MARKT UND MANAGEMENT
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12|2016
Grundlage, um erfolgreich mit älteren Menschen
kommunizieren zu können. In der Schulung wer-
den diese Veränderungen thematisiert und können
durch Hilfsmittel, z. B. Brillemit Gesichtsfeldein-
schränkung oder Kapselgehörschützer, von den
Teilnehmern selbst erfahrenwerden. Anhand von
praktischen Übungen und Gesprächssituationen
werden ausgewählte Sachverhalte verdeutlicht.
Die Teilnehmer bekommen Kommunikations-
empfehlungen für ihre praktische Tätigkeit an
die Hand, die je nach Situation eingesetzt werden
können, denn Kommunikation ist so individuell
wie die Menschen selbst.
Informationen gezielt an den Mann bringen
Eine weitere Maßnahme beschäftigt sich mit der
altersgerechten Informationsgestaltung. Diese
betrifft vor allemMitarbeiter inWohnungsgenos-
senschaften, die imBereich Öffentlichkeitsarbeit,
Service oder Beratung tätig sind und z. B. Veran-
staltungen planen, dieMitgliederzeitung erstellen
oder Broschüren/Informationsmaterial für Mieter
auswählen. In vielen Fällen sind schriftliche Infor-
mationen wie Flyer, Hinweisschilder oder Hava-
riepläne nicht an die Bedürfnisse der Zielgruppen
angepasst. Die Teilnehmer erlernen in diesemMo-
dul, auf was bei der Gestaltung oder Auswahl von
Informationsmaterial geachtet werden sollte. Hin-
tergrund sind die altersbedingten Veränderungen,
z. B. Nachlassen der Sehstärke oder verminderte
Kontrast- und Farbwahrnehmung. Diese Verände-
rungen werden anhand von plakativen Beispielen
aufgezeigt und den Teilnehmern Empfehlungen
für die praktische Umsetzung der Informations-
weitergabe vermittelt. Diese reichen von Hinwei-
sen zu Schriftgröße oder Layoutgestaltung bis hin
zu inhaltlichen und sprachlichen Richtlinien.
Und? Was bringt‘s?
Seit der Umsetzung der bedarfsorientierten Wei-
terbildungsmaßnahmen haben 93 Teilnehmer die
Schulungen besucht. NebenMitarbeitern vonWoh-
nungsgenossenschaftenwaren dabei auchweitere
professionelle Akteure aus demUmfeld der älteren
Mieter beteiligt, z. B. Pflegekräfte, Hauswirtschaf-
ter und Handwerker. Das Spektrum reichte dabei
von Auszubildenden bis hin zu langjährig erfahre-
nenMitarbeitern. Die Schulungsmaßnahmenwur-
den zweistufig evaluiert, d. h. eine Befragung zur
Veranstaltung und der potenziellen Nutzung von
Inhalten im Arbeitsalltag direkt im Anschluss der
Schulungsmaßnahme und eine zweite Befragung
zur retrospektiven Nutzung ca. vier bis sechs Wo-
chen nach der Veranstaltung. Insgesamt wurden
die Veranstaltungen durchweg positiv bewertet,
wie die Abbildung oben zeigt.
Besonderes Augenmerk gilt dabei den Inhalten.
81%der Teilnehmer gaben nach der Veranstaltung
an, dass die Inhalte für ihre Tätigkeit relevant sind.
Je häufiger die Teilnehmer mit älteren Menschen
zu tun haben, destomehr geben sie an, die erlern-
ten Inhalte potenziell für ihre alltägliche Arbeit
anwenden zu können (r=0,591; p<0,01; n=64).
Ein ähnliches Bild zeigte sich auch in der Nach-
befragung. Die Teilnehmerquote betrug 58% im
Vergleich zur Ersterhebung und konnte nachwei-
sen, dass die in der Schulung vermittelten Inhalte
auch tatsächlich in der alltäglichen Arbeit ange-
wendet wurden (r=0,677; p<0,01; n=37). Diese
Ergebnisse zeigen nicht nur die Notwendigkeit des
Einsatzes der bedarfsorientiertenWeiterbildungs-
maßnahmen, sondern ebenso die nachhaltigeWir-
kung der vermittelten Inhalte.
Die Erfahrung aus den durchgeführten Schulun-
gen offenbart, dass der eingeschlageneWeg in die
richtige Richtung führt: Nicht nach demGießkan-
nenprinzip, sondern bedarfsorientiert, engmit der
Praxis verbunden und nah amGeschehen, so dass
sich die Teilnehmer in berufsbezogenen Situatio-
nen weiterbilden und neu erworbenes oder auf-
gefrischtes Wissen direkt in ihrer arbeitstäglichen
Praxis anwenden können. DieWissensvermittlung
und -anwendung erzielt eine nachhaltigeWirkung
über die eigentliche Schulung hinaus, wenn die
Teilnehmer aktiv eingebunden sind, z. B. durch
das „Lernen durch Erleben“ sowie den Einsatz pra-
xisorientierter Methoden und Werkzeuge. Dieses
Vorgehen, Wissen und Informationen direkt an-
zuwenden und zu verinnerlichen, ermöglicht es,
ausgetretene Pfade zu verlassen, Perspektiven zu
wechseln und Nachhaltigkeit zu erzeugen.
Quelle: TU Chemnitz
• Verband Sächsischer Wohnungsgenos-
senschaften e. V. (Hrsg.) 2015: Selbst-
ständiges Wohnen bis ins hohe Alter: Eine
volkswirtschaftliche Analyse. Dresden.
Download unter
WEITERFÜHRENDE LITERATUR
NUTZEN DER SCHULUNG FÜR DIE TEILNEHMER
Veranstaltung empfehlenswert
Kompetenzerweiterung hoch
Atmosphäre angenehm
Veranstaltung gut strukturiert
Veranstaltung abwechslungsreich
Inhalte kompetent vermittelt
Inhalte verständlich dargestellt
Inhalte für Tätigkeit relevant
Übungen hilfreich
Inhalte entsprachen Erwartungen
trifft überhaupt nicht zu
trifft überwiegend nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft überwiegend zu
trifft voll und ganz zu
Alle Veranstaltungen n = 93
Alle Angaben in Prozent
20,88
46,15
37,36
21,98
30,34
37,36
38,04
27,17
29,67
13,19
17,58
7,87
8,79
8,70
8,64
24,69
35,38
43,08
21,11
13,33
31,87
48,35
28,57
61,80
69,57
53,85
51,09
64,20
18,46
64,44
1,10
1,10
2,20
3,26
2,17
2,47
1,54
1,11
1,54