DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 12/2016 - page 51

kräfteunterstützung einen Optimierungsbedarf
gab.
Bei den persönlichen Stellgrößen gaben bis zu
93% der Befragten eine hohe Lernüberzeu-
Die Branche diskutiert Personalentwick-
lungsfragen bisher ja vor allem im Hinblick
auf die Ausbildung von Nachwuchskräf-
ten – von Ausbildung bis Studium. Hat die
Wohnungswirtschaft einen Nachholbedarf in
Bezug auf die Qualifizierung und Weiterbil-
dung ihres Mitarbeiterstamms?
Was in vielen Unternehmen derzeit fehlt, sind
junge Mitarbeiter – Menschen, die neue Ideen
und Sichtweisen mitbringen, die vielleicht auch
mal die eingefahrenenWege infrage stellen. Auch
bei der Gewobag liegt das Durchschnittsalter bei
45 Jahren. Gleichzeitig entwickeln sich Technik
und Gesellschaft rasant weiter. Doch auch unsere
älteren Mitarbeiter sind gut qualifiziert und wei-
tergebildet. Jetzt geht es jedoch darum, dass sie
sichMöglichkeiten erschließen, umweiter amBall
zu bleiben.
Was können oder sollten Wohnungsunter-
nehmen künftig anders machen?
Geht es darum Hemmnisse zu überwinden, Neu-
es zu lernen, Innovationen voranzubringen, traut
man dies eher den Jüngeren zu. Den Alten, meint
man, fällt das Lernen schwer. Doch das stimmt so
nicht. Es ist eher die Selbsteinschätzung, die ältere
Mitarbeiter hemmt. Diese Bremsen zu lösen, wird
umso wichtiger, je höher die Anzahl der älteren
Kollegen in den Unternehmen steigt.
Die Gewobag hat deshalb zusammen mit der
Jacobs University Bremen in einem Pilotprojekt
zu einem Lernfitnesstraining eingeladen. Zwölf
Mitarbeiter haben genauer überprüft, wie sie
lernen wollen, sie haben Strategien entwickelt,
um sich Neues einfacher und mit mehr Spaß an-
zueignen.
Die Gewobag war eines der Pilotunterneh-
men, in denen Belegschaftsbefragungen und
Lerntrainings stattfanden. Was haben Sie aus
den Studienergebnissen gelernt? Was setzen
Sie persönlich im Unternehmen um bzw.
werden Sie umsetzen?
Unsere Kollegen haben gute Methoden gelernt,
um erfolgreich zu sein und bei Misserfolgen nicht
gleich aufzugeben. Wichtig ist, sich immer wieder
selbst zu motivieren, die eigenen Ressourcen zu
aktivieren und mit den Kollegen zu reden, um die
anstehenden Aufgaben zu bewältigen. Wenn neue
Aufgaben auf Menschen zukommen, reagieren
viele erst einmal mit Abwehr. „Ach je, das schaffe
ich nicht“, „das kann ich nicht“, „das will ich auch
nicht“. Diese Gedanken blockieren das Denken und
Handeln. Aber man kann die Sichtweise ändern: Es
gilt, den Fokus auf die Frage des „Wie“ zu lenken
und die Bereitschaft zu entwickeln, auch neue
Schritte zu gehen.
Die Gewobag hat die Lernfitnesstrainings daher
auch nach demAbschluss des Pilotprojektes weiter
für die Belegschaft angeboten.
Eine der Empfehlungen des Projekts ist, das
unternehmensspezifische Lernumfeld zu
ermitteln sowie die dazu zur Verfügung ste-
henden Ressourcen zu prüfen. Wo sehen Sie
dabei Herausforderungen für die Branche?
Räume zum Lernen und Zeit zum Ausprobieren
zu schaffen, ist aus unserer Sicht ein Schlüssel
zumErfolg. Diese Erkenntnis nimmt die Gewobag
ernst. Wir bieten unseren Mitarbeitern an, zu ler-
nen undmöchten ganz besonders die Älterenmo-
tivieren. Zahlreiche Kursangebote zu inhaltlichen
Themen wie Mietrecht oder zu Arbeitsmethoden
wie z. B. Zeitmanagement werden regelmäßig
über das firmeneigene Intranet angeboten. Es gibt
verschiedene Formate wie kleine Seminare und
große Lehr- oder Studiengänge. Wer sich für einen
berufsbegleitenden Lehrgang oder ein Studium
entscheidet, wird von der Gewobag unterstützt
und gefördert, das Alter ist dabei nebensächlich.
Welche weiteren Möglichkeiten und Instru-
mente sehen Sie – neben den Lerntrainings –,
die bereits länger im Unternehmen beschäf-
tigten Mitarbeiter zu qualifizieren? Was
könnte ggf. insbesondere kleinere Unterneh-
men ansprechen?
In regelmäßigenMitarbeiterentwicklungsgesprä-
chenwerden alle dazu ermutigt, sich laufendwei-
terzubilden. Es wird in diesemRahmen gemeinsam
überlegt, was sollte gelernt werden, in welcher
Form und wie soll das Erlernte in die Gewobag
zurückgespiegelt werden. Ein Leben lang zu lernen
– und nicht nur am Anfang der Laufbahn auf Vor-
rat – ist Teil der Unternehmenskultur geworden.
Herzlichen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Olaf Berger.
Interview mit Martina Heger
Lernen lässt sich lernen
Der Abschlussbericht für das Projekt „Mobile Personalentwicklung in der
Wohnungs- und Immobilienwirtschaft zur Entwicklung von Lernkompetenz“
liegt dem GdW und seinen Regionalverbänden mittlerweile vor. Die
Personalleiterin des kommunalen Berliner Wohnungsunternehmens Gewobag,
die zugleich Mitglied im GdW-Fachausschuss Berufliche Bildung/Personal-
entwicklung ist, berichtet u. a. über ihre Erfahrungen mit den vom Gutachten
empfohlenen Trainings im Unternehmen.
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12|2016
geprägt undwurde tendenziell von Beschäftigten
über 50 am besten bewertet.
Bei der Führungskräfteunterstützung gab zwar
die Mehrheit der Befragten (57,5%) an, dass Füh-
rungskräfte die Möglichkeiten zur Weiterbildung
auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter abstimmten
– aber bis zu 37,5%widersprachen dieser Aussa-
ge. Dies legte nahe, dass es in Sachen Führungs-
1...,41,42,43,44,45,46,47,48,49,50 52,53,54,55,56,57,58,59,60,61,...84
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