100
          
        
        
          
            Risk Management Association e. V.
          
        
        
          RMA
        
        
          intern
        
        
          Der Arbeitskreis „Risikomanagement-
        
        
          Standards“ tagte am 10. März bei der
        
        
          Airbus Group in München / Taufkirchen
        
        
          und bot im Vortragsprogramm eine
        
        
          Mischung aus Einblicken in die Anwen-
        
        
          dung von Standards in der Unternehmen-
        
        
          spraxis und Informationen zu neuen
        
        
          Entwicklungen bei ISO-Standards und
        
        
          IDW-Prüfungsstandards, die auch für
        
        
          Unternehmen relevant werden können.
        
        
          Nach der Begrüßung der Teilnehmer und
        
        
          der Vorstellung der Agenda erläuterte
        
        
          Herr Jan Offerhaus als Vertreter des RMA-
        
        
          Vorstands insbesondere für die anwesenden
        
        
          Nicht-Mitglieder die Aktivitäten und den
        
        
          Nutzen der RMA und wies auf Termine von
        
        
          anstehenden RMA-Events hin.
        
        
          Herr Andreas Wermelt von Deloitte präsentierte
        
        
          dann den ersten Vortrag über den neuen
        
        
          Prüfungsstandard EPS 981 des Instituts der
        
        
          Wirtschaftsprüfer (IDW). Herr Wermelt war
        
        
          als Mitglied des zuständigen IDW-Arbeitskreises
        
        
          an der Erstellung dieses Standards beteiligt.
        
        
          Motivation für die Erstellung von EPS 981
        
        
          und der „Schwesterstandards“ PS 980 für
        
        
          Compliance Management-Systeme, EPS 982
        
        
          für Interne Kontrollsysteme und EPS 983
        
        
          für Interne Revisionssysteme war die Erkenntnis,
        
        
          dass sowohl für Vorstände bzw. Geschäfts-
        
        
          leitungen als auch für die Aufsichtsorgane
        
        
          von Unternehmen aus unternehmerischer als
        
        
          auch aus regulatorischer Perspektive die
        
        
          Einrichtung und Überwachung umfassender
        
        
          Corporate Governance-Systeme wichtige
        
        
          Aufgaben bzw. Pflichten sind. Die neuen Prü-
        
        
          fungsstandards sollen den Geschäftsleitungen
        
        
          bzw. den Aufsichtsorganen Tools an die
        
        
          Hand geben, mit denen sie die verschiedenen
        
        
          Bestandteile eines umfassenden Corporate
        
        
          Governance-Systems maßgeschneidert auf
        
        
          die jeweilige Anforderung überprüfen lassen
        
        
          können. Herr Wermelt zeigte in seinem Vortrag
        
        
          auf, dass die bestehenden Vorgaben zur
        
        
          Jahresabschlussprüfung (wie z.B. PS 340) zwar
        
        
          gesetzliche Vorgaben genau abdecken, aber
        
        
          es keinesfalls erlauben, Aussagen über ein
        
        
          umfassendes Corporate Governance-System
        
        
          zu liefern.
        
        
          Im Vergleich zum Standard PS 340, der die
        
        
          Pflichtprüfung des Risikofrüherkennungs-
        
        
          systems im Rahmen der Jahresabschluss-
        
        
          prüfung abdeckt und somit nur auf einen Teil
        
        
          des Risikomanagement-Systems eingeht, deckt
        
        
          der neue Standard EPS 981 das Risikomanage-
        
        
          ment-System eines Unternehmens in Gänze
        
        
          ab und betrachtet dies mit einem eher betriebs-
        
        
          wirtschaftlichen Blick als Instrument der Unter-
        
        
          nehmenssteuerung und nicht nur als eine for-
        
        
          male Anforderung. Außerdem kann die Prüfung
        
        
          nach EPS 981 so ausgestaltet werden, dass
        
        
          sowohl Angemessenheit als auch Wirksamkeit
        
        
          des Risikomanagement-Systems geprüft
        
        
          werden. Eine solche Prüfung erlaubt dann eine
        
        
          Aussage, ob die implementierten Regeln eines
        
        
          Risikomanagement-Systems geeignet und
        
        
          wirksam waren für die Identifikation, Bewertung,
        
        
          Steuerung und Überwachung von Risiken.
        
        
          In seiner inhaltlichen Strukturierung orientiert
        
        
          sich EPS 981 an dem allseits bekannten COSO
        
        
          ERM-Würfel, wobei laut Herrn Wermelt aber
        
        
          auch versucht wurde, Input von anderen
        
        
          Einrichtungsnormen wie ISO 31000 einfließen
        
        
          zu lassen. Herr Wermelt erläuterte, dass der
        
        
          neue Standard sich zunächst weiterhin an dem
        
        
          COSO ERM-Würfel orientieren wird, auch
        
        
          wenn die Überarbeitung von COSO ERM, die
        
        
          in 2017 zu erwarten ist, mutmaßlich diesen
        
        
          Würfel fallen lassen wird. Diese Problematik
        
        
          war im Übrigen auch ein Kritikpunkt, der von
        
        
          Seiten RMA im Kommentierungsverfahren zu
        
        
          dem Entwurf EPS 981 eingebracht wurde.
        
        
          Da die Überarbeitung von COSO ERM aber
        
        
          noch längst nicht abgeschlossen ist, wird noch
        
        
          abzuwarten sein, inwieweit dann EPS 981 in
        
        
          seiner Struktur tatsächlich vom neuen Ansatz
        
        
          von COSO ERM abweichen wird.
        
        
          In der Diskussion nach dem sehr informativen
        
        
          Vortrag wurde von Herrn Offerhaus erläutert,
        
        
          dass von Seiten der RMA im Vorfeld zum
        
        
          Entwurf des neuen Standards zwar grundsätz-
        
        
          lich der integrative Ansatz der „Standardfamilie“
        
        
          aus PS 980, EPS 981, EPS 982 und EPS 983
        
        
          gelobt wurde, aber auch darauf hingewiesen
        
        
          wurde, dass durch Teilung in separate
        
        
          Standards die Gefahr des Silodenkens doch
        
        
          institutionalisiert werden könnte. Dies ist aber
        
        
          laut Aussage von Herrn Wermelt keinesfalls
        
        
          gewünscht und wird ggf. in Zukunft mit einem
        
        
          Paper von Seiten des IDW begegnet werden.
        
        
          Ebenfalls von Seiten der RMA wurde – wie
        
        
          Herr Offerhaus erläuterte – im Kommentie-
        
        
          rungsprozess zu EPS 981 bemängelt, dass
        
        
          der Auftraggeber einer solchen Prüfung den
        
        
          Prüfungsumfang relativ frei wählen und auf
        
        
          bestimmte Bereiche oder Risikoarten ein-
        
        
          schränken kann. Damit besteht die Gefahr,
        
        
          dass eben nicht geprüft wird, ob wesentliche
        
        
          oder gar bestandsgefährdende Risiken gar
        
        
          nicht oder unzureichend im Risikomanagement-
        
        
          System behandelt werden. Damit ist eine
        
        
          Prüfung nach EPS 981 unter Umständen nicht
        
        
          einmal geeignet, die gesetzlichen Anforderungen
        
        
          an ein Risikofrüherkennungssystem abzu-
        
        
          decken. Herr Wermelt führte aus, dass es ganz
        
        
          wesentlich ist, dass es bei EPS 981 um frei-
        
        
          willige Prüfungen geht, die eben auf bestimmte
        
        
          für ein Unternehmen zum gegebenen Zeitpunkt
        
        
          relevante Themen beschränkt werden können,
        
        
          wobei allerdings im Prüfbericht auch explizit auf
        
        
          die Freiwilligkeit und die jeweiligen Einschrän-
        
        
          kungen hingewiesen werden.
        
        
          Als Fazit aus Vortrag und Diskussion resul-
        
        
          tierte, dass EPS 981 geeignet sein sollte,
        
        
          Risikomanagement-Systeme eher aus betriebs-
        
        
          wirtschaftlicher Sicht prüfen zu lassen. Aller-
        
        
          dings ist zu berücksichtigen, dass eine  solche
        
        
          Prüfung nicht immer zwangsläufig ein Risiko-
        
        
          management-System vollumfassend prüft.
        
        
          Laut Herrn Wermelt wurde inzwischen im IDW
        
        
          offiziell der überarbeitete Entwurf von EPS 981
        
        
          verabschiedet, womit EPS 981 nun zu PS 981
        
        
          wird, was mit der offiziellen Veröffentlichung
        
        
          im Laufe des Aprils der Fall sein wird.
        
        
          Im zweiten Vortrag von Herrn Ekkehart Friauf
        
        
          von der Airbus Group wurde nach einer ein-
        
        
          führenden Darstellung der Struktur der Airbus
        
        
          AK „Risikomanagement-Standards“
        
        
          IDW PS 981: Neuer Prüfungsstandard für
        
        
          Risikomanagementsysteme