CONTROLLER Magazin 4/2019 - page 50

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Die Berechtigung, das Modell in das Controlling
zu übertragen, ist darin zu sehen, dass eine
zielgruppenorientierte Ansprache im Control-
ling noch eher unüblich ist – im Gegensatz zum
Marketing, wo eine kundenorientierte Anspra-
che mittlerweile zum Standard gehört.
Um eine zielführende Kommunikation im Re-
porting zu unterstützen, wurde ein Modell ent-
wickelt, in dem vier Kommunikationstypen un-
terschieden werden: Dominant, Inspirierend,
Stetig und Gewissenhaft (D, I, S und G
®
). Ten-
denziell werden Kommunikationspartner in
zwei Kategorien unterteilt: Ist mein Gegenüber
1. sach- oder menschenorientiert und
2. intro- oder extrovertiert?
Aus diesen zwei Kategorien können
vier Kern­
felder
abgeleitet werden (in der detaillierten Ver-
sion sind es bis zu 16 Felder, vgl. Dauth 2012):
Eine
dominante (rote) Persönlichkeit
ist
sachorientiert und extrovertiert
. Der domi-
nante Typ ist direkt, kritisch, risikobereit und
strebt nach Herausforderungen, Erfolg, Eigen-
ständigkeit und Ergebnissen. Seine Grund-
angst ist es, bezwungen zu werden, sein
Grundbedürfnis ist Unabhängigkeit.
Eine
inspirierende (gelbe) Persönlichkeit
ist
menschenorientiert und extrovertiert
. Der
inspirierende Typ ist kommunikativ, innovativ,
optimistisch, motivierend und strebt nach Aner-
kennung und Freiheit. Er hat Angst, benachteiligt
zu werden, sein Grundbedürfnis ist Akzeptanz.
Eine
stetige (grüne) Persönlichkeit
ist
men-
schenorientiert und introvertiert
. Der stetige
Typ ist verlässlich, geduldig, systematisch,
Problem
Standard-Kommunikation im Re-
porting kann zu Missverständnissen, Irritation,
Verärgerung, Demotivation und damit zu Ineffi-
zienz im Unternehmen führen.
Ziel
Eine gezielte, persönlichkeitsorientierte
Kommunikation ist im Reporting effektiver und
effizienter mit Blick auf die Zielerreichung und
motiviert die Beteiligten.
Methode
Konsequente Nutzung des D, I, S und
G
®
-Modells zur Kommunikation im Reporting.
Beschreibung
Kommunikation im Reporting
ist für Controller von besonderer Relevanz, um
Ergebnisse kurz und prägnant für die jeweiligen
Zielgruppen wie Geschäftsleitung, Geschäfts-
partner, Mitarbeiter oder Kunden im Unterneh-
men verständlich darzulegen (vgl. Klein/Gräf
2017; Waniczek 2009). In der Praxis wird der
Umsetzung dieses Themas noch viel zu wenig
Aufmerksamkeit geschenkt. Daher soll im Fol-
genden ein ausgewähltes Werkzeug vorgestellt
werden, mit dessen Hilfe die Kommunikation im
Reporting klarer und zielführender wird.
Um das Problem der ineffizienten Kommunika-
tion im Reporting zu lösen, wurde das Persön-
lichkeitsmodell aus der Arbeitspsychologie von
Geier (vgl. Dauth 2012; Gay 2003; Seiwert/Gay
2016) herangezogen. Das Modell wurde auf der
Grundlage empirischer Erhebungen entwickelt
und seither mehrfach getestet. Die zugrunde-
liegenden Fragen werden kontinuierlich überar-
beitet und dem aktuellen Zeitgeist entspre-
chend angepasst. Intensiv genutzt wird dieses
Modell z. B. im Rahmen von Vertriebsschulun-
gen, bei der Auswahl von Personal sowie bei
der Zusammenstellung von Beraterteams.
loyal und strebt nach Harmonie, Garantie und
Sicherheit. Er hat Angst, verlassen zu werden,
sein Grundbedürfnis ist Sicherheit.
Eine
gewissenhafte (blaue) Persönlichkeit
ist
sachorientiert und introvertiert
. Dieser
Typus ist objektiv, präzise, analytisch und
strebt nach Strategie, Ordnung, Qualität und
Analyse. Er hat Angst, kritisiert zu werden, sein
Grundbedürfnis ist, Dinge richtig zu machen.
Nach Geier (vgl. Dauth 2012, Gay 2003; Sei-
wert/ Gay 2016) trägt jede Person diese vier
Persönlichkeitsstile in sich, allerdings in unter-
schiedlicher Ausprägung. So gibt es in Control-
ling-Abteilungen Mitarbeiter, die eher gewis-
senhaft, stetig und weniger dominant sind. Mit-
arbeiter in der Marketing-Abteilung hingegen
sind tendenziell inspirierend, ein CEO ist häufig
dominant. Für eine klare und damit bessere
Kommunikation sollten die Mitarbeiter ein in-
tensives D, I, S und G
®
-Training erhalten. Nach
einem solchen Workshop ist der einzelne Mit­
arbeiter sensibilisiert, bei seinem Gegenüber
die jeweilige Persönlichkeit zu identifizieren und
entsprechend zu kommunizieren. Mitarbeiter
müssen in einem sich stets wandelnden Umfeld
(z. B. Digitalisierung, Change-Management,
Weiterbildung) agil bleiben. Damit einzelne Per-
sonen nicht in einer Schublade bleiben, sollte
die Persönlichkeitszuordnung regelmäßig auf
Validität überprüft werden. Im Rahmen der
Kommunikation im Reporting kann das D, I, S
und G
®
-Modell folgendermaßen genutzt wer-
den (vgl. Abbildung 1):
Dominante Kollegen
erwarten
„rote“ Infor-
mationen
und können durch sachorientierte
Fakten zufriedengestellt werden. So sollte ein
Bericht die wichtigsten Informationen in der
Kopfzeile beinhalten. Zudem mögen es domi-
nante Persönlichkeiten, wenn alles klar struktu-
riert und nummeriert ist. Optimal wäre eine Be-
richtsform mit markierten Kernbegriffen.
Inspirierende Kollegen
kommunizieren be-
sonders gut, wenn
„gelbe“ Informationen
ge-
liefert werden: Ein Bericht sollte primär Neues
liefern, Wert schaffen bzw. den Nutzen heraus-
stellen. Dies kann beispielsweise durch präzise
Überschriften und zentrale Botschaften erfol-
gen oder durch den Hinweis auf die Erhöhung
des Zielerreichungsgrads.
Reporting-Kommunikation
von Nicole Jekel und Susann Erichsson
Arbeitskreis Controlling-Professuren an Hochschulen
Arbeitskreis Controlling-Professuren an Hochschulen
Reporting-Kommunikation
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