DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2016 - page 41

Ihr Unternehmen hat beim Bauherrenpreis
eine Besondere Anerkennung für das Hospiz
in Essen-Werden erhalten ...
Ja, wir sind stolz auf dieses Projekt und die Aner-
kennung. Das gilt natürlich besonders für die an
demProjekt Beteiligten. Auch daher ist es sehr be-
dauerlich, dass Ulrich A. Büchner, unser langjäh-
riger Vorstandsvorsitzender, 2014 verstorben ist
und diese Anerkennung nicht mehr erleben konn-
te. Er hatte sich sehr für den Umbau eingesetzt.
Die GEWOBAU ist eine Genossenschaft. Wäre
ein solches Projekt auch mit einer anderen
Unternehmensformmöglich gewesen?
Lassen Sie es mich so sagen: Ein rein ökonomisch
orientiertes Unternehmenwürde ein solches Pro-
jekt vielleicht nicht in dieser Form verwirklichen.
Als Genossenschaft können wir dagegen auch
Baumaßnahmen in Angriff nehmen, bei denen die
Gesamtbilanz stimmt. Das zeigt sich bei Wohnan-
geboten für Zielgruppen mit besonderen Anfor-
derungen. Dass unsereMitglieder solche Projekte
mittragen, ist übrigens ein Zeichen dafür, dass der
moralische Kompass bei mehr Menschen intakt ist,
als häufig suggeriert wird.
AlleUnternehmen, ob kommunal, genossenschaft-
lich oder privatwirtschaftlich, stehen in der Pflicht,
demdemografischenWandel mit langfristig ange-
legten Investitionen zu begegnen. Ob es nun um
Hospize geht oder alternative Wohnformen. Dar-
aus lassen sich auch erfolgreicheGeschäftsmodelle
entwickeln. „Sozial engagiert“ und „wirtschaftlich
erfolgreich“ sind schließlich keine Gegensätze.
Wie ist Ihre Erfahrung in der Zusammen­
arbeit mit sozialen Trägern?
Viele soziale Träger haben besondere Ansprüche
an die Qualität, die ein Bauherr liefernmuss – auch
weil sie einen hohenmoralischen Anspruch an sich
selbst und die Qualität ihrer Dienstleistungen
stellen. Diesen geben sie auch unter Kostendruck
nicht auf. Das ist jedoch etwas Gutes. Wenn beide
Seiten an einem Strang ziehen, führt das dazu,
dass man sich auf das Wesentliche konzentriert.
Und dann können die gemeinsamen Projekte auch
wirtschaftlich erfolgreich werden. Wir arbeiten
beispielsweise bei unseren Senioren-Wohnpro-
jekten seit Jahren in jeder Hinsicht erfolgreichmit
unterschiedlichen sozialen Trägern zusammen.
Welches Fazit zieht die GEWOBAU nach zehn
Jahren?
Der Umbau ist ein Erfolg für die GEWOBAU, Wer-
den und die Hospizbewegung. Die Auslastung ist
sehr hoch – das zeigt, wie wichtig der Umbau in
sozialer Hinsicht war. Dass das Hospiz so zentral
liegt, wirkt sich außerdempositiv auf die sehr en-
gagierte Hospizbewegung aus, die nun deutlich
präsenter imStadtteil ist. Sogar wirtschaftlich hat
sich der Umbau für uns gelohnt – trotz des hohen
Aufwands. Nicht zuletzt hat er auch zu unserem
positiven Image in der Stadt beigetragen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Corina Avaria.
Interview mit Stephan Klotz
„Der moralische Kompass ist bei mehr
Menschen intakt, als häufig suggeriert wird“
Der Umbau des denkmalgeschützten Klosters zum Hospiz war ein
ehrgeiziges Projekt. Der Vorstandsvorsitzende der GEWOBAU erklärt,
warum die Genossenschaft die Herausforderung angenommen hat, welche
Erklärung er dafür hat, dass die Mitglieder diese Entscheidung mittragen,
und welche Erfahrungen die Genossenschaft gesammelt hat.
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