CONTROLLER Magazin 1/2017 - page 74

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Von daher lautet die Formel für die Preisredu-
zierung:
Preisreduzierung = Umsatz/( (100%-Preisre-
duzierung %) ) - Umsatz
Somit kommen wir auf einen Wert von 13.636
Euro für die Preisreduzierung und für den Wa-
renbedarf Vollpreis auf einen Wert von 113.636
Euro.
Anhand des Kalkulationsfaktors/Eingangs-
spanne (EGSP) vom Lieferanten lässt sich nun
der Warenbedarf EK für Neuware ermitteln.
Kalkulationsfaktor = Verkaufspreis/Einkaufs-
preis
Eingangsspanne = ((Verkaufspreis-Einkaufs-
preis))/Verkaufspreis x 100
Die Mehrwertsteuer
Doch hier ist Vorsicht geboten. In dem Bestell-
katalog eines Lieferanten steht beispielsweise
ein Artikel mit einem Einkaufspreis von 7,00
Euro und einem Verkaufspreis von 19,95 Euro.
Der Lieferant gibt hier einen Kalkulationsfaktor
von 2,85 bzw. eine Eingangsspanne von
64,9% an und der Händler geht davon aus,
dass dies der maximale Gewinn wäre, den er
ohne Preisnachlässe erzielen könnte – Dies ist
nicht richtig.
Im Verkaufspreis ist die Mehr-
wertsteuer enthalten und im Einkaufs-
preis nicht.
Diese wird erst später in der Gesamtsumme der
Bestellungen aufgelistet. In dem oben genann-
ten Fall würde die Eingangsspanne nur noch bei
58,2% bzw. einem Kalkulationsfaktor von 2,4
liegen. Diese Werte spielen sich nun im Roh-
besondere im Textilhandel oft der Fall ist.
Ein
Ø Abverkaufs-Wert eines Saisonartikels
liegt bei ca. 68% innerhalb einer Saison.
Bei einem Wareneinsatz von 1.000 Euro erge-
be dies einen Warenbedarf von rund 1.470
Euro. Wird von diesem Wert 68% im Laufe ei-
ner Saison verkauft, wird der Wareneinsatz
von 1.000 Euro und damit der anvisierte Um-
satz erzielt.
Dies würde allerdings nur gelten, wenn der
Artikel komplett ohne Preisreduzierung, also
durchgängig zum Originalpreis verkauft wird,
was im Handel eher unwahrscheinlich ist. Des
Weiteren würde bei dieser Berechnung der
Warenbedarf einer Marke mit einer AVQ von
25% höher liegen, als bei einer Marke mit einer
AVQ von 95% – Dies steht nicht im Einklang,
da in die absatzstärksten Marken ja auch am
meisten investiert werden sollte.
Wie sollte vorgegangen werden?
Wenn der Einkäufer den Planumsatz festgelegt
hat, müssen die Planwerte für die Preisreduzie-
rungen herangezogen werden. Gehen wir mal
davon aus, dass ein Einkäufer für eine Marke
einen Umsatz von 100.000 Euro und eine
Preisreduzierung von 12 % geplant hat. Die
Preisreduzierung muss jetzt in die Warenbe-
darfskalkulation mit einfließen.
Warenbedarf Vollpreis = Umsatz + Preisredu-
zierung EUR
Wichtig ist hierbei, dass jetzt nicht einfach der
Umsatz in Höhe von 100.000 Euro mit der
Preisreduzierung von 12 % multipliziert und
damit ein Preisreduzierungswert von 12.000
Euro ermittelt wird. Fakt ist, dass der hier ge-
nannte Umsatz inkl. der Preisreduzierung nur
noch 88 % vom Vollpreisumsatz ausmacht.
Eine weitere Berechnung des LUG lautet:
LUG = Umsatz/(Ø Lagerbestand VP)
Lagerbestand VP = Lagerbestand Vollpreis
(Originalpreis)
Mit dieser LUG-Kalkulation kommen wir nur
noch auf einen Wert von 5,1 bzw. einer Lager-
dauer von 70 Tagen. Das Zahlungsziel wird also
um 10 Tage überzogen. Dass der Wert dieser
LUG-Berechnung nicht mit der vorigen Kalkula-
tion identisch ist, liegt daran, dass die Umsätze
den Preisreduzierungen (Aktionsrabatte, Schluss-
verkäufe, etc.) unterliegen. Würden hier die
Umsätze zum Originalpreis herangezogen wer-
den, wäre dieser Wert des LUG mit der vorigen
LUG-Kalkulation gleich. Allerdings wäre dies
nur theoretisch, da der Kassenumsatz relevant
ist. Erst mit dieser Berechnung wäre eine rich-
tige Analyse pro Lieferant in Bezug auf die Li-
quidität möglich, an denen sich die Einkäufer
und Controller orientieren könnten.
Berechnung der Liquidität im Einkauf:
Ø Warenbestand pro Tag =(Ø Lagerbestand
EK)/Zahlungsziel
Liquidität: Ø Warenbestand pro Tag x Diffe-
renz von Lagerdauer vs. Zahlungsziel
Die Warenbedarfskalkulation
(Neuware)
Wie es nicht gemacht werden sollte:
In einigen Unternehmen wird der Warenbedarf
über die Abverkaufsquote (AVQ) herangezogen.
AVQ = Umsatz/((Umsatz+Lagerendbestand VP))
Für die Warenbedarfskalkulation wird dann fol-
gende „falsche“ Formel herangezogen:
Warenbedarf EK = Wareneinsatz/AVQ
Dies ist ein absolutes
No-Go im Textilhan-
del.
Mit der obengenannten Warenbedarfs-
kalkulation wird davon ausgegangen, dass die
Ware nicht zu 100% verkauft wird, was ins-
Autor
Kristoffer Ditz
ist Leiter der Hanseatic Business School in Hamburg und verfügt
über mehrjährige Erfahrung im Controlling bei diversen Unterneh-
men aus dem Handel. An der AMD Akademie für Mode und Design
/ Hochschule Fresenius ist er als freiberuflicher Dozent tätig.
Seine Schwerpunkte sind das Ein- und Verkaufscontrolling sowie
Online-Controlling.
Limitplanung im Textilhandel
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