Controller Magazin 4/2017 - page 16

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es auf der Hand, dass das wirtschaftliche Um-
feld eines Landes Einfluss auf die Entwicklung
des Controllings hat. Darüber hinaus spielt
auch die Ausbildung an Universitäten bzw. die
Berufsausbildung in den unterschiedlichen
Ländern eine Rolle: „
In den USA ist Manage-
ment Accounting eine Profession
, die auf
Berufsexamina basiert. In Deutschland hinge-
gen ist Controlling eher eine an Universitäten
unterrichtete Disziplin als eine vollwertige Profes-
sion.“ (ebenda, S. 26). Der mit Abstand
häufigs-
te Grund für unterschiedliche Controlling-
Konzeptionen ist allerdings ganz ein ande-
rer: Kultur!
(vgl. Chow et al. 1999, S. 441).
Vor dem Hintergrund der gemeinsamen Entste-
hungsgeschichte des Controllings in z. B. USA
und Deutschland und der dann später erfolgten
Emanzipation des deutschen Controllings bis hin
zu unterschiedlichen Begrifflichkeiten und Inhal-
ten heute, stellt sich nun eine sehr spannende
Frage: „Im Zeichen zunehmender Globalisierung
ist die Frage von großem Interesse, wie das Kon-
zept des Controlling weltweit verbreitet ist und
ob das im deutschen Sprachraum gepflegte
Controlling-Verständnis auch international
akzeptiert ist.“
(Horvath 2001, S. 3)
Vor allem die deutsche Wirtschaft ist bekannt,
ja wird bewundert für ihre konsequent globale
Ausrichtung. Insofern stellt sich von je her
schon die Herausforderung des Umgangs mit
kulturellen Unterschieden. Im Hinblick auf das
Controlling allerdings ergibt sich in der
inter-
kulturellen Perspektive
nochmals ein ganz
anderer Fokus: „Die Planung, Steuerung und
Kontrolle der ausländischen Investments erfor-
dert die Unterstützung des Managements
durch das internationale Controlling. Dessen
Leistungsfähigkeit wird durch
Störfaktoren
beeinträchtigt
, welche aus den unterschiedli-
chen wirtschaftlichen, rechtlichen, politischen
und
kulturellen Umwelten der ausländi-
schen Tochtergesellschaften
sowie aus kon-
zerninternen grenzüberschreitenden Vorgängen
resultieren.“ (Hoffjan 2009, S. 3)
Diese Art der Betrachtungskombination aus
„Kultur“ und „Controlling“ ist zum einen höchst
relevant für die global agierenden (deutschen)
Unternehmen. Andererseits gibt es hierzu leider
wenig Anhaltspunkte bzw. Orientierungsmög-
lichkeiten: „Bisher befassen sich allerdings nur
in der Begrifflichkeit, da dort nicht vom Control-
ling, sondern vom Management Accounting ge-
sprochen wird. (Hoffjan 2009, S. 25). Darüber
hinaus ist auch die inhaltliche Ausrichtung des
amerikanischen Controllings eine andere als in
Deutschland: Es gibt einen klaren Fokus auf
finanzielle Informationen, welche neben der
Zielgruppe der Manager selbst auch externe
Stakeholder wie die Steuer- oder Regulierungs-
behörden einschließt (vgl. ebenda, S. 25):
Management Accounting
„[is] the process of
identification, measurement, accumulation,
analysis, preparation, interpretation, and com-
munication of
financial information
[Hervor-
heb. d. Verf.]
used by management to plan, eva-
luate, and control within an organization and to
assure appropriate use of and accountability for
its resources. Management accounting also
comprises the preparation of financial reports
for
non-management groups
[Hervorheb. d.
Verf.]
such as shareholders, creditors, regula-
tory agencies, and tax authorities”
(National
Association of Accounting 1981, S. 4). Einige
der hier genannten Tätigkeiten, z. B. der Kon-
takt zu Steuerbehörden, Banken oder sonstigen
Kreditgebern, gehören mitnichten zum gängi-
gen Repertoire deutscher Controller und zeigen
somit die Unterschiede zu den Aktivitäten der
amerikanischen Kollegen deutlich auf.
Die Relevanz der Kultur im Controlling
Als Begründung für diese Unterschiede im Con-
trolling-Verständnis lassen sich mehrere Punk-
te anführen (vgl. Hoffjan 2009, S. 26 f): So liegt
lers emanzipiert
. In der Wechselwirkung mit
den spezifischen Praxiseinflüssen aus der Un-
ternehmenswelt deutscher Konzerne und im
Zuge der zunehmenden Akademisierung des
Controllings an deutschen Hochschulen hat
sich mit der Zeit
ein anderes Verständnis des
Controllings entwickelt, als es in den USA
heute gängig ist
.
Comparative Management Accounting (CMA):
Controlling-Vergleich Deutschland vs. USA
Der Vergleich verschiedener (nationaler) Control-
ling-Ansätze wird in der akademischen Welt als
Comparative Management Accounting (CMA)
bezeichnet. Ziel eines solchen Vergleichs ist es,
„… die besten Praktiken und Innovationen aus-
zumachen, aber auch Unwirtschaftlichkeiten im
Controlling zu identifizieren. Manager können
Wettbewerbsvorteile erzielen, indem sie innova-
tive Controlling-Techniken anderer Länder oder
Kulturen einsetzen“ (Hoffjan 2009, S. 24).
Will man z. B. den hier beschriebenen Unter-
schied zwischen US-amerikanischem Control-
ling und dem deutschen Ansatz im Zuge eines
CMA gegenüberstellen, ergeben sich einige
Unterschiede:
So ist der Begriff Controlling
„… nicht vom Englischen ins Deutsche
übernommen worden, sondern hat seinen
Eingang in das deutsche Vokabular auf-
grund der ‚Erfindung‘ eines Deutschen –
vermutlich Deyhle – gefunden“
(Hoffjan/
Weber 2007, S. 7 zit. n. Hoffjan 2009, S. 25).
Der Unterschied im Englischen beginnt schon
Autoren
Tamara Klähn
B. Sc. International Business Management East Asia,
Studentin M. Sc. Unternehmensentwicklung.
E-Mail:
Prof. Dr. Georg Stephan Barfuß
lehrt an der Business School der Technischen Hochschule
Ingoldstadt (THI), Dr. rer. nat., MBA Sustainability Manage-
ment, Master of Economics, Controlling Master Programm,
Sustainability Manager in der Automobilindustrie.
E-Mail:
Amerikanisches und deutsches Controlling
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