchen-
schnitt. Regelmäßig belegen die Absolventen des
Wohnungsunternehmens die vordersten Plätze
ihres Jahrgangs – wie etwa Vanessa Reuter und
Daniel Rath, die im Jahr 2015 ihre Anschlussprü-
fungmit einem1,0-Schnitt abschlossen und dafür
die EBZ-Sommerakademie besuchen durften.
Anreize für Alleinerziehende in Ausbildung
Explizit – und damit auch dem Landesauftrag fol-
gend – widmet sich das Wohnungsunternehmen
auch dem Berufsleben von Alleinerziehenden.
Sie werden oftmals benachteiligt – besonders,
wenn es um das Thema Ausbildung geht. Des-
halb schloss die Unternehmensgruppe eine Aus-
bildungskooperation mit dem Verein zur beruf-
lichen Förderung von Frauen (VbFF), Frankfurt
am Main. Ziel dieser Kooperation: jungen allein-
erziehenden Müttern eine reguläre Ausbildung zu
ermöglichen. Simone Stock erläutert das Prinzip:
„Die jungen Frauen haben bereits einen Ausbil-
dungsvertrag mit dem VbFF geschlossen. Die
Lehre zur Kauffrau für Büromanagement dauert
wie bei anderen drei Jahre, allerdings verläuft
sie in Teilzeit, da sich die jungen Mütter parallel
ja auch noch um ihre Kinder kümmern müssen.“
Die Unternehmensgruppe übernimmt einen Teil
der Kosten und den praktischen Teil der Lehre.
Schirra zu diesem Engagement: „Abgesehen von
der sozialen Verantwortung, die wir als größtes
Unternehmen der Branche in Hessen haben und
zu der wir ja auch vertragsmäßig verpflichtet
sind, müssen wir in Zukunft noch viel stärkere
Anstrengungen unternehmen, Menschen in ein
berufliches Umfeld zu integrieren. Die Branche
kann es sich nicht leisten, Potenziale brach liegen
zu lassen – ob das Migranten, Alleinerziehende
oder ältere Arbeitnehmer sind.“
Ausbildungsangebote unterstützen
Quartiersarbeit
Oder Männer … Die Nassauische Heimstätte be-
teiligt sich schon seit einigen Jahren am „Boys‘
Day“, der imGegensatz zumweiblichen Pendant,
dem „Girls‘ Day“, versucht, jungen Männern tra-
ditionell von Frauen bevorzugte Berufe näherzu-
bringen. Simone Stock erinnert sich: „Während
wir am Anfang beim ,Boys‘ Day’ eher den männ-
lichen Nachwuchs unserer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter begrüßen durften, bewerben wir den
Tag jetzt auch in unseren Siedlungen.“ Neben den
späteren Bewerbungen dürfe man die integrative
und Identifikation stiftende Wirkung bei den Ju-
gendlichen nicht vernachlässigen. Peter Schirra:
„Wer als Perspektive sieht, später bei uns zu arbei-
ten, engagiert sich auch früh in seinemQuartier.“
Eine ideale Kombination und Win-win-Situation
auf allen Ebenen.
Eigene Azubi-Projekte: vom Blog bis zum
Fitness-Movement
Entsprechend überdurchschnittlich ist das Enga-
gement der jungen Leute. Sie betreiben einen ei-
genen Blog
(
t
dem sie ihreMitlernenden sowie die ganze Beleg-
schaft über ihre Anliegen und Ideen informieren.
Besonders großen Raumnehmen „Goodies“ sowie
die eigenen Projekte ein.
Azubi Petar Kajinic etwa berichtet, was die Teil-
nehmer eines Rhetorikseminars gelernt haben –
unter anderemWissenswertes zu Atem, Sprache,
Stimme und Körperhaltung. Besonders attraktiv
war ein Projekt, mit dem sich die Azubis an der
Aktion „Moveguide – wir machen den Betrieb
„Abgesehen von der sozialen Verantwortung, die wir haben (...), müssen wir
in Zukunft noch viel stärkere Anstrengungen unternehmen, Menschen in ein
berufliches Umfeld zu integrieren.“
Peter Schirra
Die junge Mutter Katarzyna Gagorowska (r.) startet ihre Ausbildung
und wird dabei von ihrer Kollegin Ilhem Ben Arar (l.) unterstützt
Quelle: UGNHW
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