personalmagazin 3/2017 - page 52

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SPEZIAL
_ZEIT, ZUTRITT, PEP
personalmagazin 03/17
Risiken zählen zu den Themen, die für
jedes Unternehmen von großer, wenn
nicht von existenzieller Bedeutung sind.
personalmagazin:
Wie haben sich die
Anforderungen der Unternehmen an die
Zutrittskontrolle verändert?
Dörr:
Lange Zeit ging es nur um das
schlichte Thema „Tür auf – Tür zu“. Jetzt
reichen die Projekte von der Absicherung
der Außenhaut bis zur Absicherung der
einzelnen Bürotür in der Buchhaltung
oder Personalabteilung. Es geht weg vom
Schlüssel hin zu elektronischen Siche-
rungen. Die Unternehmen wollen auch
die Zugangszeiten begrenzen: Mitarbeiter
„Sicherheit wird komplexer“
INTERVIEW.
Sicherheit am Arbeitsplatz gewinnt immer mehr Bedeutung. Über
aktuelle Herausforderungen sprechen Sabine Dörr und Rainer K. Füess von Tisoware.
personalmagazin:
Ist Sicherheit stärker im
Bewusstsein der Firmen als früher?
Sabine Dörr:
Ja. Das zeigt sich einerseits an
der steigenden Anzahl an Beratungspro-
jekten, die sich mit Sicherheits-Themen
beschäftigen. Andererseits sind die Wün-
sche der Unternehmen nach Sicherheit
komplexer geworden: Das fängt bei der
einfachen, einzelnen Türabsicherung an
und geht bis zur komplexen Gelände-,
Gebäude-, Etagen- und Büroabsicherung
online und offline und zur Videoüberwa-
chung. Auch im Zusammenhang mit den
verschärften Vorschriften rund um Food
Defense hat die Nachfrage nach Verein-
zelungsanlagen und Überprüfung der Zu-
trittsberechtigung zugenommen.
personalmagazin:
In welchen Fällen ist
die Personalabteilung in die Sicherheits­
themen involviert?
Dörr:
Das hängt von der Größe des Un-
ternehmens ab. Viele größere Unterneh-
men haben ein eigenes Facility-Manage-
ment, einen Leiter Haustechnik und
eventuell externe Security-Mitarbeiter.
In diesen Unternehmen ist die Personal-
abteilung selten der Initiator von Sicher-
heitskonzepten, sondern die Anfrage
geht eher von den technischen Betriebs-
stellen oder der IT-Abteilung aus.
Rainer K. Füess:
In diesen Fällen kann es
aber sein, dass die Personalabteilung die
Schnittstelle zwischen uns, der Haustech-
nik und der IT bildet. Es kommt vor, dass
bereits ein System für die Zeiterfassung
oder ein Ausweissystem vorhanden sind.
Damit Zeitwirtschaft und Sicherheit nicht
parallel nebeneinander laufen und damit
keine neue Insellösung im Unternehmen
entsteht, ist es sinnvoll, wenn die Perso-
nalabteilung die beteiligten Stellen ver-
bindet. Die Personalabteilung ist auch
involviert, wenn ein neues Ausweisma-
nagement oder eine Besucherverwaltung
eingeführt wird, denn in diesen Fällen
geht es auch um Personal-Stammdaten.
personalmagazin:
Geht es den Unterneh­
men eher darum, ihre IT gegen Hacker­
angriffe zu sichern oder geht es vor allem
um die Sicherheit von Gebäuden?
Dörr:
Wir haben festgestellt, dass viele
unserer Kunden zuerst an die Sicherheit
des Geländes und des Gebäudes denken
und erst dann an die Cyber-Sicherheit.
Es geht ihnen vor allem darum, unge-
wollten Personen den Zutritt zu verweh-
ren. Viele Versicherungsgesellschaften
haben die Ansprüche an die Versicher-
barkeit eines Unternehmens erhöht.
Wenn sich ein Unternehmen gegen
Cyber-Attacken versichern will, muss
es beispielsweise nachweisen, dass es
den Zutritt gesichert hat. Bei innovati-
ven Unternehmen, aber auch bei großen
und exportorientierten Unternehmen
sind ganzheitliche Sicherheitskonzepte
bereits ein Thema. Im Mittelstand, der
eher europanah agiert, kommt dieses
Bewusstsein so langsam an.
Füess:
Dazu tragen auch die rechtlichen
Rahmenbedingungen im Sinne eines be-
kannten Versenders bei. Luftfracht-ori-
entierte Unternehmen müssen sich phy-
sikalisch sichern. Das kann aber nicht
losgelöst von der IT-Sicherheit gesehen
werden. 69 Prozent der deutschen Fir-
men verzeichneten in den vergangenen
zwei Jahren Hacker-Angriffe. Cyber-
SABINE DÖRR
ist seit 1990 für Tisoware
als Geschäftsführende Gesellschafterin
tätig. Die Diplom-Betriebswirtin zeichnet für
die Bereiche Gesamtvertrieb, Marketing und
Personalwesen verantwortlich.
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