DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 12/2016 - page 54

MARKT UND MANAGEMENT
52
12|2016
Handlungskompetenzen weiterentwickeln
Bedarfsorientierte Weiterbildung in der
Wohnungswirtschaft – ein zukunftsfähiges Konzept
Die demografische Entwicklung der Gesellschaft macht vor der Wohnungswirtschaft nicht halt. Ein Anstieg
des Durchschnittsalters der Mieter, bauliche Anpassungen an veränderte Bedürfnisse der Mieter und
Besonderheiten, die das Altern mit sich bringt – all dies sind Herausforderungen, denen sich die Mitarbeiter
der Wohnungsgenossenschaften stellen müssen.
Die Altersstruktur der Bevölkerung in Deutsch-
land ist durch eine steigende Lebenserwartung
und geringe Geburtenzahlen gekennzeichnet. Die-
THEMA DES MONATS
Kerstin Börner
Lehrstuhl Arbeitswissenschaft
und Innovationsmanagement
TU Chemnitz
Danny Rüffert
Lehrstuhl Arbeitswissenschaft
und Innovationsmanagement
TU Chemnitz
Das Projekt „Chemnitz+ Zukunftsregion lebenswert gestalten“ ist eines von
fünf durch das Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten regionalen
Gesundheits- und Dienstleistungsnetzwerken in Deutschland. Das Projekt hat
eine Laufzeit von vier Jahren (11/2014-10/2018) und wird vom Verband
Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. (VSWG) geleitet und koordi-
niert. Projektpartner sind die Technische Universität Chemnitz, ATB Arbeit,
Technik und Bildung gGmbH, Begleitetes Wohnen e. V., IHD gGmbH, Chem-
nitzer Siedlungsgemeinschaft eG, Wohnungsgenossenschaft „Fortschritt“
Döbeln eG, SFZ Förderzentrum gGmbH, Sozialamt Chemnitz, ACX GmbH und
Klinikum Chemnitz gGmbH (siehe auch DW 4/2016, S. 60).
Die Ausgangsthese lautet: Im Zentrum eines lebenswerten Alters steht die
eigene Häuslichkeit, umgeben von einer effektiven und bedarfsgerechten
Infrastruktur, die es erlaubt, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu
leben. Ziel des Projekts ist deshalb die Entwicklung, Erprobung und Evaluation
einer integrierten gesundheitlichen Versorgung in der Modellregion „Mittleres
Sachsen“ mit unterstützenden und aktivierenden, am individuellen Bedarf
ausgerichteten Gesundheits- und Dienstleistungsangeboten für ein langes und
selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung und im Wohnumfeld. Dies er-
folgt in den Projektsäulen Befähigung, Teilhabe, Begleitung und Unterstützung.
CHEMNITZ+
Weitere Informationen zum Projekt Chemnitz+:
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
gibt. Die aktuelle Sozialbefragung unter den 220
Genossenschaften des Verband Sächsischer Woh-
nungsgenossenschaften e. V. (VSWG) ergab ein
Durchschnittsalter von 61,5 Jahren, wobei die
Gruppe der 71– bis 80-Jährigenmit 24%die größ-
te Altersgruppe bildete. Bei den älter werdenden
Menschen besteht Studien zufolge der Wunsch
danach, so lange wie möglich selbständig in der
Wohnung und dem Wohnumfeld zu leben.
Mit der Erarbeitung praktikabler Lösungen für
ein lebenswertes Altern in der Gesundheits- und
Dienstleistungsregion „Mittleres Sachsen“ be-
schäftigt sich das Forschungsprojekt Chemnitz+
(siehe Infokasten). Die Projektsäule Befähigung
verfolgt dabei das Ziel, relevante Akteure, wie
z. B. Mitarbeiter der Wohnungsgenossenschaf-
ten, in die Lage zu versetzen, dass sie einen
wirksamen und effizienten Beitrag zu einem
selbstbestimmten Leben von Menschen in der
eigenen Wohnung leisten können.
Berufliche Handlungskompetenz der
Mitarbeiter stetig weiterentwickeln
Einen Schwerpunkt bildet die bedarfsorientierte
Weiterbildung von Mitarbeitern der Wohnungs-
wirtschaft im Zusammenhang mit dem berufli-
chen Umgang mit älteren Mietern. Zur Bedarfs-
ermittlung wurden Fokusgruppengespräche mit
Mitarbeitern von Wohnungsgenossenschaften
(z. B. aus den Bereichen Wohnservice, Wohnbe-
ratung und Technik) und mit Mietern durchge-
führt. Weiterhin fanden Experteninterviews mit
Führungskräften (z. B. Bereichsleiter, Vorstände)
statt, um die Bedarfsermittlung zu vervollstän-
digen. Die erhobenen Bedarfe wurden analysiert
und in einem Projektworkshop mit Projekt- und
Transferpartnern reflektiert und priorisiert.
se Entwicklungen führen dazu, dass auch in den
Wohnungsunternehmen das Durchschnittsalter
der Mieter ansteigt und es mehr ältere Menschen
1...,44,45,46,47,48,49,50,51,52,53 55,56,57,58,59,60,61,62,63,64,...84
Powered by FlippingBook