Controller Magazin 6/2016 - page 22

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Biel:
Herr Prof. Dr. Sandt, Sie haben sich vor
rund 15 Jahren als damaliger Wissenschaft-
licher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Dr.
h. c. Jürgen Weber intensiv mit Kennzahlen be-
fasst und auch Ihre Dissertation diesem Thema
gewidmet. Aus dieser Zeit stammt auch der
Band 21 der Reihe Advanced Controlling (We-
ber/Sandt: Erfolg durch Kennzahlen, Vallendar
2001). Wenn Sie zurückblicken und verglei-
chen: Was hat sich geändert? Und was ist ge-
blieben?
Sandt:
Neue Finanz-Kennzahlenkonzepte gibt
es nicht. Hinsichtlich der nicht-finanziellen
Kennzahlen gab es einige Innovationen, z. B.
der Net Promoter Score, auf den wir vermutlich
noch zu sprechen kommen. Was sich vor allem
aber geändert hat, und zwar signifikant, ist die
Verfügbarkeit des Datenmaterials
.
Biel:
Was bedeutet dies praktisch?
Sandt:
Im Zeichen der Digitalisierung besitzen
die Unternehmen für ihre Kennzahlen mehr und
auch bessere Daten, sodass der Daten-Eng-
pass kleiner geworden ist. Darüber hinaus ist in
der Forschung vor allem der Kontext von Kenn-
zahlen, deren Nutzung und deren Verknüpfung
mit anderen Steuerungssystemen stärker in
den Fokus gerückt.
Biel:
Würden Sie aus heutiger Sicht etwas an-
ders machen, anders an das Kennzahlen-Pro-
jekt und die Veröffentlichung herangehen?
Sandt:
Ja, ich würde das Thema Kennzahlen
viel stärker
im Kontext mit anderen Steue-
rungssystemen
sehen – Steuerungselemente
und -systeme als „Paket“ –
management con-
trol systems as a package
. Es gibt Unterneh-
men, in denen mit weniger und weniger kom-
plexen Kennzahlen gesteuert wird, dort ist die
Steuerung z. B. über formale Standards
(SOP
standard operating procedures
)
und die Un-
ternehmenskultur stärker. Allerdings ist eine
Steuerung gänzlich ohne Kennzahlen nur
schwer vorstellbar.
Biel:
Vielfach heißt es, die Finanz-Kennzahlen
dominierten. Muss man sagen „immer noch“?
Sandt:
Ja, das kann man so sehen. Entschei-
dend für die Unternehmenssteuerung ist die
Frage, ob eine Periode (Monat, Quartal, Jahr)
profitabel bzw. wertschaffend war oder nicht.
Dazu bedarf es des Einsatzes geeigneter Finanz-
Kennzahlen.
Unternehmenssteuerung mit Kennzahlen –
eine „Dauerbaustelle“?
Interview mit Prof. Dr. Joachim Sandt, Technische Hochschule
Mittelhessen – THM Business School
von Alfred Biel
Interview zum Thema: Unternehmenssteuerung mit Kennzahlen – eine „Dauerbaustelle“?
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