NEUBAU UND SANIERUNG
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10|2016
unter dem Berliner Niveau liegt. Von niedrigen
Mieten profitieren vor allemdie Bestandskunden,
von denen viele der Siedlung treu geblieben sind.
Neumieter zahlen hingegen deutlich mehr: Eine
59 m
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große 2-Zimmer-Wohnung in der Schulst-
raße wird z. B. für eine Kaltmiete von 8,50 €/m
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angeboten. Die durchschnittliche Höhe der Neu-
vertragsmieten beziffert Unternehmenssprecher
Pinnig auf 7,20 €/m
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.
Trotzdem bringt die Sanierung für die Deutsche
Wohnen AG, die als börsennotiertes Unternehmen
nicht zuletzt demWohl ihrer Aktionäre verpflich-
tet ist, kurzfristig keine hohe Rendite. „Die Sanie-
rung ist ein langfristiges Investment“, formuliert
es Pinnig. Tatsächlich ist der Aufwand groß: Die
Modernisierungskosten allein für die Kostengrup-
pen 300 und 400 betragen 1.445 €/m
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, und die
Gesamtkosten sind von den ursprünglich veran-
schlagten 11Mio. € auf rund 20Mio. € gestiegen.
Dabei setzt der Konzern ausschließlich auf ein
Vermietungskonzept. Die ursprünglichen Pläne,
Doppelhaushälften zu verkaufen, hat man laut
Deutsche-Wohnen-Chefarchitekt Klaus Zahn „aus
baukultureller Verantwortung“ fallen gelassen.
Potenzial für Verdichtung
Die Entwicklung der Eisenbahnersiedlung ist
damit nicht abgeschlossen. Die Siedlung sei nie
zu Ende gebaut worden, erklärt Zahn. „Deshalb
sehen wir Potenzial für eine behutsame Nachver-
dichtung.“ Ein Hindernis stellt allerdings dar, dass
nicht die gesamte Siedlung imEigentumder Deut-
sche Wohnen ist: Ein erheblicher Teil gehört dem
Bundeseisenbahnvermögen, das wiederum ein-
zelne Häuser an Privatpersonen verkauft hat. Die
Folge davon ist, dass neben dem frisch sanierten
Schmuckstück der Deutsche Wohnen AG weiter
heruntergekommene oder wenig denkmalgerecht
sanierte Objekte existieren.
Wesentlich verbessert hat sich bereits hingegen
die Infrastruktur. Denn auch die Gemeinde Wus-
termark hat kräftig investiert und z. B. die Schul-
straße mitsamt Gehwegen komplett erneuert.
Besonders freut sich Bürgermeister Schreiber da-
rüber, dass ameinstigenMarktplatz wieder Leben
einzieht. Dort hat der Verein Historia Elstal, der
sich umdie Aufarbeitung der Geschichte des Ortes
kümmert, sein neues Domizil bezogen, und sogar
ein Arzt hat eine Praxis eröffnet. Holger Schreiber
ist deshalb sehr zufrieden mit dem Ergebnis der
Sanierung: „Der Ort bekommt sein Herz und seine
Seele zurück.“
Die Deutsche Wohnen legt großen Wert auf die Betreuung der Bestandsmieter.
Hier bespricht Wohnberater Andreas Stein mit dem Ur-Elstaler und ehemaligen
Lokführer Johannes Müller die Details der Sanierung
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Mittlerweile sind die Wohnungen auch
bei jungen Familien begehrt
In den Eingangsbereichen sind die Anklänge
an die klassische Moderne unübersehbar
Neue Zielgruppen angesprochen
Darüber hinaus nutzte der Bauherr die Sanierung,
umdieWohnungspalette zu verbreitern. Zuvor war
die 2,5-Zimmer-Wohnung mit durchschnittlich
63m
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Wohnfläche der dominierende Typus. Durch
die Neugruppierung von jeweils zwei nebeneinan-
derliegenden Einheiten erreichten es die Planer,
dass jetzt auch 1,5- und 3-Zimmer-Wohnungen
zur Verfügung stehen. Hinzu kommen die neuen
Wohnungen im Dachgeschoss, die mit rund 90m
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wesentlich größer sind. Diese zusätzlichen Ange-
bote wirken sich positiv auf die Nachfrage aus:
„Viele junge Familien ziehen nach Elstal“, freut
sich Deutsche-Wohnen-Sprecher Julian Pinnig.
Dass die Eisenbahnersiedlung an Attraktivität ge-
wonnen hat, liegt aber nicht nur am Engagement
des Wohnungskonzerns, sondern auch an der Lage.
Sie ist nur wenige Gehminuten von Bahnhof Elstal
entfernt, von demaus der Berliner Hauptbahnhof
ohne Umsteigen in 28Minuten erreichbar ist. Weil
der Wohnungsmarkt in der Hauptstadt mittler-
weile sehr angespannt ist, ziehen wieder mehr
Menschen ins Umland. „Die Wohnungsnachfrage
in unserer Region ist sehr hoch, und es gibt fak-
tisch keinen Leerstand“, verdeutlicht dies Bürger-
meister Schreiber.
Hinzu kommt, dass die Durchschnittsmiete in der
Eisenbahnersiedlung mit knapp 5 €/m
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deutlich