Controller Magazin 4/2017 - page 20

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Forschern und Managern ein wirkungsvoller
Hebel zur Erzeugung von Motivation aber auch
Frust bei Forschern. Dieser Aspekt muss stär-
ker in den Fokus des Managers gerückt wer-
den und bietet in der Umsetzung Chancen für
den Controller.
Aufsetzend auf diesen Ergebnissen wird im
nächsten Abschnitt ein beziehungsorientiertes
kybernetisches Managementverständnis vor-
gestellt, das die psychologischen Auswirkun-
gen im Zusammenspiel von Managern, Control-
lern und Forschern explizit gestaltet. In diesem
Managementverständnis kann der
Controller
sich als Mediator und starker Partner der
Forscher
positionieren und gleichzeitig als
„Rationalitätssicherer“ im ökonomischen Sinn
wirken.
Konzept des kybernetisch
geprägten, beziehungsorientierten
Innovationsmanagements
In dem vorgeschlagenen Managementver-
ständnis lassen sich die Teilfunktionen
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des
Managements in ihrem Zusammenspiel als ky-
bernetischer Regelkreis darstellen
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, der hier auf
das Innovationsmanagement angewendet wird.
Der Regler (Führungsinstanz, z. B. Manager) hat
bestimmte Zielvorstellungen (z. B. Innovations-
ziele), die er zu realisieren versucht. Die Zielvor-
stellungen sind dabei nicht beliebig festgesetzt,
sondern im Rahmen der Planung entwickelt,
koordiniert und geprüft worden.
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Auf Basis geeigneter Steuergrößen (z. B. Bud-
getvorgaben, Ergebnisziele) beeinflusst der
Regler das Verhalten der Regelstrecke (Mitar-
beiter der Forschung). Die zielgerichtete Be-
einflussung der Regelstrecke entspricht dem
kybernetischen Prinzip der Vorkopplung und
wird als Steuerung bezeichnet.
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Das Verhalten der Regelstrecke schlägt sich
in Ergebnissen (z. B. Forschungsleistungen)
nieder, die gemessen und an den Regler zurück-
gemeldet werden. Die Erfassung der realisierten
Ergebnisse erfolgt dabei mit Hilfe geeigneter
Kontrollstandards und -maßstäbe. Durch Ver-
gleich der Ist- mit den vorgegebenen Soll-
werten ist es dem Regler möglich, faktische
Aus den ersten drei Thesen ist ein Spannungs-
feld zwischen den Interessen des Forschers
und den traditionell ökonomisch geprägten
Wertzielen des Managements zu erkennen:
Den Forscher treiben hohe Freiheitsgrade ten-
denziell an und die fehlende Einbindung in rele-
vante Managemententscheidungen wirkt demo-
tivierend. Die ökonomischen Ziele des Manage-
ments liegen hingegen in der Wertsteigerung,
die ohne ein Mindestmaß an Kontrolle (der ka-
pitalintensiven Innovationsprozesse) und Ent-
scheidungsautonomie nicht funktionieren kann.
Dem Wunsch nach Arbeitsautonomie und
Entscheidungspartizipation des Forschers
steht also das Streben nach Entscheidungs-
autonomie und Arbeitskontrolle durch das
Management gegenüber.
Damit ein Unternehmen langfristig erfolgreich
sein kann, müssen die z. T. gegenläufigen Inte-
ressen von Forschern und Ziele von Managern
jedoch gemeinsam berücksichtigt werden.
Nur wenn der Forscher motiviert ist – und
auch bleibt – kann er c. p. kreativ arbeiten und
dadurch zukunftsfähige Innovationsergebnis-
se hervorbringen. Wie die Ergebnisse zeigen,
ist die Ausgestaltung der Beziehung zwischen
Die für den vorliegenden Beitrag relevanten
Ergebnisse lassen sich wie folgt thesenartig
zusammenfassen:
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°
Forscher sind mehrheitlich intrinsisch
motiviert: Spannende Aufgaben und die
Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit sind für sie
deutlich häufiger die bestimmenden
Gründe für die Wahl der aktuellen Stelle
als finanzielle Anreize oder eine beruf-
liche Entwicklungsperspektive.
°
Forscher empfinden hohe Freiheitsgrade
und Raum zum eigenen Lernen als sehr
stark motivierend, noch vor Aspekten
wie finanzielle Anreize oder fachliche
Anerkennung.
°
Am stärksten und häufigsten demotiviert
Forscher eine geringe Einbindung in un-
ternehmerische Entscheidungen, stärker
und häufiger als dies z. B. Rückschläge
im Projekt oder mangelndes Interesse
durch Vorgesetzte tun.
°
Gleichzeitig empfinden Forscher ihre Er-
gebnisse nicht hinreichend durch das
Controlling abgebildet. Controlling wird
in erster Linie als „verlängerter Arm des
Managements“ und weniger als Partner
der Forscher wahrgenommen.
Autor
Prof. Dr. Sabine Landwehr-Zloch
ist Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der
Wilhelm Büchner Hochschule in Darmstadt. Sie hat langjährige
Industrieerfahrung im Innovationsmanagement und -control-
ling und forscht u. a. auf diesem Gebiet mit Schwerpunkt auf
den verhaltensorientierten Aspekten des Managements.
E-Mail:
Abb. 2: Grundmodell des kybernetischen Regelkreises
Innovationsmanagement
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