CONTROLLER Magazin 4/2019 - page 55

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Die genutzte Methodik stellt unserer Meinung
nach eine gute Basis dar, um ähnliche Projekte
erfolgreich durchführen zu können. Diesbezüg-
lich liegt es auf der Hand, dass vor allem die
Bewertungskriterien im Detail auf das jeweilige
Unternehmen und das konkrete Projekt ange-
passt werden müssen. Auch sind nach positiver
Evaluation der funktionalen und finanziellen As-
pekte einer Software die IT-technischen Aspek-
te einer Prüfung zu unterziehen. Vor diesem
Hintergrund ist die Methodik als Leitfaden zu
verstehen, wie bei ähnlichen Projekten ein Be-
wusstsein für die eigentlichen Ziele des Unter-
nehmens in Bezug auf das Projekt und die zu
evaluierende Software geschaffen und genutzt
werden kann. Dabei sollte bei allem Pragmatis-
mus Wert darauf gelegt werden, dass an Stelle
einer Pseudo-Objektivierung eine argumentativ
herbeigeführte, qualitative Gesamtbewertung
vorgenommen wird.
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tive Nutzung fortschrittlicher Algorithmen in
der Unternehmenssteuerung. München: Franz
Vahlen.
zurückgegriffen, das die verschiedenen Bewer-
tungskriterien mittels Gewichtungen additiv in
eine numerische Gesamtbewertung überführen
würde. Vielmehr wurde eine qualitative Ge-
samtbewertung vorgenommen, um zum einen
nicht-additive Kriterienaggregationen zulassen
zu können und zum anderen einer Scheinobjek-
tivität der Beurteilung entgegenzuwirken. Die
vorgestellte Methodik rückt damit die Struktu-
rierung der einzelnen Eindrücke der Projektbe-
teiligten in Bezug auf die Software in den Vor-
dergrund. Kritisch für den Erfolg und die Akzep-
tanz des vorgestellten Verfahrens ist in jedem
Fall ein ständiger Dialog mit allen beteiligten
Ebenen im Unternehmen, vor Beginn und wäh-
rend des Projekts.
Fazit
Wir haben mit dem unverbindlichen (aber
nicht unentgeltlichen) Testbetrieb einer Soft-
warelösung zum Zwecke ihrer unternehmens-
spezifischen Evaluation gute Erfahrungen ge-
macht und können dieses Vorgehen sehr
empfehlen. So hat das Projekt über den Fokus
der Evaluierung eines Programms hinaus zu
einem hohen Erkenntnisgewinn über moderne
Softwarelösungen sowie die Organisation und
die Prozesse bei Nordzucker geführt. Insbe-
sondere die letztgenannten Aspekte waren
ausschlaggebend dafür, dass eine Entschei-
dung gegen die unmittelbare Einführung der
Software getroffen wurde.
Diese Liste kann nur Anhaltspunkte für Überle-
gungen zu ähnlichen Projekten liefern. Die Er-
fassung solcher Bewertungsaspekte sollte
nach unserer Erfahrung in einer semi-struktu-
rierten Form erfolgen. Das heißt, dass auftre-
tende Probleme bzw. Erfahrungen in einer Liste
gesammelt und dann in Interviews mit den An-
wendern der Software konkretisiert und erwei-
tert werden. Hierbei ist eine möglichst große
Bandbreite von Anwendern anzusprechen, um
verschiedene Perspektiven abzubilden. Eine in-
tensive Diskussion mit den potenziellen Anwen-
dern der Software sollte hier das Ziel sein. Die
Ergebnisse fließen dann in die abschließende
Bewertung ein.
Schritt 5: Finalisierung
des Bewertungsprozesses
Zum Abschluss der Software-Testphase stand
die Ermittlung des potenziellen Gesamtnutzens
für Nordzucker an, um über den Erwerb des
Programms zu entscheiden. Es galt, das im
Rahmen der vorhergehenden Schritte gewon-
nene Bild den zu erwartenden Kosten der In-
vestition gegenüberzustellen. Dabei sind neben
den Anschaffungs- und Betriebskosten ggf.
Kosten für vorzuhaltende Personalkapazitäten
und organisatorische Maßnahmen im Unter-
nehmen zu berücksichtigen. Ferner sollte in
diesem Kontext ein Vergleich mit Softwarelö-
sungen anderer Anbieter durchgeführt werden.
Im Projekt wurde dazu bewusst nicht auf eine
Nutzwertanalyse oder ein ähnliches Verfahren
Abb. 4: Exemplarischer Steckbrief für einen Analysegegenstand
CM Juli / August 2019
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