DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2016 - page 45

ein extrem hoher Leerstand. Damit auseinander-
setzenmusste sich die DeutscheWohnen, die über
Umwege zur Eigentümerin der 1993 unter Denk-
malschutz gestellten Siedlungwurde. Zuvor hatte
diese der Eisenbahn-Siedlungs-Gesellschaft mbH
(ESG) gehört, die 2006 von der Gehag übernom-
men wurde, die ihrerseits 2007 an die Deutsche
Wohnen ging.
Orientierung am
ursprünglichen Erscheinungsbild
Mittlerweile tritt der Gartenstadtcharakter wie-
der deutlich zutage. Denn 2013 entschied sich die
Deutsche Wohnen, eine Komplettmodernisierung
in Angriff zu nehmen. Die Pläne dafür stammen
vom Berliner Büro Blumers Architekten. Bis Ende
dieses Jahres werden die Arbeiten an den 127Woh-
nungen und acht Gewerbeeinheiten abgeschlossen
sein. Beeindruckt davon zeigte sich bereits 2015
die Jury des Deutschen Bauherrenpreises, die das
Projekt mit dem Bauherrenpreis Modernisierung
auszeichnete und dabei die „vorbildliche Sanierung
dieses schönen Ensembles“ hervorhob.
Einfach war die Aufgabe allerdings nicht. So
fand sich z. B. in den Dachstühlen das zu DDR-
Zeiten oft verwendete giftige Holzschutzmittel
Hylotox, wie Klaus Zahn berichtet, Leiter Neubau
und Projektentwicklung bei der Deutsche Woh-
nen Construction and Facilities GmbH. Deshalb
mussten die Handwerker die Dachstühle unzu-
gänglich machen; in manchen Fällen wurde der
Dachstuhl auch abgerissen und neu aufgebaut,
so dass Dachwohnungen mit großzügigen Grund-
rissen entstanden.
Grundsätzlich orientierte sich die Planung am
ursprünglichen Erscheinungsbild der Siedlung.
So erneuerten die Handwerker die historischen
Biberschwanz-Eindeckungen und setzten Türen,
Hauseingänge und Treppenhäuser in enger Ab-
stimmung mit den Denkmalschützern instand.
Auch im Inneren der Wohnungen wurden Türen
und Dielen wo immer möglich aufgearbeitet, und
an den Fassaden brachten die Baufachleute den
historischen Putz auf.
Trotz der Einschränkungen durch den Denkmal-
schutz und den Verzicht auf eineWärmedämmung
gelang es den Verantwortlichen, den Energie-
verbrauch der Gebäude deutlich zu senken. Der
Primärenergiebedarf reduzierte sich durch die
Sanierung um rund 60% und beträgt jetzt noch
182,4 kWh/m
2
und Jahr. Erreicht wurde dies
hauptsächlich durch die Umstellung von Einzel-
heizung auf Zentralheizung mit Gas-Brennwert-
Technik, den Austausch der einfach verglasten
Kastenfenster durch denkmalgerechte Holz-
fenster sowie die Dämmung von Kellerdecke und
oberster Geschossdecke mit Zellulose. Ebenfalls
erneuert wurden die Bäder.
Ein Beispiel vom Zustand der Häuser
vor der Sanierung
Die Treppenhäuser wurden erneuert und
denkmalgerecht gestaltet
1...,35,36,37,38,39,40,41,42,43,44 46,47,48,49,50,51,52,53,54,55,...100
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