DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 12/2016 - page 55

53
12|2016
Die Ergebnisse bildeten die Grundlage für die
Konzeption und Ausarbeitung der bedarfsori-
entierten Weiterbildungsmaßnahmen. Diese
orientieren sich an der Erweiterung der beruf-
lichen Handlungskompetenz der Mitarbeiter.
Dazu zählen unter anderem die Maßnahmen
„Alter erleben“, „Kommunikation mit Älteren“
und „Informationsgestaltung für Ältere“. Die
Maßnahmen bilden unabhängige Module, die
entsprechend der Zielgruppe angepasst und
nach dem jeweiligen Bedarf ausgewählt werden
können. Alle Maßnahmen sind Bestandteile ei-
nes Kompetenzbaukastens, der die berufliche
Handlungskompetenz der relevanten Akteure
erweitert und somit zu einer erhöhten Expertise
der Akteure bei der Bewältigung demografieori-
entierter Themen beiträgt.
Wie fühlt es sich an, alt zu sein?
Um insbesondere die Bedürfnisse älterer Men-
schen in der Wohnung und im Wohnumfeld zu
erkennen, wurde die Maßnahme „Alter erleben“
erarbeitet. Die Teilnehmer werdenmit Hilfe eines
Alterssimulationsanzuges in die Situation eines
älteren Menschen versetzt. Durch die Simula-
tion verschiedener typischer altersbedingter
körperlicher Veränderungen, wie Einschränkung
des Sehens, Hörens und Fühlens sowie Reduzie-
rung von Kraft und Beweglichkeit, können die
Teilnehmer selbst erfahren, wie es sich anfühlt,
alt zu sein. Ein Ziel dieser ersten Maßnahme ist
zum einen die Sensibilisierung für die ältere Kun-
denklientel und zum anderen das sprichwörtliche
„Augenöffnen“ für Situationen, die letztendlich
den selbstbestimmten Verbleib in der Wohnung
gefährden oder unterstützen können. Beispiels-
weise kann durch die Einschränkungen des Sehens
erlebt werden, inwieweit die Beleuchtung in der
Wohnung bzw. imWohnhaus optimal gestaltet ist.
Gleiches gilt für Objekte in der Wohnung – Läufer
oder Türschwellen stellen im Anzug potenzielle
Stolperfallen dar.
Die Einschränkungen des Hörens stehen beim
Wohnen in engem Zusammenhang mit der Klin-
gelanlage, aber auch zu Signalen von Rauch- und
Feuermeldern. Es kann vorkommen, dass ent-
sprechende Anlagen nicht die nötige Lautstärke
erreichen, um Bewohner auf die vorliegenden
Situationen aufmerksam zu machen. Neben der
Veränderung der Leistungsfähigkeit der Sinne
kommt es auch bei den konditionellen und ko-
ordinativen Fähigkeiten zu einem Abbau. Beson-
ders betroffen sind hierbei Muskelkraft, Ausdauer
und Beweglichkeit. Ziel sollte es sein, eine dau-
erhafte Mobilität älterer Menschen und damit
Teilhabe am Alltag zu gewährleisten, weswegen
die Wohnungswirtschaft sich bemüht, Wohnung
und Wohnumfeld weitestgehend barrierearm zu
gestalten bzw. die Mieter durch Hilfsmittel zu
unterstützen.
Die Erfahrungen aus der Schulung zeigen, dass
die Teilnehmer Situationen zumWohnen imAlter
anders wahrnehmen, mehr Verständnis für ältere
Menschen aufbauen und die Erfahrungen in ihrer
beratenden und unterstützenden Tätigkeit für den
älteren Kunden einsetzen können.
Kommunikationsbarrieren aus dem Weg
räumen
Mitarbeiter vonWohnungsgenossenschaften pfle-
gen als Vermittler und Dienstleister einen engen
Kontakt zur Kundenklientel. Beratende Tätig-
keiten stehen dabei genauso im Mittelpunkt wie
Servicegespräche oder in nicht unerheblichem
Maße auch Seelsorge. Die Mitarbeiter müssen in
jedem Fall souverän auf die entsprechenden Si-
tuationen reagieren. Das Modul „Kommunikation
mit Älteren“ nimmt sich zum Ziel, Teilnehmer für
verschiedene Kommunikationssituationen fit zu
machen und vor allem Besonderheiten bei der
Kommunikation mit Älteren aufzuzeigen.
Die altersbedingten körperlichen Veränderungen
haben Einfluss auf die Kommunikation, z. B. Ein-
schränkung des Gesichtsfeldes, Nachlassen des
Hörvermögens oder eine Verringerung der Auf-
merksamkeitsspanne. Diese individuellen Situati-
onen zu erkennen und richtig zu deuten ist die
Mitarbeiter der Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft (CSg) im Alterssimulationsanzug beim Betrachten und Erfühlen verschiedener Fliesenoberflächen
Quelle: TU Chemnitz
1...,45,46,47,48,49,50,51,52,53,54 56,57,58,59,60,61,62,63,64,65,...84
Powered by FlippingBook