Dr. Peter Schaffner:
Da bin ich auf Ihrer Seite,
Herr Knüpp. Wenn ich als Investor vor der Wahl
stehe, eine vermietete Eigentumswohnung mit
einer Miete von 12,50 € oder eine mit einer Miete
von 6,25 € zu kaufen, die beide eine Rendite von
3% bringen, würde ichmich für diemit einer Mie-
te von 6,25 € entscheiden, weil das Risiko eines
Rückschlags geringer ist.
Helmut Knüpp:
Manchmal stelle ichmir eineWelt
vor, die nur aus Genossenschaften und aus kom-
munalen Unternehmen besteht. Und diese Vor-
stellung macht mich nicht glücklich. Wir sind nur
ein Akteur und nicht die Stadt insgesamt. Deshalb
müssen wir den Diskurs mit den anderen Akteu-
ren suchen und Antworten darauf finden, wie wir
uns die Stadt in Zukunft vorstellen. Dabei soll-
ten wir auch über den Sickereffekt nachdenken.
Wenn höherwertiger Wohnraumentsteht, werden
günstige Wohnungen frei, weil die Menschen, die
in den teuren Neubau ziehen, ja irgendwo anders
ausziehen.
Wir entwickeln in Kiel gerade ein großes Quartier,
da kann sich keiner vorstellen, nur preisgünsti-
gen Wohnungsbau zu machen. Das wäre für die
Stadt fatal. Wir müssen eine Mischung schaffen
aus Bauträgergeschäft und Mietwohnungsbau.
Solche Quartiere sind außerdem spannender als
Quartiere, die sich monostrukturell entwickeln
und nur eine Zielgruppe ansprechen.
Uwe Eichner:
Nun ja, die Sickereffekte gibt es
zwar, aber sie wirken nur sehr langsam.
Bettina Harms-Goldt:
Wenn wir über Kostenre-
duzierung sprechen, sollten wir nicht immer an
die Quadratmetermieten denken, sondern ver-
stärkt an die Gesamtbelastung der Mieter. Eine
von uns durchgeführte repräsentative Befragung
hat gezeigt, dass Mieter am ehesten bereit sind,
im Interesse einer geringen Miete auf Wohnflä-
che zu verzichten. In diese Richtung sollten wir
denken. Dann können wir den innerstädtischen
Raumbesser ausnutzen und die Gesamtbelastung
reduzieren.
Jürgen Steinert:
Wir müssen zum Schluss kom-
men. In seinem Eingangsstatement hat Michael
Sachs gesagt, dass Politik und Wohnungswirt-
schaft zwei getrennte Welten sind. Ich möchte
ergänzen: Die eine Welt umfasst nicht nur die
Politik, sondern auch die öffentliche Verwaltung.
Hier gibt es große Unterschiede. Es gibt Städte
wie München und Hamburg, deren Verwaltungen
sich relativ professionell und aufgeschlossen der
Bau- und Wohnungsthemen annehmen. Es gibt
aber auch Städte wie Berlin, in denen die Bauämter
personell massiv unterbesetzt sind und wo auch
sonst in Bezug auf die Verwaltung mangelhaft
regiert wird.
Was sicher des Schweißes der Edlen wert ist, ist
der von mehreren von Ihnen angesprochene ko-
operative Ansatz. Es gilt, das Bewusstsein dafür zu
schärfen, dass gleichberechtigte Partner koope-
rativ an einem Tisch sitzen und Lösungen herbei-
führen sollten. DieMarktgesetze werdenwir nicht
außer Kraft setzen können. Dort, wo wir zu wenig
bauen, werden die Preise für die Bestände und den
Neubau weiter klettern. Und das werden wir nur
beenden, wenn wir den Neubau beschleunigen.
Damit bedanke ich mich herzlich für Ihre Diskus-
sionsbeiträge.