CONTROLLER Magazin 1/2019 - page 58

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Authentische Unternehmenskulturen haben Fir-
men, die ihre eigenen bewusst formulierten Vor-
gaben umsetzen und leben. Unternehmenskul-
turen werden dement, wenn Organisationen
ihre eigenen Fähigkeiten vergessen – und weil
sie ihre eigene Zukunft von andern gestalten
lassen. Der Glaube an die „Industrie 4.0“ mit ih-
ren digitalen Abhängigkeiten, sowie „Consulting
4.0“ mit ihrer Selfie-Mentalität lassen die eige-
nen Talente und Sensibilitäten im Arbeitsalltag
verkümmern. Die Bezeichnung „Industrie 4.0“
ist ein Begriff der deutschen Bundesregierung
für ein Projekt einer Hightech-Strategie mit de-
ren Forschungsplattform und dem Ziel, dass al-
les mit allem elektronisch vernetzt werden soll.
Es handelt sich dabei um ein Organisationsge-
staltungskonzept. Die Bezeichnung „Consulting
4.0“ ist lediglich die Antwort der Beratungshäu-
ser auf die eigenen Bemühungen, „Industrie
4.0“ zu beraten, zu begleiten und dabei die im-
mer größer werdenden Datenberge als allmäch-
tige Grundlage für Entscheide zu zitieren, ohne
dabei die Sinnhaftigkeit zu prüfen.
Diese Konzepte bringen viele „Trend-Gurus“
und „Zukunftsmacher“ hervor, die Firmen re-
gelrecht ins „Bockshorn“ jagen, weil diese sich
gedanklich bereits in deren Abhängigkeiten
begeben haben. Da „Cyber-Industrie-Begriffe“
weder konkrete Szenarien noch Antworten
enthalten, erzeugen sie Unsicherheiten und
Ängste. Dennoch wird propagiert, dass sich
die ganze Arbeitswelt permanent verändern
müsse (Pseudo-Agilität). Wer dem Glauben
schenkt, sieht sich lediglich virtuellen Bedro-
hungen ausgesetzt. Das Tagesgeschäft könnte
dadurch an Aufmerksamkeit verlieren und kon-
zeptionelle Gewohnheiten (die eigenen Zu-
kunftsfragen anzugehen) bedeutungslos wer-
den. Künstlich geschaffene Angebote haben
Hochkonjunktur. Dadurch gehen Identitätsräu-
me (vgl. Abbildung 1) verloren und Kreativität
und Mut erhalten im eigenen Umfeld keine
Plattformen mehr. Bei Nichteinbezug der Iden-
tifikation der Beteiligten wird der Weg der
Machbarkeit früher oder später zum Hindernis.
Firmen laufen Gefahr, ihre Identität zu verlie-
ren, weil sie mit ihren zukunftsorientierten
Hightech-Strategien ihre Unternehmenskultur
vernachlässigen – die Demenz entwickelt sich.
Folgende Beispiele von Dienstleistungsan-
geboten zeigen diese Entwicklung auf:
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User Centred Digital Transformation
– Mit un-
serem „UCD-Werkzeugkasten“ sind wir bes-
tens ausgerüstet, um Sie in der spannenden
Transformation zu begleiten.
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Unsere Ist-Analyse deckt Painpoints und
Kanalbrüche auf
– Diese User Journey gibt
Ihnen Auskunft darüber, wo und wie die Be-
nutzer mit Ihren Systemen interagieren
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Konzeption für eine nutzerzentrierte und effizi-
ente Lösung Ihrer Prozesse
– Unsere Usability-
Methoden helfen Ihnen in der Konzeption der
richtigen Lösungen.
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Pre-Employment Screening
– Personalma-
nagement zur Vermeidung von Fehlbeset-
zungen.
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Pre-Business Screening
– Risikominimierung
zur Senkung ihrer Haftungsrisiken und Ein-
haltung Ihrer Sorgfaltspflichten.
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Anti-Fraud Investigation
– Ermittlung und
Aufdeckung von Wirtschaftskriminalität mit-
tels präventiver Sicherheitskonzeptlösungen.
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Security & Risk Management
– Konzipierung
von wirkungsvollen Sicherheitsstandards zur
Früherkennung von Schwachstellen in Ihrem
Unternehmen.
Sind dies nicht alles Selbstverständlichkeiten,
mit Wortspielen und Anglizismen neu betitelt,
Abb. 1: Identitätsräume
Unternehmenskulturen werden oft unwissentlich in
die Demenz geführt – und das Controlling schaut zu
von Hans R. Hässig und Roland F. Stoff
Unternehmenskultur-Controlling
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