personalmagazin 3/2017 - page 62

62
RECHT
_KÜNDIGUNGEN
personalmagazin 03/17
die kleineren immerhin bei 35 Prozent.
Geht man von der Faustformel „halbes
Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr“
aus, sollten bei der hohen Zahl von
Kündigungen in Deutschland immense
Kosten entstehen. Dazu kommen noch
Kosten für eine Outplacement-Beratung,
die Teil der Abfindung sein können.
Fazit: hohe Kosten, wenig Trainings
Die Umfrage zeichnet ein ernüchterndes
Bild. Zum einen scheint es keine Ausnah-
me zu sein, dass Gekündigte von ihrer
Kündigung nicht im persönlichen Ge-
spräch erfahren. Und wenn es zu einem
solchen Gespräch kommt, dann kann sich
der direkte Vorgesetzte recht häufig da­
rum drücken. Dabei sollte zumindest der
Respekt voreinander ein persönliches
Gespräch gebieten. Außerdem sind die
finanziellen Kosten sehr hoch, gerade
weil Abfindung, Freistellung und Krank-
schreibung so häufig sind. Dazu kom-
men noch die psychologischen Kosten
vor allem aufseiten der Gekündigten,
die mittlerweile in der Literatur gut do-
kumentiert sind. Denn eine Kündigung
ist für die meisten ein Schock, der sich
auf alle Lebensbereiche auswirkt.
Hoffnung macht da der hohe Bedarf
nach Trainings für Trennungsmanage-
ment und Umgang mit Emotionen im
Kündigungsgespräch. Offensichtlich
sind viele, die eine Kündigung ausspre-
chen, letztlich mit den Ergebnissen nicht
zufrieden und wollen gerade den kon-
fliktbeladenen Teil der Kündigung gerne
besser durchführen.
PROF. DR. CORNELIUS
KÖNIG
ist Inhaber des
Lehrstuhls für Arbeits- und
Organisationspsychologie an
der Universität des Saarlands.
DR. MANUELA RICHTER
ist
Postdoktorandin am Lehrstuhl
für Arbeits- und Organisa-
tionspsychologie an der
Universität des Saarlands.
FOTO: JÖRG PÜTZ
FOTO: JÖRG PÜTZ
ABFINDUNGSZAHLUNGEN
Gerade in größeren Unternehmen werden häufig Abfindungen im Zusammenhang mit
Kündigungen gezahlt. Aber auch gut ein Drittel der kleinen Firmen nutzt dieses Mittel.
Angaben in Prozent (in Klammer die Anzahl der Unternehmen)
Unternehmen ‹200 MA
Ja
Nein
Mir nicht bekannt
Unternehmen ›200 MA
Alle Unternehmen
35% (46)
62% (81)
2% (3)
51% (58)
47 % (54)
2% (2)
43% (104)
55% (135)
2% (5)
FREISTELLUNG NACH DER KÜNDIGUNG
Lohnzahlung ohne Arbeitsleistung: Rund 64 Prozent der Unternehmen stellen die Ge-
kündigten zumindest für einige Tage frei und erhöhen so die Kosten einer Kündigung.
Angaben in Prozent (in Klammer die Anzahl
der Unternehmen)
Unternehmen ‹200 MA
Ja, bis zum Ende des Arbeitsverhältnisses
Nein
Mir nicht bekannt
Unternehmen ›200 MA
Alle Unternehmen
34% (44)
6% (8)
58% (75)
2% (3)
37% (42)
6 % (7)
57% (65)
35% (86)
57% (140)
1% (3)
Ja, für einige Tage beurlaubt
6% (15)
erhalten: Mitarbeiter melden sich entwe-
der krank oder werden freigestellt. Kon-
kret: 140 von 244 Mitarbeitern wurden
bis zum Ende des Arbeitsverhältnisses
freigestellt. Zusätzliche 15 Mitarbeiter
wurden zumindest für einige Tage frei-
gestellt. Berücksichtigen wir noch die
Krankmeldungen, die als Reaktion auf
die Kündigung erfolgen, liegen wir bei
den Konsequenzen noch höher. Knapp
20 Prozent der Mitarbeiter meldeten sich
krank – das gilt für kleinere und größe-
re Unternehmen gleichermaßen. Ihre
Krankheit dauerte im Schnitt 39 Arbeits-
tage – in einem Einzelfall sogar 300 Tage.
Zu den Kosten sind auch die Ge-
richtskosten zu zählen. Bei den größe-
ren Firmen widersprechen 32 Prozent
der Gekündigten einer Kündigung, bei
kleineren Firmen sind es 22 Prozent.
Dementsprechend sind in größeren Un-
ternehmen (mit 40 Prozent) auch Klagen
vor dem Arbeitsgericht fast doppelt so
wahrscheinlich wie in kleineren. Of-
fensichtlich wird in größeren Firmen
intensiver und mit härteren Bandagen
gestritten.
Nicht zuletzt zahlen viele Firmen Ab-
findungskosten: die größeren bei der
Hälfte aller Kündigungen (51 Prozent),
1...,52,53,54,55,56,57,58,59,60,61 63,64,65,66,67,68,69,70,71,72,...84
Powered by FlippingBook