CONTROLLER Magazin 5/2018 - page 36

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Was wird uns Controllern nicht alles nachge-
sagt: Sätze wie
„Das ist völlig aus dem Zusam-
menhang gerissen ...“
,
„Versteckt sich hinter
seinen Excel-Auswertungen ...“
, „
Die Zahlen
können nicht stimmen
...“ usw.
Tatsächlich ist es so, dass Controller sich im
Unternehmen auf Fehlersuche begeben und
dann, wenn sie welche gefunden haben, den
Finger in die Wunde legen. Ja und das tut auch
weh. Dabei wollen die Controller nur helfen,
doch schnell wird diese Hilfe als Kritik angese-
hen. Key Account Manager, Vertriebsleiter oder
Einkäufer bekommen schnell den Eindruck,
dass ihre Kompetenz in Frage gestellt wird und
sie sich für die Abweichungen rechtfertigen
müssen.
Fakt ist, dass es leicht ist, Kritik zu äußern.
Aber wie sieht es im umgekehrten Fall aus,
wenn die Arbeit des Controllings analysiert
wird, wohlgemerkt nicht vom CFO, sondern von
den anderen Abteilungen?
Entwickeln Sie als Controller doch mal einen
Feedbackbogen
, den die anderen Abteilun-
gen, mit denen Sie überwiegend zu tun haben,
ausfüllen sollen. Unterm Strich haben Sie ja nur
ein Ziel – Sie wollen gemeinsam das Ergebnis
verbessern. Des Weiteren nehmen Sie so Ihren
Kollegen ein wenig den Wind aus den Segeln,
da Sie zeigen, dass auch Sie kritikfähig sind.
Sammeln Sie
10 Kriterien
, die sich an Soft
Skills orientieren. Dies bedeutet, dass Sie keine
fachlichen Kriterien, wie zum Beispiel MS Excel
auflisten. Das wäre zu leicht.
Verwenden Sie stattdessen Kriterien wie diese:
1) Kommunikation:
Wie gut werden
die anderen Abteilungen über neue Tools
informiert? Herrscht ein kooperativer
Umgangston?
2) Organisation:
Werden Termine zeit-
gerecht eingehalten? Sind Meetings /
Telefonkonferenzen gut strukturiert?
Werden Anfragen zeitnah bearbeitet?
3) Lösungsorientiert:
Wird am Problem
oder der Lösung gearbeitet?
4) Kooperation:
Wie geht das Controlling
mit Einwänden um? Unterstützt das
Controlling, wenn zusätzliche Informationen
(Detail-Auswertungen) benötigt werden?
5) Teamfähigkeit:
Auch wenn Controller
„Einzelkämpfer“ sind, ist es wichtig, im
Team zu arbeiten. Haben Sie in Ihrem
Unternehmen schon einmal eine Excel-
oder Reporting-Schulung in den anderen
Abteilungen angeboten?
6) Loyalität:
Lästern die Controller über
die anderen Abteilungen, wie gering die
Controlling-Kenntnisse sind, oder werden
die Kollegen geschätzt bzw. unterstützt?
7) Fehler-Toleranz:
Nicht alle
Mitarbeiter sind Excel- oder Planungsprofis.
Hin und wieder kommt es vor, dass Dateien
„zerstört“ werden. Zellbezüge und Formel-
fehler sind keine Seltenheit. Mit wie viel
Geduld und Verständnis geht das Controlling
hiermit um?
8) Anständigkeit:
Wenn Telefonkonferen-
zen anstehen, lässt das Controlling die
anderen Kollegen aussprechen, oder
werden sie bei der Argumentationsführung
unterbrochen?
9) Neugierde:
Interessiert sich das Con-
trolling für neue Projekte aus den anderen
Abteilungen? Respektieren Sie die Wünsche
und Meinungen anderer, dann werden sie
Ihre Wünsche respektieren.
10) Flexibilität:
Haben Sie eine klare
Linie, oder beschäftigt sich das Controlling
bei Bedarf mit sinnvollen Alternativen?
So könnte zum Beispiel Ihr Kriterien-Katalog
aussehen. Lassen Sie diesen nach einem
Schwarz- oder Weiß-Prinzip bewerten. Das be-
deutet „erfüllt“ oder „nicht erfüllt“. Generell
empfiehlt es sich, dass Ihre Kollegen den Feed-
backbogen anonym ausfüllen, weil hier die
Hemmschwelle geringer ist.
Wenn Ihnen die Ergebnisse vorliegen, ist es
eine Frage der Häufigkeit, in welchen Kriterien
Sie Verbesserungspotential haben. Präsentieren
Sie das Ergebnis in den anderen Abteilungen
und erstellen Sie ein Maßnahmen-Konzept, wie
Sie nicht erfüllte Kriterien verbessern werden.
Sie können auf diese Weise nur Pluspunkte in
den anderen Abteilungen sammeln, weil Sie
zeigen, dass Sie an einer Kooperation und nicht
Konfrontation interessiert sind.
Wer controllt eigentlich
das Controlling?
Wie Sie mit einem Feedbackbogen die Rollen
mit den anderen Abteilungen tauschen
von Kristoffer Ditz
Autor
Kristoffer Ditz
ist Leiter der Hanseatic Business School und verfügt über mehr-
jährige Erfahrung im Controlling. An der Hochschule Fresenius ist
er als freiberuflicher Dozent tätig. Seine Schwerpunkte sind das
Ein- und Verkaufscontrolling sowie Online-Controlling.
E-Mail:
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