personalmagazin 4/2017 - page 56

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SPEZIAL
_PERSONALMESSEN
personalmagazin 04/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
W
iewirkt sich dieDigitalisie-
rung des Personalbereichs
auf Zusammenarbeit und
Kommunikation im Unter-
nehmen aus? Wie profitiert der Perso-
nalbereich selbst davon? Wo stehen die
Unternehmen in Deutschland auf dem
Weg in die Digitalisierung? Diese Fra-
gen standen im Mittelpunkt der Studie
„Digital HR“ von der Zukunftsinitiative
Personal (ZIP), bei der seit sieben Jahren
namhafte HR-Anbieter und -Dienstleister
zusammenarbeiten. Zunächst wurden im
Zuge einer Meta-Studie aktuelle Untersu-
chungen, beispielsweise von Kienbaum,
PAC und der Universität des Saarlandes,
analysiert. Anschließend fanden elf Tie-
feninterviews mit Personalmanagern in
verantwortlicher Position statt, bei de-
nen unter anderem der Digitalisierungs-
grad der eigenen HR-Prozesse und die
Zukunftspläne abgefragt wurden.
Neue Kompetenzen und
Anforderungen
Sechs Fragenkomplexe hat die Studie er-
fasst: Was sind die Ziele der Digitalisie-
rung des HR-Bereichs? Welche Kompe-
tenzen und Bereitschaft seitens HR sind
vorhanden? Wie ist der Status Quo der
Digitalisierung in HR? Wie wird die Si-
tuation in fünf Jahren aussehen? Welche
Transformationsvorgehen sind geplant?
Was sind die Misserfolgs- und Erfolgs-
faktoren für Digitalisierung in HR?
Die Tiefeninterviews habenerwartungs-
gemäß ergeben, dass der Personalbereich
aus dem passiven in den aktiven Status
Von
Daniela Furkel
(Red.)
wechseln muss, um den digitalen Wandel
zu meistern. Konkret heißt das: Durch die
Entwicklung in Richtung Industrie 4.0
ergeben sich neue Kompetenzanforde-
rungen an die Belegschaften. Außerdem
entstehen neue Anforderungen an das
Recruiting und die Personalentwicklung.
Nicht zuletzt tragen neue Mitarbeiterge-
nerationen dazu bei, dass der Personal-
bereich den Wandel aktiv mitgestalten
muss. Denn die Interviewpartner sind
sich sicher: Der Unternehmenserfolg wird
maßgeblich vom Digitalisierungsgrad des
HR-Bereichs beeinflusst.
Durch einen hohen Digitalisierungs-
grad sind genauere Informationen für
Unternehmensentscheidungen möglich.
Schneller zugängliche Informationen be-
einflussen strategische Unternehmens­
entscheidungen positiv. Und das
Unternehmen erhält ein Frühwarnsystem
mit der Möglichkeit gegenzusteuern. Da-
mit erhöht sich die Wettbewerbsfähig-
keit. Doch diese Erkenntnis ist offenbar
noch nicht in vielen Unternehmensspit-
zen angekommen. „Die Geschäftsleitung
unterschätzt die Auswirkungen der Di-
gitalisierung in HR auf den Unterneh-
menserfolg“, sagte ein Interviewpartner.
Mehr strategische Aufgaben
„Durch die Digitalisierung wird HR als
Strategiepartner an Gewicht gewinnen“,
so eine weitere Aussage aus den Tiefen-
interviews. Zu dieser Entwicklung trägt
unter anderem das Verschwinden der
administrativen Tätigkeiten von Perso-
nalern bei. Stattdessen wird die Perso-
nalentwicklung weiter an Bedeutung
gewinnen und der Personalbereich wird
Kompetenzträger für die Kollaboration
aufbauen. Einerseits ist es wichtig, dass
der Personalbereich – wie bereits fest-
gestellt – eine aktive Rolle auf dem Weg
in die Digitalisierung einnimmt. Ande-
rerseits wird er aber nach Ansicht der
Interviewpartner zum Gegenpol totaler
Digitalisierung, indem er Sinn, Ethik
und Prioritäten vermittelt.
HR muss neue Methoden einsetzen
Ein drittes Ergebnis aus den Experten-
interviews: Der Personalbereich muss
sich mit disruptiven Gedankenmodel-
len auseinandersetzen. Je nach Branche
und Unternehmensausrichtung wird
sich ein unterschiedlicher Grad an Dis-
ruption ergeben. Allgemein wird Agili-
tät in Zukunft eine wesentliche Anforde-
rung an HR darstellen. Außerdem muss
der HR-Bereich Methoden wie Design
Thinking, Agiles Management und Ex-
perimenting für sich selbst annehmen.
Und es sind neue Modelle für Virtualität
sowie zeitlich und räumlich flexibles Ar-
beiten gefragt.
Welche konkreten Auswirkungen er-
geben sich nun durch die Digitalisierung
des HR-Bereichs? Die Studienergebnisse
zeigen, dass diese in erster Linie in ei-
ner Serviceverbesserung des Personal-
bereichs, in einer qualitativen Erhöhung
der HR-Prozesse und in einer Verbesse-
rung der Effizienz beziehungsweise der
Kosten im HR-Bereich liegen. Alle drei
Auswirkungen erhielten auf einer Skala
von eins (keine Auswirkungen) bis zehn
(sehr starke Auswirkungen) einen Mit-
telwert von acht. Die Verbesserung der
Kommunikation im Unternehmen so-
Der digitale Personalbereich
ANALYSE.
Personaler können von der Digitalisierung stark profitieren: Sie erhöht laut
Studien und Interviews die Servicequalität, Effektivität und Effizienz von HR.
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