18
Eine bilanzielle Aktivierung von Stammda-
ten ist nach den Vorschriften des IAS 38
nicht gestattet, dennoch spielt eine Bewer-
tung von Stammdaten für Unternehmen
eine essenzielle Rolle.
Werden Unternehmen
aus der Internet- und Start-Up-Branche (bspw.
Facebook, Twitter) betrachtet, so richtet sich
hier der Unternehmenswert maßgeblich nach
der Anzahl an (Kunden-)Stammdaten. Aus die-
sem Grund ist es umso wichtiger, dass Unter-
nehmen den Stammdatenwert kennen, um die-
sen im Rahmen eines ganzheitlichen Perfor-
mance-Management-Systems analysieren und
steuern zu können.
Literatur
Andriessen, D., Making Sense of Intellectual
Capital: Designing a Method for the Valuation of
Intangibles, Amsterdam, 2004.
BARC Survey, Datenmanagement im Wandel,
Umfrage unter 341 Unternehmen aus der D/A/
CH-Region, Dezember 2014.
Creutzmann, A., Bewertung von Intangible
Assets, in: BewertungsPraktiker Nr. 2, 2006,
S. 16-19.
IDW (Hrsg.), IDW Standard: Grundsätze zur
Bewertung immaterieller Vermögenswerte
(IDW S 5), Düsseldorf, 2011.
Möller, K., Gamerschlag, R., Immaterielle Ver-
mögenswerte in der Unternehmenssteuerung –
betriebswirtschaftliche Perspektiven und Her-
ausforderungen, in: Möller, K., Piwinger, M.,
Zerfaß, A. (Hrsg.), Immaterielle Vermögenswer-
te - Bewertung, Berichterstattung und Kommu-
nikation, Stuttgart 2009, S. 3-21.
Ocean Tomo, Components of S&P 500 Mar-
Stewart, T. A., Intellectual Capital: The New
Wealth of Organizations, New York, 1999.
Abschließend kann eine automatisierte
Be-
rechnung der Wertminderung
erfolgen. In
der Phase der Bewertung und Analyse der
Stammdaten kann nun ein kennzahlenbasiertes
Cockpit (siehe beispielhaft anhand von Kunden-
stammdaten Abbildung 9) die Ergebnisse des
Bewertungsverfahrens darstellen. Es liefert ei-
nen visuellen Überblick über die analysierten
Stammdaten, Informationen zu den durch-
schnittlichen Stammdatenrisikoklassen (Nut-
zung, Qualität, Sonstiges) und eine Übersicht zu
den Wertminderungen zur Bestimmung des
monetären Gesamtwertes. Diese Analyse kann
ideal als Steuerungskennzahl für ein Unterneh-
men im Rahmen eines Performance Manage-
ment Systems für Stammdaten genutzt wer-
den. An dieser Stelle wird deutlich, welche Op-
timierungen und Steuerungsmöglichkeiten den
größtmöglichen Einfluss auf den Wert dieser
Stammdaten haben.
Fazit und Ausblick
Big-Data-Themen werden inzwischen ver-
mehrt von Best-in-Class-Unternehmen ange-
gangen, wobei ihre Konkurrenz immer noch
mit der Implementierung von klassischem
Stammdatenmanagement beschäftigt ist. Eine
essenzielle Voraussetzung für die effektive
und effiziente Nutzung der Stammdaten ist ein
Master-Data-Management innerhalb eins un-
ternehmensweiten Performance-Manage-
ment-Systems. Für dieses Management müs-
sen ausreichend Ressourcen bereitgestellt
werden, damit das Thema im Unternehmen
organisatorisch verankert werden kann.
Cont-
roller übernehmen dabei die hier beschrie-
bene Bewertung der Stammdaten und
eine davon abgeleitete Analyse und Steu-
erung der Stammdaten.
Der monetäre Wert von Stammdaten kann mit
Hilfe dieses Bewertungsansatzes als Grundlage
für ein effektives Master-Data-Management
gesehen werden, damit Unternehmen nicht den
Anschluss an Best-in-Class-Unternehmen ver-
lieren. Für eine regelmäßige Validierung der
Technologielandschaft ist dabei das IT-Ma-
nagement zuständig, indem kontinuierlich inno-
vative Technologien überprüft werden, die dazu
beitragen die interne Datenlandschaft zu ver-
bessern (vgl. BARC Survey, Dezember 2014).
die notwendigen Informationen zu Kostensät-
zen und den Zeiten zum Anlegen von Stamm-
daten kennt.
Nachdem nun die Stammdatendomäne festge-
legt, die Prozesse identifiziert, die Sub-Domä-
nen erkannt und die Datenherstellungskosten
definiert wurden,
erfolgt nun die Spezifizie-
rung der Wertminderungsklassen
. Wie im
Abschnitt zur monetären Bewertungsmethode
für Stammdaten beschrieben, werden jetzt drei
Wertminderungsklassen unterschieden: Nut-
zung, Qualität und Sonstige Wertminderun-
gen. Am Einfachsten lassen sich diese Wert-
minderungsklassen über Expertenschätzun-
gen, Interviews und Workshops im Unterneh-
men bestimmen.
Die zweite Phase beschäftigt sich mit der
Bewertung und Analyse der Stammdaten
Dazu werden drei Prozessschritte unterschie-
den: Die Identifizierung der Stammdatenher-
stellungskosten, die Identifizierung der Stamm-
dateninformationen für die Wertminderung und
die Bewertung und Analyse der Stammdaten.
Zur Identifizierung der Stammdatenher-
stellungskosten
werden die Kosten pro Mitar-
beiter und die Zeit für die Erstellung genutzt.
Darüber hinaus werden die Kosten für spezielle
Prozesse und Sub-Domänen (z. B. spezielle
Vertragskonditionen bei Kundenstammdaten)
addiert, um ein möglichst genaues Abbild der
Herstellungskosten zu erhalten.
Der zweite Prozessschritt der zweiten Phase
nutz die detaillierten Stammdateninformationen
zur
Identifizierung der Wertminderungen
.
Dazu werden Informationen zu ihrer Qualität,
dem letztmaligen Nutzen und anderen Effekten
mit Einfluss auf eine Wertminderung ergänzt.
Der Dateneigentümer muss an dieser Stelle die
Informationen zur aktuellen Qualität jeder ein-
zelnen Stammdatei in der Regel aus dem unter-
nehmenseigenen ERP-System auslesen. Zu-
sätzlich wird das Datum der letztmaligen Nut-
zung jeder Stammdatei ebenfalls aus dem
ERP-System ausgelesen. Diese Informationen
stellen die zentralen Elemente zur Bestimmung
des Stammdatenwertes dar. Darüber hinaus
gibt es eine Möglichkeit, weitere Effekte pro
Stammdatei zu berücksichtigen.
Information in eigener Sache
Den Zugang zur Online-Komponente des
Controller Magazins finden Sie unter
Bei Fragen zum Online-Zugang sind wir
unter der kostenlosen Rufnummer
0800 50 50 445 gerne für Sie da:
Mo.-Fr. von 8-22 Uhr, Sa.-So. von 10-20 Uhr.
Monetäre Bewertung von Stammdaten im Unternehmen