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Das „wirkliche“ Risikomanagement eines
Unternehmens wird eher durch die
Unternehmensführung erreicht als durch
die Risikomanager, die oft eher Risiko-
controller sind. Dies ist aber prinzipiell kein
Problem, würden sie durch ihre Methoden
und Risikoinformationen dazu beitragen,
dass die Entscheider Ertrag und Risiko
gegeneinander abwägen könnten. Und
genau hier liegt das Problem: Risiko-
management wird noch zu oft als „Silo-
funktion“ gelebt und ist bei der Vorberei-
tung wichtiger Entscheidungen von
Vorstand bzw. Geschäftsführung gar nicht
involviert. Dies ist das Thema meines
Beitrags in dieser Ausgabe: „Controlling
und Risikoanalyse bei der Vorbereitung
von Top-Management-Entscheidungen“.
Traditionelle Risikomanagement-Ansätze haben
oft schwerwiegende Konstruktionsfehler, die
einen praktischen Nutzen in Frage stellen.
Sichergestellt werden muss, dass das Risiko-
management sich nicht nur mit den bestehen-
den Risiken beschäftigt, sondern insbesondere
auch mit Handlungsoptionen sowie geplanten
Projekten und Maßnahmen. Es ist auch
wenig hilfreich, erst nach einer Entscheidung
festzustellen, welche Implikationen diese
für das Unternehmen – speziell für Risiken
und Rating – nun gehabt hat.
Das wichtigste Einsatzfeld der Risikoanalysen
ist die Vorbereitung von Entscheidungen.
Um dieses Feld zu erschließen, sollte man
sich an einem integrierten, risikoorientierten
Unternehmensführungsansatz ausrichten,
da gut vorbereitete Entscheidungen oft
Informationen aus Risikoanalyse, Controlling,
Marketing, Produktion, Strategie verbinden
müssen.
Auch der Beitrag von Prof. Robert Rieg –
„Break-Even-Analyse im Mehrproduktfall unter
Unsicherheit und Risiko“ – zeigt schön, wie
das Risikomanagement in einem integrierten
Ansatz aus dem oft festzustellenden „Silo“
befreit werden kann. Das von Prof. Rieg
erläuterte Verfahren ist für Controlling, Risiko-
management, Marketing, Produktionsplanung
und Unternehmensführung gleichermaßen
bedeutsam.
Es ist ein schönes Beispiel für die Möglichkeit
der Leistungssteigerung eines traditionellen
deterministischen Verfahrens, der Break-Even-
Analyse, durch die Monte-Carlo-Simulation,
einer Schlüsseltechnologie des Risiko-
managements. Diese Integration trägt zu
einer „risikoorientierten Unternehmensführung“
bei und hilft dem Management bei der
Entscheidungsvorbereitung.
Haben Sie weitere gute Beispiele für die
Nutzung von Techniken der Risikoanalyse und
Risikoaggregation, speziell auch in Anwen-
dungsfällen außerhalb des traditionellen Risiko-
managements? Ich würde mich freuen, wenn
Sie darüber einen Beitrag für das Controller
Magazin schreiben würden. //
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Prof. Dr. Werner Gleißner
TOP
EVENT
15. Juli 2015
– 8. Münchener
Risikomanager-Stammtisch
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Congress 2015 – Die 10. RMA-Jahreskonferenz
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Impressum
Ralf Kimpel
Vorsitzender des Vorstands der
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V.i.S.d.P.
RMA-Geschäftsstelle
Risk Management Association e. V.
Englmannstr. 2, D-81673 München
Tel.: +49.(0)1801 – RMA TEL (762 835)
Fax: +49.(0)1801 – RMA FAX (762 329)
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Dr. Werner Gleißner
Tel.: +49.(0)711- 79 73 58 30
CM Juli / August 2015
Vom Risikomanagement als „Silo“ zu einer integrierten,
risikoorientierten Unternehmensführung
Risikoanalyse und Simulation für Managemententscheidungen
Prof. Dr. Werner Gleißner